Bundesliga-Prognose Teil 3 Bundesliga-Prognose Teil 3: Die Meisterschaft ist für Bayern München nicht genug

Man kann Bundesliga-Trainern wohl unterstellen, eine gewisse Fachkompetenz in Fußballfragen mitzubringen – und wenn 16 dieser 18 Coaches auf den FC Bayern als kommenden Deutschen Meister setzen, ist das ein Hinweis darauf, dass die größte Ungewissheit im Titelkampf sein dürfte, ob die Münchner schon im März oder erst im April den 26. Meistertitel feiern. Selten gab es einen größeren Favoriten auf den Titel, den die Münchner in dieser Saison zum vierten Mal in Folge gewinnen könnten – ein Rekord, den der Klub unbedingt erreichen will. Im dritten Teil unserer Serie zum Ligastart: Der FC Bayern München.
Der Trainer
Als Pep Guardiola 2013 das Amt des Bayern-Trainers von Jupp Heynckes übernahm, waren die Voraussetzungen seines Starts nicht die einfachsten: Sein Vorgänger hatte mit dem Klub gerade das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokalsieg und Champions League gewonnen und übergroße Fußstapfen hinterlassen. Andererseits: Es kam dafür Pep Guardiola, ein Mann, dem man nachsagt, eine neue Art des Fußballs erfunden zu haben, und der so in Spanien eine Ära beim FC Barcelona prägte.
In seiner ersten Saison in München holte der heute 44-Jährige das Double, in der vergangenen Spielzeit die Meisterschaft – und Kritik wurde laut, da ein Titel für die Ansprüche des FC Bayern eigentlich zu wenig ist. Auch sein Zerwürfnis mit dem Münchner Urgestein Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, in dessen Folge der Mannschaftsarzt seinen Dienst quittierte, führte dazu, dass Guardiola nicht mehr unantastbar war. Bis 2016 läuft der Vertrag des Spaniers – und derzeit sieht es nicht so aus, als würde sein Arbeitspapier verlängert. Weder von ihm noch von seinem derzeitigen Arbeitgeber.
Die Mannschaft
Der Kader der Münchner ist der mit Abstand teuerste und wohl ebenfalls mit Abstand beste der Liga. Bei Spielern wie Robert Lewandowski, Thomas Müller, Xabi Alonso, Arjen Robben und Manuel Neuer liest sich das Spieleraufgebot wie eine Weltauswahl.
Dazu kommen die hochkarätigen Verpflichtungen des Chilenen Arturo Vidal für 37 Millionen Euro und des Brasilianers Douglas Costa für 30 Millionen Euro, die ihr Können beide bereits in der Vorbereitung unter Beweis gestellt haben. Wenn überhaupt könnte Guardiola ein Problem bekommen, weil er zu viele Topstars hat – und diese teilweise auf der Bank sitzen müssen.
Der Abgang
Der Lebenslauf des Bastian Schweinsteiger ist eigentlich die klassische Geschichte einer Klublegende. Als 14-Jähriger kam der Mittelfeldspieler in die Jugendmannschaft des FC Bayern, gab mit 18 Jahren sein Debüt in der Profimannschaft und wurde mit den Münchnern später achtfacher Deutscher Meister, siebenmaliger DFB-Pokalsieger und gewann die Champions League. Normalerweise hätte Schweinsteiger jetzt noch einige Jahre in München gespielt, schließlich ein tränenreiches Abschiedsspiel gegeben und dann, wie einst Uli Hoeneß, ein Amt im Verein bekleidet – in welcher Funktion auch immer.
Dass Schweinsteiger zu Manchester United gewechselt ist, und das nicht etwa als Karriereausklang, ist ein Vorgang, der in München vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre. Auch wenn der FC Bayern den Abgang sportlich verkraften wird, ist Schweinsteigers Wechsel mehr als ein gewöhnlicher Transfer, der den Charakter des Klubs verändern wird.
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Die Vorbereitung
Einen nicht unerheblichen Teil der Vorbereitung hat der FC Bayern mit einer Asienreise verbracht – um auch diesen Markt für sich zu erschließen und den Klub weiter als internationale Marke auszubauen. Sportlich lief es zunächst durchwachsen – mit Niederlagen gegen Augsburg und Borussia Mönchengladbach – in internationalen Testspielen gegen Klubs wie den FC Valencia, Real Madrid oder Inter Mailand war das Team von Guardiola aber erfolgreicher. Im Supercup, dem ersten Pflichtspiel der Saison für die Bayern, unterlag man dem VfL Wolfsburg im Elfmeterschießen, im DFB-Pokal mühte sich der Klub zu einem 3:1-Sieg gegen Fünftligist FC Nöttingen aus Baden-Württemberg.
Die Spannung
Auch wenn der FC Bayern der Grund dafür ist, dass die Spannung im Titelkampf in diesem Jahr wohl eher dürftig wird – es gibt einige Hinweise darauf, dass die Spannung innerhalb des Vereins umso größer ist. Einen ersten Eindruck davon bekam man, als der Streit zwischen Ärztestab und Trainer Guardiola in der vergangenen Saison eskalierte. Dass dem Coach anschließend nur der Gewinn der Meisterschaft gelang, sorgte innerhalb des Vereins ebenfalls für Unmut – bei dem Luxuskader und den Millionen, die in die Mannschaft und nicht zuletzt in Guardiola gesteckt werden, erwarten die Bayern-Bosse mehr als nur eine Meisterschaft, die ohnehin eher zur Kenntnis genommen als gefeiert wurde.
Dazu kommen die ungewohnt öffentlich geäußerte Kritik von Mario Götze am Trainer vor einigen Tagen sowie Zitate aus Reihen der Klubführung wie dieses von Sportvorstand Matthias Sammer: „Der FC Bayern München wird auch ohne Pep Guardiola weiteratmen.“ Dass die Meisterschale in München bleibt, mag bereits klar sein. Doch es wird hochinteressant, die Entwicklungen beim FC Bayern in der kommenden Saison zu beobachten.



