1. FC Lok Leipzig 1. FC Lok Leipzig: Verwirrspiel um Mario Basler

Leipzig - Heiko Scholz lag am späten Donnerstagabend schon im Bett, als 23.30 Uhr sein Handy klingelte. Der Anrufer berichtete dem Trainer von Fußball-Oberligist 1. FC Lok Leipzig von einer Meldung der Leipziger Volkszeitung, nach der Aushängeschild Mario Basler als Geschäftsführer Sport abgesetzt worden sein und künftig nur noch als Sportdirektor fungieren soll. Martialischer Titel des kurzen Textes: „Basler aus Geschäftsführung eliminiert.” Basler soll finanzielle Probleme haben, berichtet das Blatt, der Klub befürchte negative Auswirkungen auf die Außendarstellung, Team-Manager René Gruschka sei vorübergehend Ansprechpartner für Sponsoren.
Doch Gruschka war am Donnerstagabend ebenso überrascht von der Meldung wie Trainer Scholz, habe die halbe Nacht nicht geschlafen, weil ihn ständig Meldungen erreichten. Zwar fungiert Gruschka derzeit kommissarisch als Geschäftsführer Marketing. Weil die Stelle gerade neu besetzt wird, besitzt er auch Prokura. Mit Baslers Stelle als Geschäftsführer Sport jedoch habe das nichts zu tun. Auch eine Präsidiumssitzung, die Baslers Absetzung als Geschäftsführer beschließen müsste, habe am Donnerstagabend nicht stattgefunden. Umso seltsamer, dass die LVZ-Meldung noch am gleichen Abend im Pressespiegel auf der Webseite von Lokomotive auftauchte.
Basler: "Es gibt nichts zu sagen"
Basler selbst war in der vergangenen Woche wegen einer Grippe nicht in Leipzig, hatte auch beim jüngsten 3:0-Sieg gegen Eisenach gefehlt. Auf MZ-Nachfrage mochte er sich aktuell nicht detailliert äußern. Nur so viel: „Es gibt dazu nichts zu sagen, außer, dass ich aktuell Geschäftsführer des 1. FC Lok bin”, sagt der Ex-Nationalspieler. „Keine Ahnung, was da geschrieben wird.” Jens Kesseler, Präsident des 1. FC Lok, war am Vormittag auf MZ-Anfrage nicht zu erreichen.
Wie also kommt die zumindest voreilige Veröffentlichung über die Lok-Top-Personalie Basler zustande? Nach Informationen der MZ wurde ein „Antrag auf Absetzung von Mario Basler” wohl aus dem Aufsichtsrat lanciert. Als Grund wurden laufende private Pfändungen gegen Mario Basler genannt. Der frühere Bundesligastar konterkariere so die Bemühungen um eine seriöse Außendarstellung, heißt es. Auch das Präsidium soll dem bereits zugestimmt haben.
Am Mittag reagierte der Verein mit einer Pressemitteilung – Untertitel: „Interna des Vereins wurden an Dritte übermittelt”. In der PM heißt es: „Solange das Präsidium des 1. FC Lokomotive Leipzig keinen neuen Geschäftsführer für die Spielbetriebs GmbH berufen hat und dieser im Handelsregister eingetragen wurde, bleibt Herr Basler Geschäftsführer der 1. FC Lokomotive Leipzig Spielbetriebsgesellschaft mbH.” Und: „Leider wurde uns dadurch die Möglichkeit genommen, diese Personalie auf dem normalen Dienstweg umzusetzen und die Medien zu gegebener Zeit ordnungsgemäß zu informieren.”
Basler selbst wusste bislang offenbar nichts von seiner geplanten Demission. Für den 1. FC Lok, der aktuell Tabellenführer der Oberliga ist und seit zweieinhalb Jahren finanziell und strukturell einen Neuaufbau betreibt, sind solche unsauber gespielten Querschläger Gift.
(mz)