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Wissenschaft Wissenschaft: Wie ein Raumschiff im ewigen Eis

Von Aliki Nassoufis und Hans-Christian Wöste 20.02.2009, 07:38
Rampe 5: Diese Rampe bildet die Zufahrt zur unterirdischen Garage der neuen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. In der Halle können Kettenfahrzeuge und Skidoos geschützt vor Schneestürmen geparkt werden. (FOTO: DPA)
Rampe 5: Diese Rampe bildet die Zufahrt zur unterirdischen Garage der neuen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. In der Halle können Kettenfahrzeuge und Skidoos geschützt vor Schneestürmen geparkt werden. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/Neumayer-Station III/Antarktis/dpa. - Von dem rund 40 Millionen Euro teuren Bau aus sollenWissenschaftler das ganze Jahr über Klimadaten sammeln, bei derErforschung von Walen helfen und die Konzentration von Treibhausgasenmessen. «Für die Wissenschaftler im Eis beginnt heute eine neue Ära»,sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU), die die13 758 Kilometer entfernte Station mit Hilfe einer Live-Schaltung ausBerlin offiziell eröffnete. «Neumayer III ist ein Meisterstück derIngenieurskunst und ein Labor mit bislang ungekannten Möglichkeiten.»

Die vierstöckige Forschungsstation auf dem Ekström-Schelfeis imSüdpolargebiet ist ein Beispiel ungewöhnlicher Baukunst: Da diebisherigen Bauten von der steigenden Schneedecke allmählich begrabenund regelrecht zerquetscht wurden, steht die neue Station nach rundsieben Monaten Bauzeit auf 16 Stelzen. Diese können einzelnhydraulisch hochgefahren werden, so dass jeweils Schnee daruntergeschoben und verdichtet werden kann. Auf diese Weise klettert die2300 Tonnen schwere Station immer wieder aus der ansteigendenSchneefläche empor. Durch diese Technik wird die Lebenszeit derStation deutlich länger sein als bei den bisherigen - die Planerhoffen auf mindestens 25 bis 30 Jahre.

Neu ist auch, dass die Forscher in der Neumayer III aus denFenstern schauen können. Der Blick ist dabei atemberaubend: Rund umdie Forschungsstation ist weit und breit nichts. Bis zum Horizont istnur weißer Schnee zu sehen, hin und wieder laufen Pinguine vorbei.

Die Wissenschaftler scheint diese Einöde aber nicht zu stören. Beider Eröffnung pfiff ihnen ein eisiger Wind um die Ohren, und dennochfeierten sie bei minus 20 Grad dick eingepackt, aber ausgelassen ihreneue Forschungsstation. Für die Live-Übertragung im Fernsehen hattensie zuvor mit einer Motorsäge sogar Eisblöcke aus einer Schneedüneherausgeschnitten und zu einer Eistheke aufgebaut. Wenn es ihnen abereinmal doch zu kalt werden sollte, können sich die Polarforscher auchin einer hauseigenen Sauna aufwärmen.

Im Mittelpunkt der vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhavenbetriebenen Station werden allerdings die meteorologischen,geophysikalischen und luftchemischen Arbeiten stehen. Außerdem sinddie Wissenschaftler mit dafür verantwortlich, die Einhaltung desumfassenden Verbots von Nuklearversuchen zu überwachen. Bis zu 40Wissenschaftler können künftig auf der Neumayer III forschen. NeunMänner und Frauen können auch überwintern.

Über eine Internetverbindung kann das Team von der abgelegenenStation Kontakt zum Rest der Welt halten. Von einerHochgeschwindigkeitsverbindung ist das überlastete Netz allerdingsweit entfernt: Eine einfache E-Mail-Abfrage dauert häufig länger alszu analogen Telefon-Zeiten. Deswegen stehen für den Notfall nochtragbare Satelliten-Telefone bereit.

Die neue deutsche Antarktis-Forschungsstation Neumayer III (GRAFIK: DPA)
Die neue deutsche Antarktis-Forschungsstation Neumayer III (GRAFIK: DPA)
dpa