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Zusteller Zusteller: «Zwei Exoten» auf dem Postweg

Von Timo Lindemann 05.12.2006, 13:56
Postschiffer Fiede Nissen (l.) legt am Dienstag (05.12.2006) zusammen mit seinem bayerischen Kollegen Andreas Oberauer auf der Hallig Gröde die Halligpost in einen Hänger. (Foto: dpa)
Postschiffer Fiede Nissen (l.) legt am Dienstag (05.12.2006) zusammen mit seinem bayerischen Kollegen Andreas Oberauer auf der Hallig Gröde die Halligpost in einen Hänger. (Foto: dpa) dpa

Hallig Gröde/dpa. - Oberauer, der inDeutschlands höchstgelegenem Zustellbezirk arbeitet, schaut sich rund1000 Kilometer entfernt auf der Hallig Gröde - ein nicht durch Deichegeschütztes, inselartiges Eiland - die Arbeit seines Kollegen an undunterstützt ihn tatkräftig. «Wir sind zwei Exoten», sagt Oberauer,der vorher noch nie so weit im Norden war.

Vor vier Jahren hatte Nissen zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläumbei der Deutschen Post einen Besuch in Garmisch-Partenkirchenarrangiert bekommen und Oberauer auf der Zugspitze - Deutschlandshöchstem Berg - begleitet. Der bayerische Briefträger revanchiertsich nun mit einem Gegenbesuch. Der Kontakt zwischen beiden ist nieabgerissen. «Wir haben uns regelmäßig geschrieben - natürlich perPost», sagt der Nordfriese Nissen.

«Es ist überwältigend, wie sich die Menschen hier in der Naturbehaupten», erzählt Oberauer, als es mit dem Schiff über dieschäumende Nordsee geht. «Es sind Extremsituationen wie bei mir. AberFiede muss genauso gut seine Kunden betreuen.» Dass dies nicht immerganz einfach ist, erlebt Oberauer hautnah. Die «Hauke Haien» bringtdie beiden vom Hafen Schlüttsiel bei Windstärke 6 über die Nordseezur Hallig Gröde. Dorthin liefern sie außer der Post auch noch einenWeihnachtsbaum. Eigentlich ist bei diesem Wind schon keine Zustellungmehr möglich, doch eigens für den Besuch wurde ein größeres Schiffgeordert. «Meine 'Störtebekker' hätte das nicht geschafft», berichtetNissen, über den sogar schon ein Buch geschrieben wurde.

An sechs Tagen in der Woche bringt er die Post für die rund 180Bewohner auf vier Halligen in der Nordsee. «Die Zeitungen kommenmeist gegen Mittag», erzählt der auf der Hallig Langeneß geboreneNissen. Oberauer ist zwar nur für 60 Menschen zuständig, dafür aberauch fast 3000 Meter höher unterwegs, wenn er den höchst gelegenenBriefkasten Deutschlands leert. Von dem Arbeitsplatz war damals auchNissen begeistert. «Man steht über den Wolken. Das ist toll»,schwärmt er. Bei aller Begeisterung für die fremde Landschaft:Dauerhaft tauschen wollen beide nicht. «Für eine Woche vielleicht.Aber dann würden mir die Berge fehlen», sagt Oberauer.

Eine Kapitänsmütze als Gastgeschenk erhält der für den südlichsten Postzustellbezirk Deutschlands zuständigen Postbote Andreas Oberauser von Postschiffer Fiede Nissen auf dem Zugspitzplatt überreicht (Archivfoto vom 06.11.2002). (Foto: dpa)
Eine Kapitänsmütze als Gastgeschenk erhält der für den südlichsten Postzustellbezirk Deutschlands zuständigen Postbote Andreas Oberauser von Postschiffer Fiede Nissen auf dem Zugspitzplatt überreicht (Archivfoto vom 06.11.2002). (Foto: dpa)
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