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Zugunglück in Bayern Zugunglück in Bayern: Fahrdienstleiter von Bad Aibling ignorierte gleich vier Warnungen

Von Peter Berger 25.02.2016, 18:04
Der erste Meridian ZUg, der nach dem schweren Zugunglück vom 09.02.2016 wieder von Holzkirchen nach Rosenheim fuhr.
Der erste Meridian ZUg, der nach dem schweren Zugunglück vom 09.02.2016 wieder von Holzkirchen nach Rosenheim fuhr. dpa

Köln/Bad Aibling - Das Zugunglück von Bad Aibling, bei dem am 9. Februar elf Menschen ums Leben kamen und 81 zum Teil schwer verletzt wurden, ist offenbar durch eine Kette von Fehlern des Fahrdienstleiters auf dem Stellwerk in Bad Aibling ausgelöst worden.

Der 39-Jährige hat nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ dem Zug Meridian 79505, der in Bad Aibling mit vier Minuten Verspätung ankam, freie Fahrt Richtung Rosenheim gegeben, obwohl er dem Gegenzug Meridian 79506 im Bahnhof Kolbermoor zuvor auch schon grünes Licht zur Fahrt Richtung Holzkirchen auf der eingleisigen Strecke erteilt hatte. Der Meridian 79506 hatte den Bahnhof Kolbermoor pünktlich erreicht und dort fünf Minuten Aufenthalt. Die beiden Stationen liegen 5,2 Kilometer auseinander.

„Das System hat den Fahrbefehl für den zweiten Zug verweigert“, sagt ein Bahnexperte, der Kenntnis von den bisherigen Ergebnissen der Ermittlungen hat. „Zwei Zügen auf einer eingleisigen Strecke in entgegengesetzter Richtung grünes Licht zu geben, geht technisch gar nicht.“ Das habe der Fahrdienstleiter zur Kenntnis genommen, es aber noch einmal versucht.

Ursache noch unklar

Als auch dieser Fahrbefehl fehlgeschlagen sei, habe er das Ausfahrsignal im Bahnhof Bad Aibling und ein zweites Signal auf der Strecke per Einzelbefehl auf Grün geschaltet. Warum ihm diese Fehlerkette unterlief, ist unklar. Vermutlich hat er übersehen, dass er dem ersten Zug in Kolbermoor schon Grün gegeben und damit die Strecke in Gegenrichtung blockiert hatte.

Der Fehler sei ihm erst aufgefallen, als er auf dem Fahrpult des Stellwerks gesehen habe, dass sich der Zug 79505 in Kolbermoor nach den fünf Minuten Aufenthalt pünktlich um 6.45 Uhr in Bewegung setzte. Daraufhin habe der Mann zwei Notrufe über den Zugfunk abgesetzt. Der erste ist nach den bisherigen Ermittlungen nicht angekommen, der zweite erst nach dem Zusammenstoß der beiden Triebwagen.

Warum der Notruf die Lokführer nicht erreicht hat, ist noch völlig unklar. Die Bahn schließt ein Funkloch im Bereich der Unglücksstelle aus. Das habe es Mitte 2010 gegeben, sei aber sofort behoben worden. Zudem habe ein Test ergeben, dass der Zugfunk entlang der Strecke einwandfrei funktioniere.