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Sonderstaffel „Hinter den Headlines“ Folge 3 - Der Täter - ein Psychiater radikalisiert sich und wird zum Amokfahrer von Magdeburg

In der dritten Sonderfolge von „Hinter den Headlines“ blicken Max Hunger und Julius Lukas hinter die Fassade des Magdeburger Weihnachtsmarkt-Attentäters. Mit den Reportern Hagen Eichler und Jan Schumann beleuchten sie Taleb A.s Lebensweg, seine Radikalisierung im Internet und das Verhalten der Behörden – und fragen, warum ein gebildeter Psychiater so unbemerkt zu einem Mörder werden konnte.

Von Max Hunger und Julius Lukas 07.10.2025, 06:00
Max Hunger und Julius Lukas geben Einblick in ihre Arbeit.
Max Hunger und Julius Lukas geben Einblick in ihre Arbeit. (Foto: Andreas Stedtler/Grafik: Tobias Büttner)

Halle/MZ. - In der dritten Sonderfolge des Podcasts „Hinter den Headlines“ widmen sich die Hosts Max Hunger und Julius Lukas dem Mann hinter dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt: Taleb A. Der saudi-arabische Psychiater tötete am 20. Dezember 2024 sechs Menschen und verletzte Hunderte. Wie kam er nach Deutschland und wie konnte er sich hier unbemerkt radikalisieren?

Taleb A. führte online ein zweites Leben

Die Reporter Hagen Eichler und Jan Schumann von der Mitteldeutschen Zeitung zeichnen das Bild eines gebildeten, aber sozial isolierten Mannes, der früh auffiel – und doch unbehelligt blieb. „Der Anschlagstäter hat online ein sehr öffentliches Leben geführt, fast ein zweites neben seinem eigentlichen“, sagt Eichler. Auf seinem Twitter-Profil habe er über Jahre hinweg seine Motive offenbart, Drohungen ausgesprochen und sich mit einem Sturmgewehr präsentiert. Für ihn sei es so gewesen, als befände er sich in einem „Krieg“.

Taleb A. kam 2006 nach Deutschland, um Facharzt für Psychiatrie zu werden, was ihm auch gelang. Zuletzt arbeitete er in einer landeseigenen Klinik in Bernburg. Kollegen beschrieben ihn als verschlossen, eigenwillig und teils wirr. Dort trug er den Spitznamen „Dr. Google“, weil er angeblich Diagnosen im Internet nachschlug. Gleichzeitig radikalisierte er sich online weiter. „Er hatte eine fünfstellige Zahl an Followern, schrieb auf Englisch und erreichte ein internationales Publikum“, sagt Jan Schumann. In seinen Posts mischten sich Verfolgungswahn, politischer Hass und Gewaltfantasien.

Taleb A. passte in keine Schublade

Schon 2013 drohte er einer Ärztekammer mit einem Anschlag. Die Polizei durchsuchte zwar seine Wohnung, fand aber nichts. „Er passte in keine Schublade – und genau das war das Problem“, erklärt Schumann. Im Podcast ziehen die Reporter Parallelen zum Halle-Attentäter Stephan B. Beide seien isolierte Männer ohne Bindungen gewesen, die in ihrer digitalen Welt Aggression und Rechthaberei kultivierten.

Heute sitzt Taleb A. in Haft. Er hat die Tat gestanden und sie in Briefen an Hinterbliebene mit seinem Hass auf den Staat begründet. „Er hat deutlich gemacht, dass er gern noch mehr Menschen getötet hätte“, so Schumann. Reue? Fehlanzeige.