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"Kein einziger Angriff auf Menschen" Wölfe: In Deutschland gibt es 60 Wolfsrudel

Von Petra Ahne 23.11.2017, 07:24
Wolfsrudel in einem Wildpark
Wolfsrudel in einem Wildpark dpa-Zentralbild

Berlin - Die Tiere sind ausgesprochen scheu und schwer auszumachen, aber die Fachleute sind sich sicher: Sie haben alle gefunden - in Deutschland gibt es derzeit zwischen 150 und 160 erwachsene Wölfe. Beate Jessel, die Chefin des Bundesamts für Naturschutz, erläutert, wie die Zahlen zustande kommen: mit Hilfe von Fotofallen, genetischen Untersuchungen, Kotanalysen und Hochfrequenz-Sendern.

Damit wehrte sie sich nicht zuletzt gegen Aussagen von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD). Er hatte vergangene Woche eine Zahl von rund 650 Wölfen in den Raum gestellt.

Wann ist ein Wolf gefährlich?

Es dreht sich viel um Zahlen beim Pressegespräch des Bundesamts für Naturschutz zum aktuellen Wolfsvorkommen in Deutschland, viel auch um die Frage, wann ein Wolf als auffällig und potenziell gefährlich gilt und was dann unternommen wird.

17 Jahre, nachdem der Wolf in Deutschland wieder sesshaft wurde, geht es jetzt wieder um das, was ihm seit jeher zu schaffen gemacht hat - um die Schwierigkeit, Märchen und Wahrheit zu trennen. "Wir kennen keinen einzigen Angriff auf Menschen seit es wieder Wölfe in Deutschland gibt", sagte Jessel.

Fest steht aber: Die Wölfe werden mehr. 60 Rudel wurden im nun ausgewerteten Monitoring-Jahr, also von Anfang Mai 2016 bis Ende April 2017, gezählt. Im Jahr zuvor waren es 47 Rudel und 140 Tiere. Ein Rudel besteht aus einem Elternpaar und den Welpen sowie deren Geschwistern aus den Würfen ein bis zwei Jahren zuvor.

Weil die Sterblichkeit bei jungen Wölfen sehr hoch ist, werden sie nicht mitgezählt. Im Berichtszeitraum wurden mindestens fünf der streng geschützten Tiere illegal getötet.

Wölfe in sieben Bundesländern

In sieben Bundesländern gibt es inzwischen Wölfe, die meisten Rudel - nämlich 22 - leben in Brandenburg, gefolgt von Sachsen. Die Wolfsverbreitungskarte zeigt ein Band, das sich von Deutschlands Osten in den Nordwesten zieht. Dass die Karte im vergangenen Jahr im Wesentlichen genauso aussah, obwohl es deutlich mehr Rudel gibt, wundert Wolfsforscher. "Wir hätten erwartet, dass sie sich mehr ausbreiten", sagt Ilka Reinhardt, Leiterin der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf.

Möglicherweise gibt es die meisten Wölfe weiterhin im Osten Deutschlands, weil die Gegend vergleichsweise dünn besiedelt ist. Auf Dauer werde das Tiere seinen Lebensraum aber mit Sicherheit ausbreiten.

Tier war nur Schlittenhund

In Nordrhein-Westfalen gibt es bisher keine Wolfspopulationen, es gab nur Einzelsichtungen. Entwarnung für Schafhirten und besorgte Anwohner gab es am Mittwoch im westlichen Münsterland: Der vermeintliche Wolf, den Augenzeugen im Kreis Borken gesehen haben wollen, war wohl bloß ein Schlittenhund.

Wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz mitteilte, meldete sich der niederländische Besitzer des Hundes bei der Behörde, nachdem er das Tier auf einem Zeitungsfoto erkannt hatte.