Wissenschaft Wissenschaft: Südkoreanische Forscher klonen menschlichen Embryo

Washington/Seoul/dpa. - «Unsere Methode öffnet eine Tür, um diese besonders entwickeltenZellen in der Transplantationsmedizin zu nutzen», sagte derTiermediziner Woo Suk Hwang von der Seouler Nationaluniversität. LautHwang ist es im Zuge der Arbeit überhaupt zum ersten Mal gelungen,menschliche Stammzellen zu Nervenzellen werden zu lassen. Durch dieseMethode des so genannten therapeutischen Klonens hoffenWissenschaftler in aller Welt, Gewebe mit passenden Erbmerkmalen zugewinnen, das nicht vom Patienten abgestoßen wird.
Auch nach diesen neuen Erfolgen für die Stammzellforschung schlossBundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) eine Änderung derdeutschen Gesetze zu diesem Thema jedoch klar aus. «Dastherapeutische Klonen ist in Deutschland verboten und wird auchverboten bleiben», sagte Bulmahn der «Berliner Zeitung» (Freitag).
Befürworter der Embryonenforschung forderten dagegen Lockerungenin der Gesetzgebung. «Wir werden langfristig an einer Debatte überdas Embryonenschutzgesetz nicht vorbei kommen», sagte die Vorsitzendedes Forschungsausschusses im Bundestag, Ulrike Flach (FDP) derselbenZeitung. Das Gesetz ist nach Einschätzung Flachs spätestens dannobsolet, wenn erste konkrete Erfolge, wie etwa das Züchten vonErsatzgewebe sichtbar werden. In den USA und Großbritannien ist dastherapeutische Klonen erlaubt.
Bundesärztekammer-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe forderte, dieHerstellung von Embryonen zu Forschungszwecken oder gar zurindustriellen Verwertung weltweit zu ächten. «Die Forscher dürfensich nicht zu Herren über Leben und Tod menschlicher Embryonenmachen. Menschliches Leben, auch im frühesten Stadium - ob durchBefruchtung oder Klonierung entstanden -, darf niemals zurDisposition gestellt werden», sagte Hoppe.
Zudem forderte er ein internationales Klonverbot. «Wir müssen denMachbarkeitswahn stoppen.» Man dürfe es nicht zulassen, «dassEmbryonen als Rohstofflieferanten gezüchtet werden». Davor Solter vomMax-Planck-Institut für Immunologie in Freiburg betonte, dieExperimente in Südkorea bedeuteten noch lange nicht, dass das Kloneneines Babys möglich sei. «Es ist ein großer Unterschied, einen Embryooder ein Baby herzustellen.»
Eine wissenschaftliche Überraschung ist das Ergebnis keinesfalls.Ähnliche Versuche waren im Tierversuch bereits gelungen. Einige Teamshatten auch bereits menschliche Embryonen geklont. US-Forscher derFirma ACT hatten bereits 1998 nach eigenen Angaben Erbgutmenschlicher Hautzellen mit entkernten Eizellen von Kühenverschmolzen und daraus später Stammzellen gewonnen. Ähnliches war inChina mit Eizellen aus Kaninchen gelungen.
Die südkoreanischen Wissenschaftler begannen ihre Arbeit mit 242Eizellen von 16 Freiwilligen. Für die Versuche genutzt wurden davon176. Daraus gingen schließlich 30 frühe Embryostadien (Blastozysten)hervor. Aus einem davon gewannen die Forscher schließlich eineStammzelllinie. Das mütterliche Erbmaterial stammte aus denHüllzellen der weiblichen Eizelle (Kumuluszellen). Bislang wurdenmenschliche Stammzelllinien aus Embryonen gewonnen, die bei derkünstlichen Befruchtung übrig geblieben waren. Hwang hatte 1999 dieersten Kälber aus geklonten Zellen in Südkorea produziert.
Rudolf Jaenisch vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) inCambridge (USA) nannte die Arbeit einen wichtigen Schritt vorwärts,verwies aber auf eine wichtige Einschränkung: Weil Eizelle undErbmaterial von derselben Frau stammten, können die Forscher nichtausschließen, dass der Embryo durch Jungfernzeugung entstanden ist,also durch Teilung der genutzten Eizelle.
