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Boxen Boxen: Rekordbörse für Klitschko

Von Susanne Rohlfing 25.04.2013, 18:52
2010 posierte Klitschko mit einer Pappfigur Powetkins auf einer Pressekonferenz.
2010 posierte Klitschko mit einer Pappfigur Powetkins auf einer Pressekonferenz. Dpa/archiv Lizenz

Köln/Halle/MZ - Wladimir Klitschko kann nicht klagen, er verdient gut. Dank seiner Fähigkeiten als Faustkämpfer. Dank der Unfähigkeit anderer Schwergewichtsboxer, mit den körperlichen Vorteilen des ukrainischen Hünen fertig zu werden. Und dank einer treuen Fangemeinde, die ein ums andere Mal zu Klitschko-Kämpfen pilgert und sie im Fernsehen verfolgt, möge ihr Ausgang noch so vorhersehbar sein. 17,25 Millionen Dollar, rund 13,25 Millionen Euro, Börse für einen einzigen Kampf – davon allerdings konnte auch Wladimir Klitschko bislang nur träumen.

Powetkins Ex-Manager holt Rechte

So viel könnte der 37 Jahre alte WBO-, IBF- und WBA-Weltmeister tatsächlich bekommen. Vorausgesetzt, er gewinnt in neun Tagen in Mannheim gegen den Magdeburger Francesco Pianeta, tritt Klitschko im Sommer zur Pflichtverteidigung gegen den von der WBA als Co-Weltmeister geführten Russen Alexander Powetkin um ebendiese Summe an. Denn dessen ehemaliger Manager Wlad Hrunov, inzwischen als Promoter in Moskau aktiv, hat die Rechte an dem Duell für 23,23 Millionen US-Dollar - rund 17,84 Millionen Euro - ersteigert. Und, so die Regeln der WBA, 75 Prozent dieser Summe gehen als Börse an Klitschko. 25 Prozent, also noch immer 5,75 Millionen US-Dollar oder 4,42 Millionen Euro, erhält Powetkin. Wenn Hrunov – der offenbar einen russischen Bauprojekt-Entwickler an seiner Seite hat, dem die Dollars locker in der Hosentasche klimpern – den Klitschko-Powetkin-Kampf tatsächlich wie geplant am 31. August in Moskau auf die Beine gestellt bekommt.

Die Boxställe der beiden Kämpfer hatten auch für das Duell geboten: Klitschkos Firma KMG mit TV-Partner RTL im Rücken wollte 7,1 Millionen Dollar zahlen, Powetkins Berliner Sauerland-Stall, Partner der ARD, gut eine Million weniger. Beide Sender haben nun noch die Chance, mit den Moskauer Veranstaltern ins Geschäft zu kommen.

Das russische Gebot bezeichnete Klitschko-Manager Bernd Bönte am Mittwoch als „absurd“. „Ich habe noch nie von so einer Summe gehört, die als garantierte Börse aufgerufen wird.“ Wenn US-Stars auf höhere Börsen kamen, dann nur dank des Bezahl-Fernsehens.

Sauerlands Geschäftsführer Christian Meyer hat ein solches Gebot ebenfalls noch nie erlebt, es habe ihn „absolut überrascht“. Sowohl bei Sauerland als auch bei KMG wisse man, was die Vermarktungsrechte wert sind. 23,23 Millionen Dollar, so Meyer, „kann aus dem Markt heraus kein Mensch refinanzieren“.

Was also ist passiert? Haben die Russen sich verzockt? Hatten sie keine Ahnung, in welchem Bereich sich die Gebote ihrer Konkurrenten bewegen würden? Oder war es ihnen egal? So, wie es Madonna wahrscheinlich egal ist, wenn sie ein Paar Schuhe für 1 000 Dollar ersteht, obwohl sie dasselbe Modell im Laden nebenan für 300 bekommen könnte. Meyer weiß es nicht. Was er weiß, ist: „Die Russen zahlen manchmal Sachen, nur weil sie sie haben wollen.“ Im Betriebswirtschaftsjargon sei von „Liebhaberei“ anstatt einer „Gewinnerzielungsabsicht“ die Rede. Wer in Deutschland so wirtschaftet, etwa um Steuern zu sparen, bekommt es mit dem Finanzamt zu tun.

Vielleicht wollen die Moskauer Veranstalter in diesem Fall mit dem brisanten Duell der beiden Amateur-Olympiasieger - Klitschko 1996, Powetkin 2004 - schlicht Eindruck schinden, Geschäftspartner begeistern, sich am Markt bekanntmachen. Vielleicht zahlen sie die 23 Millionen Dollar aus der Portokasse ihrer Werbeabteilung.

Dritter Anlauf des brisanten Duells

Dass ein nicht mit den Kämpfern verbandelter Promoter die Rechte ersteigert, kommt vor. Damit sich dabei niemand Scherze erlaubt, muss der Bieter zehn Prozent zur Versteigerung mitbringen. Sollte er seine Pläne nicht verwirklichen, ist er die Summe los. „2,3 Millionen Dollar sind also weg, wenn der russische Veranstalter das nicht hinbekommt“, sagt Bönte.

Fest steht: Klitschko und Powetkin werden zu den aktuellen Bedingungen tunlichst vermeiden, diesen Kampf nach 2008 und 2010 ein drittes Mal platzen zu lassen.