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DFB-Pokal DFB-Pokal: Frankfurt gewinnt packendes Finale gegen Bayern München mit 3:1

19.05.2018, 22:04
Trainer Niko Kovac von Eintracht Frankfurt jubelt über dem Sieg mit dem Pokal.
Trainer Niko Kovac von Eintracht Frankfurt jubelt über dem Sieg mit dem Pokal. dpa

Berlin - In einer turbulenten Schlussphase mit zwei Videobeweisen schafft Eintracht Frankfurt die Überraschung gegen den FC Bayern: Die Hessen bejubeln ihren ersten Pokal-Triumph seit 30 Jahren. Bayern-Coach Heynckes beendet seine große Karriere dagegen mit einer Enttäuschung.

Pokalsensation statt Abschiedstriumph: Jupp Heynckes muss seine herausragende Karriere mit einer schmerzhaften Pokalpleite des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt und seinen Nachfolger Niko Kovac beenden. Der Rekordsieger aus München verpasste am Samstag beim 1:3 (0:1) in einem packenden Finale den 19. Titel im Cup-Wettbewerb und damit das angestrebte Double-Geschenk für den 73 Jahre alten Erfolgstrainer.

„Bayern München aus dem Stadion geschossen“

Der künftige Münchner Coach Kovac feierte mit der Eintracht die erste Trophäe seit 30 Jahren. Die Hessen haben damit auch die Qualifikation für die Europa League geschafft.

„Heute konnte man Geschichte schreiben, das haben die Jungs gemacht, sie haben sich verewigt“, lobte Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner. „Es ist einfach unglaublich. Wir haben Bayern München aus dem Stadion geschossen“, schwärmte Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng.

Ante Rebic ist Doppeltorschütze

Vor 74.322 Zuschauern im stimmungsvollen Berliner Olympiastadion düpierte Doppeltorschütze Ante Rebic (11. Minute) den deutschen Fußball-Meister aus München früh das erste Mal.

Nach dem Ausgleich durch Robert Lewandowski (53.) sprach vieles für einen Sieg der überlegenen Bayern, bis Rebic erneut zuschlug (82.). Nach dem ersten Jubel musste die Eintracht lange bangen, ehe nach Rücksprache mit dem erstmals in einem Pokalendspiel eingesetzten Videoassistenten gejubelt werden konnte.

Kein Elfmeter für die Bayern

In der Schlussphase wurde es turbulent: Nach einem erneuten Videobeweis entschied Schiedsrichter Felix Zwayer gegen Elfmeter für die Bayern. „Das ist für mich ein ganz klarer Elfmeter“, sagte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Kurz vor Schluss machte Mijat Gaćinović dann mit seinem Schuss ins leere Tor gegen weit aufgerückte Münchner alles klar (90.+6). Vergeblich bangte der lange verletzte Manuel Neuer, der vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw erstmals seit acht Monaten wieder im Bayern-Kader stand, von der Bank aus in den Schlussminuten mit – ein Happy End war Heynckes und den Münchnern nicht vergönnt.

Außenseiter schockt deutschen Meister

Vor dem Anpfiff hatte Heynckes Kovac noch herzlich umarmt. Und in seinem großen Abschiedsspiel hätte der Grandseigneur beinahe schon früh jubeln können. Nach acht Minuten zirkelte Bayern-Torjäger Robert Lewandowski einen Freistoß von der Strafraumgrenze an die Unterkante der Latte. Von dort sprang der Ball aber deutlich ins Feld zurück.

Doch nur drei Minuten später schockte der Außenseiter den deutschen Meister. Die Hessen störten den Favoriten im Spielaufbau früh, nach einem Ballverlust von James Rodríguez schaltete Kevin-Prince Boateng blitzschnell um und schickte Rebic, der ganz cool blieb und zum 1:0 einschob. Neuer musste im blauen Torwarttrikot von der Bank aus mit ansehen, wie sein Vertreter Sven Ulreich im Bayern-Tor machtlos war.

Taktisch geschickt unf hellwach

Der Bundesliga-Achte setzte die Vorgabe von Coach Kovac, der von seinem Team „100 Prozent“ gefordert hatte, konsequent um. Die Hessen standen hinten kompakt, spielten taktisch geschickt, mutig und hellwach und machten es den Bayern nach vorne enorm schwer.

Die Münchner erarbeiteten sich dennoch deutliche Vorteile und hatten durch den von einem Magen-Darm-Infekt genesenen Thomas Müller die Chance auf den Ausgleich. Der Kapitän köpfte nach einer Flanke von James aus dem Halbfeld knapp neben das Tor (17.). Joshua Kimmichs Kopfball strich ebenfalls knapp am langen Pfosten vorbei (24.). Nur zwei Minuten später lupfte Lewandowski die Kugel aus spitzem Winkel an Eintracht-Keeper Lukas Hradecky und neben das Tor.

Heynckes-Elf war überlegene Mannschaft

Die Heynckes-Elf war die überlegene Mannschaft und hatte auch die größeren Chancen, doch das Frankfurter Konzept einer kompakten Defensive ging zunächst weiter auf. Die Bayern machten wie schon beim Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid vor einigen Wochen viel zu wenig aus ihren zahlreichen Tormöglichkeiten.

Der Wiederanpfiff nach der Halbzeitpause verzögerte sich dann um einige Minuten, weil in beiden Fankurven Pyrotechnik gezündet worden war. Die Münchner kamen nach der Verzögerung besser aus der Pause und schafften durch Lewandowski den Ausgleich. Der Pole verwertete eine Flanke von Joshua Kimmich, der von der Grundlinie zurückgelegt hatte.
Der Rekordpokalsieger erhöhte nun den Druck, Frankfurt beschränkte sich mehr noch als in der ersten Hälfte aufs Verteidigen. Heynckes brachte nach gut einer Stunde Offensivspieler Corentin Tolisso für Thiago, um für noch mehr Gefahr nach vorne zu sorgen. Und kurz darauf später wäre der Franzose beinahe ganz frei zum Abschluss gekommen, doch Makoto Hasebe klärte in letzter Sekunde fair.

Rebic traf erneut nach schnellem Umschaltspiel

Die Münchner wollten die Partie unbedingt noch in der regulären Spielzeit für sich entscheiden. Beinahe hätte Lewandowski ein zweites Mal gejubelt, eine Hereingabe von James lenkte er am Tor vorbei (76.). Mats Hummels' Kopfball klatschte nur an die Latte (80.). Doch der Treffer fiel auf der Gegenseite: Erneut traf Rebic nach schnellem Umschaltspiel.

Die Eintracht-Fans mussten noch kurz zittern, ehe Schiedsrichter Zwayer nach Videobeweis auf Tor entschied. In der Nachspielzeit machte Joker Gacinovic dann den Triumph perfekt. (dpa)

Trainer Niko Kovac von Eintracht Frankfurt und seine Spieler jubeln über dem Sieg des DFB-Pokals bei der Siegerehrung auf dem Podium.
Trainer Niko Kovac von Eintracht Frankfurt und seine Spieler jubeln über dem Sieg des DFB-Pokals bei der Siegerehrung auf dem Podium.
dpa