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Bastian Schweinsteiger Bastian Schweinsteiger: Ein schwerer Weg zurück

Von Maik Rosner 10.01.2014, 21:15
Bastian Schweinsteiger (l) vom FC Bayern München trainiert in Doha (Katar) mit dem Rehatrainer Thomas Wilhelmi auf dem Trainingsplatz.
Bastian Schweinsteiger (l) vom FC Bayern München trainiert in Doha (Katar) mit dem Rehatrainer Thomas Wilhelmi auf dem Trainingsplatz. dpa Lizenz

München/mz - Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm wird man sich am Freitag besonders gefreut haben. Bastian Schweinsteiger hat sich angekündigt für den traditionellen Fanklub-Besuch. „Bayerntreue Gerolsbach“ nennt sich diese Anhänger-Vereinigung, und ihr wird der Nationalspieler am Sonntag in einer Woche die Aufwartung machen.

Für die meisten Kicker des FC Bayern ist die alljährliche Reise zu den Fans eine angenehme Pflicht. Ein netter Empfang steht bevor, Fotos werden geschossen und Autogramme gegeben. Schweinsteiger könnten allerdings auch die ungeliebten Fragen gestellt werden, die ihn seit geraumer Zeit begleiten. Nämlich jene, wie es um seine chronischen Beschwerden, die Rückrunde und die WM im Sommer in Brasilien steht. Es sind auch die Fragen, die Joachim Löw intensiv beschäftigen.

Der Bundestrainer dürfte deshalb aufmerksam die täglichen Verlautbarungen aus Katar verfolgen, wo Bayern-Trainer Pep Guardiola mit der Mannschaft gerade die Basis für die zweite Saisonhälfte legt. Er sei guter Dinge, verkündete Schweinsteiger dort nach den ersten Einheiten, in denen er meist allein mit Reha-Trainer Thomas Wilhelmi übte.

Immerhin dosiert nahm er auch an Ballübungen der Kollegen teil. Doch eine Rückkehr zur alten Form vor seinen beiden Operationen am rechten Knöchel, bei denen freie Gelenkkörper entfernt wurden, scheint noch fern. Zusätzlich haben sich nun Kniebeschwerden eingestellt. „Nichts Schlimmes“, versuchte Sportvorstand Matthias Sammer gegenüber der Bild-Zeitung zu beruhigen.

2014 in keiner Weise gefährdet

Schweinsteigers Comeback-Versuch ist ein heikles Thema beim FC Bayern. Spieler und Verantwortliche wissen, dass es noch ein langer Weg werden könnte, bis der 29-Jährige wieder voll belastbar ist und wirklich konstant beschwerdefrei spielen kann. Den öffentlichen Zweifeln daran versuchen sie mit Zweckoptimismus zu begegnen. Als im Zuge der zweiten Knöchel-OP im November geraunt wurde, Schweinsteigers Karriere sei sogar in Gefahr, sah sich der Verein zu einer Presseerklärung veranlasst. Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wurde darin mit den Worten zitiert: „Die postoperative Prognose ist als sehr günstig anzusehen. Die Leistungsfähigkeit von Bastian Schweinsteiger für das Jahr 2014 ist in keiner Weise gefährdet.“

Doch die Zweifel sind geblieben, vermutlich auch bei Schweinsteiger. Ende Oktober, kurz vor der zweiten längeren Zwangspause, hatte er mit Blick auf den ersten Eingriff eingeräumt: „Die Prognosen waren damals nach der OP ganz anders. Es hat viel länger gedauert als gedacht.“ Nun kämpft er wieder um den Anschluss, und die Zeit läuft gegen ihn, wenngleich Sammer findet: „Was er als Spieler und Mensch in diesem Team ausstrahlt, kann man nicht verlernen.“

Bundestrainer Löw macht Druck

Das dürfte Löw ähnlich sehen. Allerdings hat er den Zeitkorridor für seine vielen derzeit verletzten oder noch nicht fitten Nationalspieler verengt. Mehrfach hatte er zuletzt zum Ausdruck gebracht, nur Profis für die „WM der Strapazen“ nominieren zu wollen, die topfit seien und sich im Wettkampf-Rhythmus befänden. Einen zweiten Fall Schweinsteiger, der sich bei der EM 2012 wegen seines damals schon lädierten Sprunggelenks durch das Turnier schleppte, soll es laut Löw nicht geben. Und weil Sami Khedira (Kreuzbandriss) für das defensive Mittelfeld so gut wie sicher ausfallen wird und auch Ilkay Gündogans (Rückenprobleme) Genesung Zweifel begleiten, wäre ein fitter Schweinsteiger umso wichtiger – zumal es für ihn schon die letzte WM werden könnte.

Beunruhigend für Schweinsteiger sind auch die Nebengeräusche seiner langwierigen Beschwerden. Philipp Lahm hat sich nach seiner erfolgreichen Versetzung bei den Münchnern ins Mittelfeld auch für die Nationalelf als Sechser ins Gespräch gebracht. Beim FC Bayern gibt es dagegen keine Vorbehalte, trotz Schweinsteiger. „Philipp ist einer der größten Spieler des deutschen Fußballs“, sagte Sammer am Freitag in Doha, in die Entscheidung des Bundestrainers wolle er sich aber nicht einmischen: „Löw muss mit dem Spieler die beste Lösung finden.“

Dass nach der WM Eintracht Frankfurts defensiver Mittelfeldspieler Sebastian Rode zum FC Bayern wechseln wird, wollte der Sportvorstand aber noch nicht bestätigen. Vielleicht auch, um Schweinsteigers mühsame Suche nach Stabilität nicht noch mehr zu stören.