Silvano Poropat im Interview Basketball-Bundesliga: Mitteldeutscher BC-Trainer Silvano Poropat im Interview

Weißenfels - Er ist wieder da: Mit Silvano Poropat soll ein alter Bekannter den Mitteldeutschen Basketball Club (MBC) zum Klassenerhalt in der Bundesliga führen. Vor seinem Abschied 2015 arbeitete der 47 Jahre alte Kroate viereinhalb Jahre lang als Trainer beim MBC – und stand damit so lange in Weißenfels an der Seitenlinie wie kein anderer Coach.
Die Fans verehren ihn noch immer, feierten seine Rückkehr am Mittwoch in den sozialen Netzwerken. Es herrscht Aufbruchsstimmung in Weißenfels. Daniel George hat sich mit Poropat über seine Rückkehr unterhalten.
Und, Herr Poropat, hat sich Weißenfels seit Ihrem Abschied damals Jahren verändert?
Silvano Poropat: (lacht) Viel habe ich ja noch nicht gesehen! Nur die Geschäftsstelle, die sieht jetzt moderner aus, schön in den Farben des MBC gestaltet. Das gefällt mir. Und in der Stadthalle habe ich mich gleich wieder wie Zuhause gefühlt.
Wie kam es zu Ihrer Rückkehr nach Weißenfels?
Ich habe am Sonntag mit Martin (MBC-Manager Martin Geissler, Anm. d. Red.) telefoniert. Da war für mich erstmal nicht abzusehen, dass so etwas passieren könnte. Wir waren in den vergangenen Jahren ja immer wieder in Kontakt, haben uns zum Beispiel über Spieler ausgetauscht, aber auch viel über private Dinge. So war es auch am Sonntag. Und dann hat er mir gesagt, dass sie Hilfe brauchen.
Und Ihnen war sofort klar, dass Sie zum MBC zurückkehren?
Ende 2015 musste ich auch aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Martin und ich haben uns damals geschworen, dass wir den Kreis irgendwann schließen. Der Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Ich habe immer gesagt, dass ich helfe, wenn der MBC mich ruft. Mein Privatleben spielt sich jetzt in Holland ab. Aber mein Umfeld hatte Verständnis dafür. Also habe ich meine Koffer gepackt, meine Freundin geküsst, und jetzt bin ich hier.
Was bedeutet Ihnen der MBC?
Der MBC war in meiner Trainerkarriere die Station, bei der ich wirklich bedingungslose Liebe gespürt habe. Ich musste das jetzt einfach machen – allein aus Verbundenheit zu diesem Verein, zu den Verantwortlichen, zu den Fans.
Sie hatten in der Vergangenheit mit der Gesundheit zu kämpfen. Ihre Trainerstation in Bonn mussten Sie 2016 aufgrund einer schweren Erkrankung vorzeitig beenden. Wie geht es Ihnen?
Aktuell bin ich etwas erkältet, aber das liegt am Wetter (lacht). Sonst geht es mir wieder gut. Ich habe seitdem viel für meine Gesundheit getan und habe gemerkt, wie wichtig das ist.
Ihr Engagement in der ersten niederländischen Liga endete im August vergangenen Jahres. Was haben Sie seitdem gemacht?
Ich habe meine Firma aufgebaut. Da geht es um Coaching und Beratung. Ich wollte nicht mehr abhängig sein, nicht mehr auf den Anruf warten müssen, dass ein Trainerjob frei ist. Erst am Wochenende habe ich eine Trainer-Weiterbildung geleitet. Und im Sommer werde ich mich wieder verstärkt der Firma widmen.
Das heißt, ein längeres Engagement beim MBC kommt für Sie nicht in Frage?
Das müssen wir abwarten. Aktuell denke ich darüber nicht nach. Es geht nur um den Klassenerhalt mit dem MBC.
Wie schwer wird es, in der Bundesliga zu bleiben?
Nicht leichter als in den anderen Jahren, in denen ich hier war (lacht). So wie es jetzt aussieht, kämpfen vier Mannschaften um den Klassenerhalt. Wenn wir am Saisonende zehn Siege auf dem Konto haben, sollte das reichen. Die Mannschaft hat das Talent und das Potenzial, dieses Ziel zu erreichen.
Wo müssen Sie jetzt konkret ansetzen?
Wir müssen die Tugenden des MBC wieder leben: Kampf und Zusammenhalt. Es ist sehr wichtig, dass die Mannschaft bessere Verteidigung spielt, den Gegner mehr fordert. Da müssen wir auch im mentalen Bereich arbeiten. Und im Wolfsbau müssen wir eine noch heißere Atmosphäre erzeugen. Mannschaft und Fans müssen sich gegenseitig befeuern. Nur so geht es beim MBC.
Ihr Vorgänger Aleksandar Scepanovic wird jetzt Ihr Assistenztrainer. Eine komische Konstellation?
Nein. Ich finde es großartig, dass wir das so handhaben. Es zeugt von Größe, dass er diesen Schritt mitgeht. Wir kennen uns ja auch schon eine Weile. Er ist ein sehr guter junger Trainer und ihm gehört die Zukunft. Ich sehe ihn auch nicht als Assistenztrainer, sondern als Trainer. Alles, was wir erreichen, erreichen wir zusammen. Ich will mit meiner Erfahrung helfen, wieder mehr Energie und Zusammenhalt in die Mannschaft zu bringen.
Bereits am Freitagabend geht die Mission Klassenerhalt für Sie mit dem Auswärtsspiel in Vechta los. Eine schwere Aufgabe, oder?
Auf jeden Fall. Vechta spielt als Aufsteiger bislang eine beeindruckende Saison. Die Mannschaft hat sich toll entwickelt. Sie sind Dritter, wir stehen auf dem 16. Platz – für uns ist das also eigentlich ein leichtes Spiel. Und wenn wir konzentriert bleiben, dann haben wir auch eine Chance.