1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. Bombenanschlag auf BVB-Bus: Anschlag auf Mannschaftsbus von Borussia Dortmund: Was wir wissen und was nicht

Bombenanschlag auf BVB-Bus Anschlag auf Mannschaftsbus von Borussia Dortmund: Was wir wissen und was nicht

21.12.2017, 13:31
Einsatzkräfte der Feuerwehr gehen am 11.04.2017 in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) am Mannschaftsbus der Fußballmannschaft von Borussia Dortmund vorbei, in dessen Nähe es am Abend drei Explosionen gegeben hatte.
Einsatzkräfte der Feuerwehr gehen am 11.04.2017 in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) am Mannschaftsbus der Fußballmannschaft von Borussia Dortmund vorbei, in dessen Nähe es am Abend drei Explosionen gegeben hatte. dpa

Dortmund - Auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ist am Dienstagabend vor dem Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen den AS Monaco ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Zwei Personen wurden dabei schwer verletzt. Auch einen Tag danach sind noch einige Fragen offen. Ein Überblick.

Was wir wissen

Am Dienstagabend gegen 19.15 Uhr detonierten drei Sprengsätze nahe dem Mannschaftsbus. Wie die Polizei später bekannt gab, waren die Sprengsätze in einer Hecke versteckt. Die Ermittler sprechen von einem gezielten Anschlag auf die Mannschaft. Der Bus war nicht mit Panzerglas sondern mit Sicherheitsglas gesichert.

Um 20.30 Uhr am Dienstag gab der Verein bekannt, dass das Spiel abgesagt ist. Es soll am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt werden.

Die Bundesanwaltschaft hält einen terroristischen Hintergrund für den Bombenanschlag für wahrscheinlich und islamistische Motive für möglich. Das erklärte eine Sprecherin am Sitz der obersten deutschen Ermittlungsbehörde am Mittwochnachmittag in Karlsruhe.

Am Anschlagsort wurden drei Bekennerschreiben mit gleichem Text gefunden. Unter anderem wird der Abzug von Tornado-Kampfflugzeugen der Bundeswehr aus Syrien und die Schließung des US-Luftwaffenstützpunktes Ramstein gefordert. Laut Ermittlerkreisen waren darauf keine Symbole der Terrormiliz Islamischer Staat.

Im Zuge der Ermittlungen zu dem Attentat, bei dem die drei Sprengsätze eine Wirkung bis zu 100 m hatten und mit Metallstiften bestückt waren, haben die Behörden die Wohnungen von „zwei Verdächtigen aus dem islamistischen Spektrum“ durchsucht. Eine der beiden Personen wurde vorübergehend festgenommen.

Der Festgenommene ist ein 25-jähriger Iraker aus Wuppertal. Ihm wird eine Nähe zur terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ vorgeworfen. Bei einem zweiten Verdächtigen handelt es sich um einen 28-jährigen Deutschen aus Fröndenberg im Kreis Unna. Bei beiden waren nach Angaben der Bundesanwaltschaft die Wohnungen durchsucht worden.

Mögliches Antifa-Schreiben eine Fälschung

Ein angebliches Antifa-Bekennerschreiben, das im Netz bei „Indymedia linksunten“ aufgetaucht ist, ist offenbar eine Fälschung. „Wir halten das Schreiben für einen Nazifake“, teilten die Betreiber des Internetportals „Indymedia linksunten“ der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Berlin mit. Auch die Bundesanwaltschaft geht nicht davon aus, dass das Schreiben echt ist.

BVB-Profi Bartra schwer an der Hand verletzt

Der BVB-Verteidiger und spanische Nationalspieler Marc Bartra wurde bei dem Anschlag schwer an der Hand verletzt. Er brach sich eine Speiche im rechten Handgelenk. Außerdem verletzten ihn Glassplitter. Noch am Dienstagabend wurde er in einem Krankenhaus operiert. Wie lange Bartra ausfällt, war zunächst unklar. 

„Er hat die Operation gut überstanden“, sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball am Mittwoch. In der laufenden Saison dürfte der 26-Jährigen aber voraussichtlich nicht mehr zum Einsatz kommen.

Auch ein Polizist wurde verletzt. Er fuhr auf einem Motorrad vor dem Bus, um ihn zum Stadion zu begleiten, wie ein Sprecher sagte. Er habe ein Knalltrauma und einen Schock erlitten und sei nicht dienstfähig.

Verdächtiger Gegenstand gefunden

Ein weiterer verdächtiger Gegenstand, der in der Nähe des Tatorts gefunden wurde, war nach ersten Erkenntnissen kein scharfer Sprengsatz. Es sei zwar ein sprengsatzähnlicher Gegenstand gefunden worden, dieser habe aber nicht gezündet, sagte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.

Die Polizei hat vor dem Nachholspiel zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für die Fußballer beider Mannschaften ergriffen. „Wir werden heute natürlich mit starken Kräften hier vor Ort sein im Stadion, werden aber auch versuchen, unser Möglichstes tun, natürlich die Mannschaften zu schützen“, sagte Nina Vogt, Sprecherin der Dortmunder Polizei am Mittwochmorgen im ZDF.

Tatort wird stark bewacht

Auch der Tatort wurde stark bewacht. Am Morgen nach der Sprengstoff-Attacke auf den Mannschaftsbus sicherte die Polizei den Tatort mit massiven Kräften ab. An den Zufahrten standen Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen. Querstehenden Polizeiautos blockierten die Straßen.

Das Nachholspiel ist nur 22 Stunden nach dem geplanten Anpfiff angesetzt - der enge Terminplan lässt der UEFA und damit auch den Vereinen keine andere Wahl. Denn schon am kommenden Mittwoch ist das Rückspiel in Monaco terminiert. Am Samstag spielt Dortmund in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt. Monaco muss in der Ligue 1 am gleichen Tag gegen Dijon antreten.

Im Stadion gab es nach Polizeiangaben keinerlei Gefahr. Die Fans verließen das Stadion nach der Absage friedlich, auch am Bahnhof kam es laut Polizei zu keinerlei Problemen.Bei den Sprengsätzen handelte es sich nach Angaben der Ermittler nicht um Pyrotechnik. (dpa)

Was wir nicht wissen

Über die Tatverdächtigen war zunächst nur relativ wenig bekannt. Waren sie bereits straffällig? In welcher Beziehung standen sie zueinander? Auch ist nicht klar, ob es noch weitere Verdächtige gibt. Was machten die beiden Verdächtigen am Dienstagabend? Was wurde in den Wohnungen der Verdächtigen gefunden?

Es ist nicht bekannt, ob die Verdächtigen direkte Verbindungen zum IS hatten. Das Motiv ist noch unklar. Die Bekennerschreiben werden weiter überprüft.

Der Zündmechanismus und die Art des Sprengstoffes sind noch unklar. Auch ist nicht bekannt, wie und von wem die Sprengsätze gebaut wurden.

Ungewiss ist, ob der Vorfall langfristig Konsequenzen für die Mannschaft von Borussia Dortmund und weitere Sportveranstaltungen hat.