Bob-Pilotin Berliner Pilotin Mariama Jamanka bei Olympia auf Goldkurs

Pyeongchang - Zufriedene deutsche Gesichter lassen sich an der olympischen Bob- und Rodelbahn fast täglich sehen. Dass es auch am Dienstag Grund zu derart guter Laune gibt, war allerdings nicht abzusehen. Zwar sind erst zwei von vier Läufen im Frauen-Bobwettbewerb absolviert. Dass die Berliner Pilotin Mariama Jamanka, 27, mit ihrer Anschieberin Lisa Buckwitz auf Platz eins liegt, hätte aber kaum jemand erwartet.
Die Olympischen Spielen könnten die noch nicht allzu lange dauernde Sportlerkarriere früh krönen. Erst seit 2013 nennt sie sich Bobsportlerin, zwei Jahre später fing sie an, den Bob zu lenken. „Früher waren das häufig ehemalige Rodler und Skeletoni, jetzt werden immer häufiger Anschieber oder Leichtathleten dafür ausgebildet.“ Seitdem hat sich Jamanka Stück für Stück den Besten der Branche angenähert.
EM-Titel im letzten Jahr
Letztes Jahr gewann sie den EM-Titel, sie ist also erste Verfolgerin der starken nordamerikanischen Bobs um Kaillie Humphries (Kanada, derzeit 5.) oder Elana Meyers Taylor (USA, 2.). Die zweite Deutsche Stephanie Schneider ist mit Annika Drazek Dritte. Jamanka sagt: „Ich kann nicht meckern, wie sich alles entwickelt.“
Selbstverständlich ist das nicht für jemanden, der lange Zeit keinen positiven Bezug zu Kälte, Eis und Schnee hatte. „Ich kann immer noch nicht sagen: Boah geil, endlich wieder Winter“, sagt die Tochter einer Deutschen und eines Gambiers, „ich liebe den Sommer.“ Das Blöde ist eben nur, dass die sportliche Karriere in den Sommerdisziplinen nicht so richtig ins Rollen kam.
Reinickendorferin hat schon alles ausprobiert
Ballett, Reiten, Cheerleading, alles das hat die Reinickendorferin schon als Kind ausprobiert. Dann probierte sie sich in der Leichtathletik aus, spezialisierte sich bei der LG Nord auf Diskus- und Hammerwurf. Das ist hierzulande eine beliebt Casting-Plattform für den Bobsport, um zukünftige Medaillenkandidaten abzuwerben. „Leichtathleten bringen eben genau die Qualitäten mit, die gefragt sind: Athletik und Kraft.“
Für die Aussicht auf sportlichen Erfolg musste sie Berlin verlassen und in Oberhof ein neues Lebensumfeld schaffen. „Als Pilotin musst du auch wirklich vor Ort sein.“ Eric Franke, der den Viererbob von Nico Walther am Sonntag anschiebt, kann im Sommer im Sportforum trainieren. „Ich vermisse Berlin schon“, gesteht sie, „die Umstellung auf das Landleben war gewaltig, ich war das ja überhaupt nicht gewohnt.“
Rund 2.000 Einwohner zählt Oberhof im Thüringer Wald. Dazu kommen die Wintersportler und die Fanhorden in schwarz-rot-goldenen Fanutensilien, wenn die Biathleten oder Rodler ihre Weltcups austragen. Ein wirkliches Stadtleben, wie sie es über 20 Jahre erlebt hat, findet hier nicht statt. Was sie im Winter weniger stört.
„Wenn wir vormittags trainieren, ist es schon wieder dunkel, wenn du nach Hause gehst.“ Wenn die Rennsaison rum ist und keine kraftraubenden rund um den Globus anstehen, zieht es sie dann mit ihren Freunden wieder häufiger in die Landeshauptstadt Erfurt.
So oft wie möglich in Berlin
In den Frühlings-und vor allem Sommermonaten reicht ihr aber auch das nicht aus. „Dann versuche ich schon so häufig, wie es geht, nach Berlin zu kommen.“ Zum einen natürlich, um ihre Mutter zu besuchen, die noch in Reinickendorf wohnt. Vor allem aber will sie dann auch wieder das auszukosten, was sie in Thüringen vermisst: ausgehen. Sie sagt: „Ich liebe es, mit Freunden, brunchen zu gehen. Und ich gehe wirklich gerne feiern.“ Berlin ist da praktisch alternativlos. „Die drei Clubs in Erfurt hat man doch ziemlich schnell durch.“
Im Sommer nach den Olympischen Spielen bleibt auch etwas mehr Zeit für solche Dinge als sonst. Eine Medaille oder zumindest zwei weitere gute Läufe sind zudem die besten Argumente, sich kleine Auszeiten zu gönnen.