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1:0 gegen die USA 1:0 gegen die USA: Müller hält Deutschland auf Kurs

Von J.C. Müller und M. Krämer 26.06.2014, 18:09
Die Freude war nach der Führung durch Thomas Müller groß.
Die Freude war nach der Führung durch Thomas Müller groß. AFP Lizenz

Recife - Es hat von deutscher Seite schon ein halbes Jahr vor dem Trip nach Brasilien ständig Hinweise auf extreme Bedingungen vor Ort gegeben. „Es wird eine WM der Strapazen“, vergaß Joachim Löw niemals zu sagen und setzte stets einen fast leidenden Blick auf, wenn er danach gefragt wurde. Die Strapazen hatte sich der Bundestrainer allerdings völlig anders vorgestellt, als am Donnerstag beim 1:0 (0:0) im letzten Vorrundenspiel gegen die USA, das dem DFB-Team Platz eins und ein Achtelfinale am Montagabend in Porto Alegre und ein mögliches Halbfinale gegen Brasilien bescherte. Auch die schwachen Amerikaner erreichten die nächste Runde.

Im Spielort Recife regnete es seit Stunden aus vollen Kübeln, in der Nacht hatte es angefangen und mit Spielbeginn noch nicht aufgehört. Stolze drei Euro pro Einwegumhang, ein Betrag, der tausendfach anstandslos bezahlt wurden. Kein einziger noch so wichtiger VIP erreichte die Arena trockenen Fußes, und viele Fans kamen wegen der Staus erst mit erheblicher Verspätung an.

Die Einheimischen waren sich einig: Ein normales Ligaspiel hätte unter diesen Umständen nie und nimmer stattgefunden. Aber da gleichzeitig in Brasilia die Partie Portugal gegen Ghana stattfand und dort beide Teams zumindest noch theoretische Chancen auf das Erreichen des Achtelfinals hatten, musste auch in Recife pünktlich angepfiffen werden. Es hatte ja im Vorfeld ohnehin schon allerhand Verschwörungstheorien unter Verweis auf die „Schande von Gijon“ unter deutscher Beteiligung bei der WM 1982 in Spanien gegeben. Zudem wurden auch Erinnerungen an das epochale Halbfinale der WM 1974 wach, als Deutschland in Frankfurt gegen Polen eine wahre Wasserschlacht 1:0 gewonnen hatte, aber das Spielfeld in der neuen Arena von Recife präsentierte sich in einem viel besseren Zustand als weiland im Waldstadion.

Auf der nächsten Seite geht es mit dem Spielbericht weiter.

Für die deutsche Mannschaft durften erwartungsgemäß erstmals bei dieser WM Bastian Schweinsteiger für Sami Khedira und auch Lukas Podolski für Mario Götze von Beginn an mitspielen. Vermutlich wollte Löw dabei auch überflüssige Unruhe im Kader vermeiden und verdienten Spielern berechtigte Einsatzchancen zu gewähren. Auf den Rängen hatten die amerikanischen Fans klar die Übermacht. Ihre „Ju-Es-Ey“-Schlachtrufe hörten sich allerdings für deutsche Ohren verdächtig nach „Bielefeld“ an, und ähnlich harmlos wie die Arminia spielte das Team von Jürgen Klinsmann anfangs auch. Aber als der Regen Mitte der ersten Halbzeit aufhörte, kamen die USA spürbar auf. Bis dahin hatte es deutschen Ballbesitzfußball gegeben.

Dann brach die Überlegenheit vorübergehend ab, und dann begann bald der ansonsten zu den besten Deutschen gehörende Bastian Schweinsteiger, sich in ein Privatduell mit Jermaine Jones zu verstricken. Jones versuchte mehrfach, Schweinsteiger zu provozieren, hakelte nach, wenn der Ball schon weg war und spielte auffällig unsauber. Unschöner Höhepunkt: Der ehemaliger Frankfurter und Schalker warf sich, scheinbar böse von Schweinsteiger getroffen, zu den Boden. Tatsächlich hatte es allenfalls eine marginale Berührung gegeben. Braucht kein Mensch auf dem Fußballplatz.

Joachim Löw suchte im Übrigen im Regen öfter das schützende Plexiglas als Kumpel Klinsmann, der jedoch so klug war, die ihm verbliebenen Haare durch eine Schirmmütze zu schützen. Das würde für Löw selbstverständlich aus Gründen der Ästhetik niemals in Frage kommen. Seine sonst so formvollendete Frisur konnte dem Niederschlag jedoch nicht erfolgreich trotzen. Zur zweiten Halbzeit erschienen Trainer und Team mit trockenen Hemden und frischem Mut. Es dauerte nicht lange, bis der vorher wenig sichtbare Thomas Müller, eindrucksvoll demonstrierte, dass sich Neymar und Messi bei der Hatz um den Goldenen Schuh des besten Torschützen nicht zu sicher sein sollten.

Müller Schuss aus 18 Metern zum 1:0 (55.) war an Präzision nicht zu übertreffen. Der starke Bastian Schweinsteiger wurde bis zu seiner Auswechslung von den ansonsten weitgehend harmlosen Amerikanern weiter attackiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Und Jones rannte weiter wild in alles, was zwei Beine hatte, auch in seinen Mitspieler Alejandro Bedoya, und ramponierte sich dabei die Nase. Von Nicht-Angriffs-Pakt kein Spur.