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Bayern München Bayern München: Wird Thiago Alcántara nun zum Schlüsselspieler?

Von Maik Rosner 22.01.2014, 21:45
Pässe aus dem Fußgelenk sind eine der Stärken von Thiago.
Pässe aus dem Fußgelenk sind eine der Stärken von Thiago. EPA

München/mz - Wie es aussieht, wenn Thiago Alcántara do Nascimento sein Glück kaum fassen kann, hat er gerade der Weltöffentlichkeit vorgeführt. Zumindest jenem Teil, der dem spanischen Mittelfeldspieler auf Twitter folgt. Fast zwei Millionen Menschen sind das immerhin und damit mehr als doppelt so viele wie bei seinem Arbeitgeber FC Bayern. „Überraschender Besuch in München“, twitterte Thiago also auf Spanisch und verlinkte ein Video, bei dessen Anblick man beinahe um seinen Gast fürchten musste. Thiago hat den alten Kumpel vor lauter Freude fast erdrückt, als dieser durch seine Wohnungstür trat.

Wenn es nach dem 22-Jährigen geht, dann sollen derartige Gefühlsausbrüche nun zum Standard werden, nach sportlichen Erfolgen jedenfalls. Am Freitagabend eröffnen Thiago und der FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach die Bundesliga-Rückrunde. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Thiago künftig häufiger große Glücksmomente erlebt, ist markant gestiegen. Denn nach seinem Syndesmoseband-Riss in der Hinrunde und einer langen Verletzungspause ist er nun so etwas wie ein gefühlter Neuzugang beim FC Bayern.

In der Wintervorbereitung konnte er beschwerdefrei trainieren und dabei auch überzeugen, wie Augenzeugen aus dem Übungscamp in Katar berichten. Matthias Sammer zum Beispiel. „Er hat Bewegungsabläufe in seinem Spiel, die sind außergewöhnlich. Ein fantastischer Fußballer“, lobte der Sportvorstand.

„Thiago oder nix“

Das deckt sich mit der Einschätzung von Trainer Pep Guardiola, der sich kurz nach seinem Amtsantritt in München im vergangenen Sommer für seinen ehemaligen Schüler vom FC Barcelona stark gemacht hatte. Mit bemerkenswertem Nachdruck forderte Guardiola damals im Sommer-Trainingslager am Gardasee den 25 Millionen Euro teuren Transfer. „Thiago oder nix“ – dieser Guardiola-Satz ist hängengeblieben.

Es ist bisher allerdings auch so ziemlich das Erste, was dem Publikum zu Thiago einfällt. Als der Schlüsselspieler, den Guardiola in ihm sieht, ist der Hochbegabte bisher nur ganz selten aufgetreten, natürlich auch wegen seiner langen Absenz. Nun wird sich zeigen, ob Thiago umsetzen kann, was sich die Münchner von ihm erhoffen. Auch, weil sie auf Bastian Schweinsteiger als ballsichere Ordnungskraft im Mittelfeld noch etwas warten müssen. Vor allem auf den offensiven Halbpositionen ist Thiago neben Toni Kroos geplant.

Guardiolas Bruder ist der Berater

Auch für Guardiola ist es nicht unwichtig, dass Thiago zum festen Bestandteil wird. Aus Barcelona hängt dem 43 Jahre alten Trainer ja noch der Ruf nach, die von ihm geforderten Transfers seien nicht immer von Erfolg gekrönt gewesen. Und ein kleines Geschmäckle hatte bei Thiagos Wechsel ja auch der Umstand, dass der Offensivspieler von Guardiolas Bruder Pere beraten wird. Ein Familiendeal also, aber auch einer, der sportlich gerechtfertigt ist? Nur um diesen Spieler habe er den Verein gebeten, „weil ich glaube, dass wir Thiago brauchen“, erklärte Guardiola seinen Wunschtransfer.

Dass Thiago hoch veranlagt ist, technisch herausragend und zudem kreativ, das ließ sich bei seinen bisher nur neun Spielen in Bundesliga, Champions League und Pokal häufig erkennen. In guten Momenten wirken seine lässig aus dem Fußgelenk gespielten Pässe wie Pinselstriche eines virtuosen Künstlers. Misslingen diese aber, was durchaus häufiger einmal vorkam, erscheinen sie eher wie Aktionen eines schlampigen Genies. „Er hat ein bisschen Leichtsinn in seinem Spiel, das bringt dann den Trainer auf die Palme“, erzählte Sammer unlängst.

Überzeugt von Thiagos Anlagen sind sie dennoch in München, und sie hoffen nun bei ihm auf mehr Konstanz. Geübt hat Thiago dafür übrigens auch im Winterurlaub. Am 31. Dezember postete er bei Twitter ein Foto von einem Silvester-Kick mit alten Kumpels. Thiago sah ziemlich vergnügt aus.