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Basketball Basketball: SV Halle erteilt Meister Wolfenbüttel eine Lektion

Von CHRISTOPH KARPE 16.02.2013, 21:59
Laura Hebecker (Mi.) kämpft um den Ball gegen Brianne Marie O'Rouke (re.).
Laura Hebecker (Mi.) kämpft um den Ball gegen Brianne Marie O'Rouke (re.). ECKEHARD SCHULZ Lizenz

HALLE/MZ - Drei Minuten lang hatte Patrick Bär das vogelwilde Durcheinander auf dem Parkett mit einigermaßen Entsetzen beobachtet. Dann verlangte der Trainer der SV Halle Lions eine Auszeit. 0:10 lagen seine Basketballerinnen gegen den Meister aus Wolfenbüttel zurück und steuerten in einer von allen guten Geistern verlassenen Verfassung schnurstracks auf die vierte Bundesliga-Pleite in Folge zu.

„Ich habe dann gar nicht viel gesagt, die Mannschaft nur kurz zur Konzentration ermahnt“, berichtete er später von seiner Ansprache. Denn die musste irgendwie mit ihrem unaufgeregten Minimalismus Wunder gewirkt haben. „Manchmal genügt eine gelungene Aktion, dann platzt der Knoten“ so Bär - auch wenn die ersten Punkte der Lions durch zwei schlichte Freiwürfe von Tamara Tatham fielen.

Aber fortan spielten die Hallenserinnen wie aufgezogen und zeigten einen derart furiosen Ball- und Kombinationswirbel, dass den Wildcats irgendwann schwindlig wurde. Außerdem stürzten sie sich ohne Rücksicht auf schmerzhafte Konsequenzen wie Laura Hebecker mutig in körperliche Kollisionen. Mit 75:54 (37:26) triumphierten die Lions am Ende dieses Prestige-Duells. Und Bär musste auf dem Weg zu dieser wundersamen Auferstehung kein weiteres Mal per Auszeit eingreifen.

Hinterher freute sich der Trainer nicht nur unglaublich, sondern er strahlte vor allem eines aus: pure Erleichterung. „Seit der Pokal-Pleite in Saarlouis Anfang des Jahres haben wir eine Blockade mit uns herumgeschleppt“, gestand er. „Nun ist der Ballast weg. Das Team hat sich endlich für die gute Arbeit belohnt“, sagte er. „Der Sieg ist das Ergebnis der stetigen Entwicklung der letzten Wochen“, meinte Co-Trainer Florian Zetzsche.

Doch an eine Initialzündung für den Rest der Saison wollte Patrick Bär noch nicht so recht glauben. „Wir haben ein Spiel gewonnen. Fertig.“ Zu einem Superlativ ließ er sich dann aber doch hinreißen: „Ab der vierten Minute war es unser bestes Spiel der Saison.“

Großen Anteil daran hatten neben Tatham, die 26 Punkte machte und deutlich zielstrebiger zu Werke ging als zuletzt, Christina Schnorr und Julia Gaudermann. Letztere führte manchmal neben Daphanie Kennedy, aber auch in deren Pausen, überlegt Regie und wurde völlig zurecht als „Spielerin des Tages“ ausgezeichnet. „Es war bestimmt mein bestes Spiel in Liga eins“, sagte die 20-Jährige und meinte bescheiden: „So viele Spiele habe ich ja auch noch nicht gemacht.“ Sie war vor der Saison vom Zweitligisten Grünberg gekommen. Hat es sie extra motiviert, dass Bundestrainerin Alexandra Maerz zuschaute? „Motiviert hat das schon.“

Für Christina Schnorr spielte das „keine Rolle. Es hat mich nicht interessiert. Wichtig war doch, dass wir nach den letzten Tiefschlägen doch endlich einmal unser Potenzial zeigen konnten.“

Was insbesondere für sie galt. Mit traumwandlerischer Sicherheit verwandelte die 20-Jährige sogar zwei Drei-Punkte-Würfe. „Früher in Chemnitz klappte das eigentlich öfter. Nur hier bislang nicht. Jetzt habe ich endlich meine Quote verbessert“, sagte sie lachend nach einem Tag, an dem ab Minute vier alles gelang, was die Lions auch probierten.