Champions-League-Finale Champions-League-Finale: Cristiano Ronaldos unbändige Gier nach Titeln und Rekorden

Köln - Ruhm und Titel. Geld und Talent. Bewunderer, Neider und Widersacher – Cristiano Ronaldo besitzt scheinbar alles im Überfluss. Doch es genügt ihm lange nicht. Ronaldo, mittlerweile 33, will noch viele Jahre am eigenen Denkmal arbeiten und die eigenen Rekorde in die Höhe schrauben. Angefangen am Samstag, wenn Real Madrid – also Ronaldo und zehn seiner begnadeten Zuarbeiter – im Champions-League-Finale von Kiew auf den FC Liverpool trifft (20.45 Uhr/Sky und ZDF).
„Ich liebe diesen Wettbewerb“, sagt der Portugiese. Wenn man diese Zuneigung in Zahlen ausdrückt, muss es eine innige Liebe sein. Mit einem Erfolg gegen die Engländer wäre Ronaldo fünfmaliger Königsklassen-Sieger, keinem anderen Fußballer gelang das. 120 Treffer erzielte der Stürmer in der Champions League, davon 15 in dieser Saison. CR7 steuert auf seinen siebten Torschützenkönigs-Titel zu. Im vergangenen Jahr war Ronaldo beim 4:1 im Finale gegen Juventus Turin mit zwei Treffern der Matchwinner. Auch bei seinen Endspielsiegen 2008 (mit Manchester United), 2014 und 2016 gehörte er zu den Torschützen. Werte, mit denen Ronaldo seinen Dauerrivalen Lionel Messi vom FC Barcelona in den Schatten stellt. Der Europameister von 2016 hat gelernt, wann er in absoluter Topform sein muss. 28 seiner wettbewerbsübergreifend 41 Saisontore erzielte Ronaldo seit Januar.
Folgt Nummer 42 am Samstag, ist absehbar, welche Szenen sich vor den Augen Hunderter Millionen TV-Zuschauer abspielen werden: Ronaldo zieht sich das Trikot vom Leib, streckt die Arme aus und spannt jede seiner bis zur Perfektion austrainierten Muskelfasern an. „Keiner ist so wie ich“, sagt der Real-Profi mit einem Mix aus Selbstbewusstsein und Narzissmus. Die nach seinem nächsten Titel wieder allgegenwärtigen Bilder würden jene Zahlen aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen, die zwar ohnehin meist nur Nebensache sind, aber eben auch zu Ronaldo gehören: 14 Millionen Euro samt Schuldbekenntnis soll der Megastar dem spanischen Fiskus kürzlich angeboten haben, um eine mehrjährige Freiheitsstrafe wegen Steuerhinterziehung zu umgehen.
„Mein biologisches Alter liegt bei 23 Jahren“
Aufgescheucht durch die Enthüllungen des „Spiegel“ wird Ronaldo von den spanischen Behörden vorgeworfen, zwischen 2011 und 2014 rund 14,7 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Auch beim finanziellen Aspekt des Sports kennt CR7 keine Grenzen. Die einzige Zahl, die keine Rolle spielt, ist das Alter. So wie jetzt kann es weitergehen, noch viele Jahre. „Mein biologisches Alter liegt bei 23 Jahren. Mir bleibt noch eine lange Zeit. Ich kann spielen, bis ich 41 bin“, sagt Ronaldo. Ironie ist bei solchen Äußerungen nicht rauszuhören.
Die letzte Hürde vor den Rekorden und Reals drittem Champions-League-Titel in Serie ist der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Der deutsche Teammanager hat den Klub aus der englischen Arbeiterstadt in den letzten Monaten und Jahren ein gutes Stück in Richtung alter Stärke geführt. Die K.o.-Runde mit furiosen Siegen gegen Porto, Manchester City und die AS Rom ließ die Erwartungen wachsen – der letzte Königsklassen-Titel datiert vom 25. Mai 2005, jenem legendären 6:5-Finalsieg nach 0:3-Rückstand gegen den AC Mailand. Die Erben der damaligen Helden um Steven Gerrard sind bereits auserkoren: Das fabelhafte Angriffs-Trio Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino schoss 90 Saisontore. Die „Fab Three“ befinden sich in Ronaldo-Sphären. (mit dpa)