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Boxkampf gegen Klitschko Boxkampf gegen Klitschko: Powetkin soll Russlands Ehre verteidigen

02.10.2013, 14:18
Box-Weltmeister Wladimir Klitschko beim Training
Box-Weltmeister Wladimir Klitschko beim Training dpa Lizenz

Moskau/Berlin/sid - Kampfansagen? Knock-out-Versprechen? Lieber schweigt Alexander Powetkin vor dem bedeutendsten Kampf seines Lebens gegen Mehrfach-Champion Wladimir Klitschko. Reden ist nicht die Sache des russischen Nationalhelden, selbst die obligatorische Pressekonferenz vor dem mit Spannung erwarteten Mega-Fight im Schwergewicht am Samstag (20.15 Uhr/RTL) in Moskau wurde einfach ausgespart.

Der 34-Jährige lässt lieber seine Fäuste im Ring sprechen - oder T-Shirts mit besonders martialischen Sprüchen. „Wer zu uns mit dem Schwert kommt, wird auch durch das Schwert umkommen“, das stand schon als Schriftzug auf Powetkins Brust. Die Aussage stammt vom russischen Volkshelden Alexander Newski, dessen Abbild der Olympiasieger von 2004 auch gerne zur Schau stellt - sehr zur Freude der Staatsoberen. Präsident Wladimir Putin soll sich zum Kampf in der Olimpiyski-Arena angekündigt haben. Er soll sich außerdem dafür eingesetzt haben, dass der WM-Fight in Moskau stattfindet.

Am Montag feiert der Machthaber seinen 61. Geburtstag - und wünscht sich als Geschenk angeblich nichts mehr als einen Sieg Powetkins. Auch deswegen ist das Duell mit dem Ukrainer Klitschko für die Russen längst mehr als nur ein schnöder Boxkampf. Und kaum jemand könnte die Ehre des größten Landes der Erde besser verteidigen als Powetkin. Seinen Nationalstolz stellt er offen zur Schau, sagte in einem Interview: „Ich erinnere mich immer daran, dass ich die Ehre des russischen Volkes verteidige.“

Diese Einstellung kommt auch bei rechtsextremen Strömungen des Landes an, doch von diesen distanziert sich Powetkin öffentlich und ganz ausdrücklich. Politisch vernetzt ist der „Russische Ritter“ trotzdem, er sitzt seit 2006 im Regionalparlament seiner Heimatstadt Kursk - natürlich für Putins Partei „Einiges Russland“. Dass Witali, der ältere der Klitschko-Brüder, in der Ukraine wiederum als Politiker für eine Loslösung seines Landes von den Russen kämpft und ein engeres Verhältnis mit dem Westen anstrebt, gibt dem Duell eine zusätzliche Brisanz. Wladimir Klitschko, Weltmeister nach Version der IBF und IBO sowie WBO- und WBA-Superchampion, gefällt diese politische Dimension vor dem „Machtkampf in Moskau“ überhaupt nicht.

„Ein Russe gegen einen Ukrainer, das hat einen schlechten politischen Beigeschmack“, sagte der 37-Jährige: „Diese Spaltung in einem Kampf möchte ich nicht hören und nicht haben. Aus meiner Sicht ist es ein Kampf zweier Protagonisten, die aus der gleichen Ecke kommen.“ Vielleicht denkt der ansonsten als zurückhaltend und bescheiden beschriebene Powetkin („Ich mache im Vorfeld niemals große Sprüche“) selbst auch so und verzichtet deswegen auf unnötige Angriffe gegen Klitschko, die sonst in der Boxszene so beliebt sind. „Ich wollte diesen Kampf schon immer, jetzt ist es soweit“, sagte Powetkin, der bislang alle seine 26 Profikämpfe gewinnen konnte: „Darum geht es im Boxen doch letztendlich auch: dass du gegen den Besten kämpfst. Darauf bin ich sehr gut vorbereitet.“

Seinen WM-Titel konnte Powetkin 2011 allerdings nur erobern, weil die WBA Klitschko zum Superchampion ernannte. Er galt lange Zeit als ernsthafter Kandidat auf die sportliche Nachfolge der Klitschko-Brüder, doch nachdem er zuletzt schwächelte und eklatante konditionelle Schwächen offenbarte, gibt es durchaus Zweifel an der Klasse des „Russian Warrior“. Nach zwei gescheiterten Versuchen kommt es nun im dritten Anlauf endlich zum Duell mit Klitschko. Die unglaubliche Summe von 23 Millionen US-Dollar (etwa 17 Millionen Euro) zahlte der Oligarch Andrej Ryabinsky, um den Kampf nach Russland zu holen. Daraus ergibt sich eine Rekordbörse für Klitschko (knapp 13 Millionen Euro) - und noch satte 4,31 Millionen Euro für Powetkin.

Alexander Povetkin
Alexander Povetkin
dpa Lizenz