Nachfolge für Fritz Keller Bekommt der DFB seine erste Präsidentin?
Nach dem Rücktritt von Fritz Keller als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes dreht sich die Nachfolge-Debatte zunehmend um Frauen.

Frankfurt (Main) - Frauen an die Macht: Nach dem Aus der zerstrittenen Männer-Clique an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) werden die Rufe nach weiblichen Führungskräften immer lauter. Mit der Frauenpower soll endlich ein anderer Ton und ein Mit- statt Gegeneinander im krisengeplagten DFB Einzug halten. Weibliche Netzwerke formieren sich im Hintergrund - und Ute Groth steht schon für die „Machtübernahme“ bereit.
Zwei Jahre nach ihrer ersten Bewerbung für das Amt der Präsidentin wird die Amateursportvertreterin eine erneute Kandidatur wagen. „Die Bewerbung ist noch nicht abgeschickt, aber einen zweiten Versuch wird es auf jeden Fall geben“, sagte die Vereinsvorsitzende der DJK Tusa 06 Düsseldorf im WDR-Radio.
Mit ihrem Vorstoß als Folge des Rücktritts von Fritz Keller trifft Groth pünktlich zum deutschen „Diversity-Tag“ den Nerv der Zeit. Schließlich wurde in den vergangenen Tagen bei der Debatte um die Keller-Nachfolger von zahlreichen Seiten eine wichtigere Rolle von Frauen an der Verbandsspitze angemahnt. Auch eine Frau als Keller-Erbin wurde gefordert.
DFB-Präsidentin? Nadine Keßler, Bibiana Steinhaus und Katja Kraus werden gehandelt
Einige Namen sind in der Verlosung. Dabei dreht es es sich in erster Linie um die frühere Weltfußballerin und jetzige UEFA-Frauenfußballchefin Nadine Keßler, Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus und die ehemalige Funktionärin Katja Kraus. Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk hat sich selbst als Übergangs-Führungskraft angeboten.
Derzeit sitzt im DFB-Präsidium in Hannelore Ratzeburg nur eine Frau. Die Regional- und Landesverbände werden ausschließlich von Männern geführt. Eine Frau auf dem Chefsessel wäre ein Novum in der 121-jährigen DFB-Geschichte.
„In der Satzung steht schon lange, dass es die gleichen Möglichkeiten für Frauen und Männer gibt“, sagte Groth: „Entscheidend ist, dass jemand an der Spitze ist, der die Vielfalt der Gesellschaft darstellt. Und jemand, der die Basis repräsentiert. Es muss endlich mal was passieren beim DFB. Da werden Entscheidungen getroffen, die nicht transparent sind.“
Nicht nur weiße Männer: DFB-Führung soll diverser werden
Ähnlich äußerte sich Almuth Schult. „Der Verband muss das widerspiegeln, was er ist - denn er ist eigentlich divers“, sagte die Nationaltorhüterin in der ARD: „Das sollte sich zeigen im Vorstand und im Präsidium - und dann können wir auch vernünftig arbeiten.“
Das sehen mittlerweile sogar Teile der Männerriege so. „Wir brauchen die Erfahrungen, die Kompetenz der Frauen“, sagte Hermann Winkler, der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), im Deutschlandfunk: „Und deshalb darf es für mich nicht bloß eine Phrase bleiben, sondern wir müssen wirklich alle gemeinsam versuchen, in den nächsten Jahren uns in allen Gremien diverser aufzustellen, als wir das bisher sind.“
In die gleiche Richtung geht Günter Distelrath bei seinem Vorstoß für mehr Vielfalt beim DFB. „Wir wollen mehr Frauen in verantwortungsvolle Positionen des Fußballs holen. Dann aber dürfen wir sie auf dem Platz nicht weiter ausschließen“, äußerte der DFB-Vizepräsident: „Die strikte Trennung zwischen Frauen und Männern ist mit Blick auf die Geschlechtergerechtigkeit auch im Amateurfußball nicht mehr zeitgemäß.“
Vizepräsidenten Koch und Peters beim DFB Auslaufmodelle?
Angesichts dieser Forderungen erscheinen die ersten Vizepräsidenten Rainer Koch (Amateure) und Peter Peters (Profis), die den DFB bis zu einem vorgezogenen Bundestag Anfang des kommen Jahres interimsmäßig führen sollen, als Auslaufmodelle.
Dass Frauen in das Machtvakuum stoßen könnten, zeigt auch eine aktuelle Forsa-Umfrage für das RTL/ntv-Trendbarometer. Demnach haben 49 Prozent der Befragten noch keine Vorstellung von einem geeigneten Keller-Nachfolger. Die sechs Prozent Zustimmung für Groth auf Platz drei der Kandidatenliste (hinter Philipp Lahm und Rudi Völler) sind also noch ausbaufähig. (sid)