Erster Corona-Fall im deutschen Fußball Corona-Fall im deutschen Fußball: Hannover-Profi Timo Hübers positiv auf Virus getestet

Hannover - Zum ersten Mal ist im deutschen Profifußball ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Zweitliga-Club Hannover 96 gab am Mittwoch bekannt, dass sich der 23 Jahre alte Verteidiger Timo Hübers in häuslicher Quarantäne befindet.
Der Verein geht davon aus, dass sich Hübers am Samstagabend bei einer Veranstaltung in Hildesheim infiziert hat. Zeitpunkt und Ort seiner Ansteckung seien „exakt eingrenzbar“. Da er seitdem „keinen Kontakt zu seinen Mannschaftskollegen hatte“, ist nicht davon auszugehen, dass sich Mitspieler bei ihm infiziert haben. Dennoch werde «der komplette Profikader sowie Trainerteam und Staff vorsorglich auf das Virus getestet“, heißt es in einer Erklärung.
Corona-Fall bei Hannover 96: Timo Hübers zeigt noch keine Symptome
„Timo hat sich absolut vorbildlich verhalten“, sagte Hannovers Sportdirektor Gerhard Zuber. „Er selbst zeigt bis jetzt keinerlei Symptome. Als er davor erfuhr, dass eine Person, die mit ihm auf der Veranstaltung gewesen war, positiv getestet wurde, meldete er sich direkt beim Arzt und begab sich provisorisch in häusliche Quarantäne.“
Das Zweitliga-Heimspiel von Hannover 96 gegen Dynamo Dresden soll an diesem Sonntag um 13.30 Uhr ohne Zuschauer stattfinden. Diese Entscheidung hatte die Region Hannover bereits am Vormittag unabhängig vom positiven Test bei Hübers verkündet. Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann erließ kurz zuvor ein Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern für das Bundesland, um Neuinfektionen mit dem Coronavirus einzudämmen.
Hübers war 2016 von der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln zurück zu seinem Jugendverein 96 gewechselt. Im August 2018 zog sich der Innenverteidiger bereits den zweiten Kreuzbandriss seiner jungen Karriere zu. Erst Ende Februar hatte er bei der 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld sein Comeback nach rund anderthalbjähriger Verletzungspause gegeben. Zuletzt lief Hübers für den Bundesliga-Absteiger am Freitagabend beim Spiel in Nürnberg auf.
Saison-Abbruch im Fußball? DFB-Vizepräsident widerspricht
Präsident Helge Leonhardt von Zweitligist Erzgebirge Aue rechnet aufgrund der Corona-Krise mit einem vorzeitigen Saison-Ende. „Ich gehe davon aus, dass die Saison nicht zu Ende gespielt werden kann. Sobald eine Person, die regelmäßigen Kontakt mit einer Mannschaft hat, erkrankt, muss das gesamte Team für zwei Wochen unter Quarantäne“, sagte Leonhardt der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Es sei sehr wahrscheinlich, dass sich Spieler anstecken: „Und dann brechen der ganze Spielplan und der gesamte Spielbetrieb zusammen.“
Im Falle einer Gefährdung von Spielern und Zuschauern können nur die lokalen Gesundheitsbehörden eine solche Entscheidung treffen, weil dabei neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen sind. Die Dachorganisationen des Sports sind nicht berechtigt, eine Partie abzusagen, weil sie nicht als Veranstalter fungieren.
Handball-Bundesligist Eulen Ludwigshafen muss nach Aussage von Trainer Ben Matschke vor dem ausverkauften Heimspiel gegen den THW Kiel am 19. März die Personalien aller Zuschauer erfassen. Das Gesundheitsamt habe entsprechende Restriktionen erlassen. „Bevor die Zuschauer die Halle betreten, müssen wir über jeden Bescheid wissen“, sagte Matschke. Eine solche Maßnahme dürfte für die meisten Vereine nur schwer zu bewältigen sein - und könnte auch Datenschützer auf den Plan rufen.
Das kann bis zur Öffnung der Stadion- oder Hallentore wenige Stunden vor dem Anpfiff geschehen, wie die jüngsten Beispiele gezeigt haben. Sowohl das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am 9. Februar als auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt bei RB Salzburg am 28. Februar wurden wegen Sturmwarnungen jeweils am geplanten Spieltag abgesagt. Gesundheitsminister Spahn rät allerdings zu frühzeitigen Entscheidungen, um allen Beteiligten und Betroffenen die nötige Planungssicherheit zu geben.
Es würde ein Terminchaos drohen, denn Ausweichtermine sind in der Schlussphase einer Saison rar. Im Fußball würde es besonders eng werden, wenn Vereine beteiligt wären, die noch im DFB-Pokal und den Europapokal-Wettbewerben mitmischen. Das sind Bayern München in der Champions League und Bayer Leverkusen sowie Eintracht Frankfurt in der Europa League. Aber auch im Eishockey, wo in dieser Woche die Playoffs beginnen, und in den anderen großen Ballsportarten sind die Spielpläne dicht gedrängt. Anders sieht es in der 2. Fußball-Bundesliga aus, wo die DFL laut Seifert derzeit prüft, „ob einzelne Spieltage verschiebbar sind“.
Zuerst: Auch ein Spiel ohne Zuschauer kann nur von den lokalen Gesundheitsbehörden angeordnet werden. Eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, Arena-Personal und Journalisten dabei sein.
Solche Forderungen müssten sich an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten. Die Frage von Entschädigungen für Fans, die Tickets erworben haben, stehe bei den Clubs daher „ganz oben auf der Agenda“, sagte DFL-Boss Seifert. Borussia Dortmund kündigte am Montag bereits an, seinen Fans die Kosten für die Eintrittskarten für das Champions-League-Spiel in Paris zu erstatten.
DFB-Vizepräsident Rainer Koch glaubt hingegen nicht, dass die Saison wegen der Coronavirus-Epidemie vorzeitig beendet werde. Das sagte er im Bayerischen Rundfunk und meinte im Vergleich zum Eishockey, wo die DEL vor Beginn der Playoffs abgebrochen wurde: „Die Situation ist gänzlich unterschiedlich.“
Zum einen sei die DEL in der Saison weiter gewesen. Andererseits gebe es im Eishockey keinen Auf- und Abstieg, weswegen die Fußball-Bundesliga „auch wirtschaftlich eine ganz andere Bedeutung“ für die Clubs habe.
Bundesliga vor komplettem Geister-Spieltag
Der Chef des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) findet es wichtig, „dass wir mit Blick auf die neue Saison Klarheit haben müssen, und so schnell wie möglich schaffen müssen in den Clubs.“ Es sei nämlich „ein riesengroßer Unterschied, ob ich mit Blick auf die Fernsehgelder in der zweiten Liga oder in der ersten Liga oder in der dritten Liga spiele“, sagte er am Mittwoch laut einer BR-Mitteilung.
Generell meinte Koch, man solle zwar den Vorgaben der Behörden absolut Folge leisten, wenn es um den Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus geht. „Wir dürfen auf der anderen Seite aber auch nicht von uns aus (...) das Leben zum Erliegen bringen, (...) wir dürfen nicht das zivilgesellschaftliche Miteinander zerstören oder die ganzen wirtschaftlichen Folgen außer Acht lassen“, sagte er.
Wegen der Gefahr der Lungenkrankheit Covid-19 finden an diesem Wochenende alle Bundesligaspiele ohne Zuschauer statt. (dpa/mz)