Fußball Mit Schalke und einem Rebellen: Kommt die Aufstiegsreform?
Wer Meister wird, sollte aufsteigen: Das finden die Unterstützer einer Regionalliga-Reform. Prominente Vereine treten der Initiative bei. Eine Staffel sieht weiter keinen Anlass zur Veränderung.

Frankfurt/Main - Nun begehrt sogar der FC Schalke 04 auf - für eine Liga, mit der der Club absehbar wahrscheinlich gar nichts zu tun haben wird. Seit mehreren Tagen ist der Fußball-Zweitligist Teil der Initiative „Aufstiegsreform 2025“, die sich für eine neue Regelung in den derzeit fünf Regionalligen starkmacht. Es drängt sich also die Frage auf: Warum tun die Schalker das überhaupt?
„Ein Meistertitel in der Regionalliga sollte automatisch den Aufstieg in die 3. Liga bedeuten. Alles andere untergräbt die Integrität des Wettbewerbs und erschwert die langfristige Entwicklung sportlicher Perspektiven“, sagte Schalkes Sportvorstand Frank Baumann.
Fünf Ligen, aber nur vier Aufsteiger
Derzeit steigen nur die Meister der Regionalliga West und Südwest direkt auf. Die Titelträger der Staffeln Nord, Bayern und Nordost wechseln sich im Rotationsprinzip mit einem direkten Aufsteiger ab. Die beiden übrigen Meister ermitteln in Hin- und Rückspiel den vierten Aufsteiger in die 3. Liga. Ein Meister geht leer aus.
Gerechtigkeitsdenken also als Antrieb der Schalker? Fakt ist jedenfalls, dass mehr als 40 Clubs die Initiative inzwischen unterstützen. Und sie kommen längst nicht mehr nur aus dem Osten, der das Ganze mit seinen zahlreichen Traditionsvereinen in der Regionalliga erst so richtig ins Rollen gebracht hat. Das zeigt nicht nur das Beispiel Schalke.
Hessen Kassel als rebellischer Unterstützer
Ein wohl noch eindrucksvolleres Signal als die Unterstützung der Königsblauen ist der Beitritt des Regionalligisten KSV Hessen Kassel, der damit für ein Novum sorgte. Der Traditionsclub stellt sich als erster Verein gegen seine eigene Regionalliga Südwest. Deren Ligaträger hatte noch vor einigen Tagen bekanntgegeben, dass man die aktuelle Struktur der Regionalligen befürworte.
Umso bemerkenswerter ist das Bekenntnis von Hessen Kassel zur Aufstiegsreform. „Ob in Kassel, Schweinfurt oder Leipzig: Meister müssen aufsteigen“, sagte KSV-Vorstandsmitglied Florian Beisheim.
Der Geschäftsführer und frühere Bundesliga-Profi Sören Gonther erklärte, dass sportlicher Erfolg über eine ganze Saison hinweg auch fair belohnt werden müsse. „Das ist derzeit leider nicht in allen Regionalligen der Fall. Vereine, Fans und Sponsoren brauchen verlässliche Perspektiven – wie wir sie im Südwesten bereits haben.“
Union bislang als einziger Bundesligist dabei
Die Initiative, eine neue Aufstiegsregelung einzuführen, wird immer größer, die Vereine zum Teil prominenter. Der Schalker Vorstoß wird der Aufmerksamkeit für das Vorhaben sicher nicht geschadet haben. Und auch ein Bundesligist ist dabei: der 1. FC Union Berlin. „Die aktuelle Struktur benachteiligt Meister, deren sportliche Leistung nicht automatisch mit dem Aufstieg honoriert wird. Das widerspricht unserem Verständnis von sportlichem Wettbewerb“, erklärte Union-Präsident Dirk Zingler.
Die einhellige Meinung der Initiative lautet: Wer Meister wird, sollte direkt aufsteigen. Doch flächendeckende Unterstützung gibt es bislang nur aus dem Osten. Vor allem eben im Südwesten ist die Zurückhaltung groß. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass einer der Reformvorschläge einigen Clubs überhaupt nicht gepasst hat.
Offenbachs Geschäftsführer spricht von einer „wahnwitzigen Idee“
Laut dieser Idee würden alle hessischen Teams der Regionalliga Nordost zugeordnet. Christian Hock, Geschäftsführer der Kickers Offenbach, sprach im „Kicker“ von einer „wahnwitzigen Idee“, vor allem in Bezug auf die Reisestrapazen.
„Ich kann es mir nicht vorstellen, dass ein hessischer Verein vier- bis fünfmal in der Saison nach Berlin fährt, um dort Spiele auszutragen“, sagte Hock. Zudem dürften die Südwest-Clubs auch deswegen nicht den größten Reformdrang verspüren, weil aus ihrer Liga der Meister ja bereits direkt aufsteigt.
Trotzdem: Dass der Titelträger mit dem Aufstieg belohnt werden sollte, findet auch ein Großteil ihrer Vereine. Die Frage ist nur, mit welchem Ansatz das gelingen soll. Eine weitere Idee ist, dass die Clubs aus Sachsen und Thüringen zur Regionalliga Bayern stoßen. Die anderen Ost-Vereine würden dann mit der Regionalliga Nord verschmelzen. Aber auch das ist nur eines von mehreren Gedankenspielen.
Nächste Konferenz am 18. August
Am 18. August soll es nach Angaben des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) die nächste Konferenz der Präsidenten der Regional- und Landesverbände geben. Dann hofft der NOFV, der eine Arbeitsgruppe aller Vereine inklusive des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) fordert, auf weitere Unterstützung.
Immerhin kündigte die Regionalliga Südwest Bereitschaft an, „sich aktiv in einen möglichen überregionalen Dialog einzubringen“ und „sich daher an einer eventuellen bundesweiten Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung der Ligenstruktur“ zu beteiligen.
Beim regulären DFB-Bundestag in diesem Jahr soll die Arbeitsgruppe eingesetzt werden und bis zum nächsten Jahr ein Reformmodell erarbeiten. Würde dieses dann 2026 beschlossen, könnte ab der Saison 2027/28 in der Regionalliga in einer neuen Struktur gespielt werden.