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Wissenschaft Wissenschaft: Mit Tabak gegen die Pest

09.01.2006, 20:26

Halle/MZ. - Ein neuer Impfstoff aus Tabakpflanzen verspricht Schutz vor der Pest, einem der ältesten Leiden der Menschheit. Die Grundlagen für den Erfolg wurden in Halle gelegt.

Bislang wurde der Impfstoff zwar nur an Meerschweinchen erprobt, erwies sich aber als äußerst vielversprechend. 75 Prozent der geimpften Nager überlebten eine Lungenpest, die sonst unbehandelt fast immer tödlich verläuft. Das Unternehmen Icon Genetics mit Sitz im Biozentrum in Halle lieferte die Basis für diesen Erfolg. Dort fanden Forscher heraus, wie Tabakpflanzen so programmiert werden können, dass sie pharmazeutische Wirkstoffe herstellen. Wissenschaftler der Staatlichen Universität von Arizona und des Zentrums für Infektionskrankheiten der US-Armee in Fort Detrick kauften das patentierte Know-how und stellten ihre Forschungsergebnisse jetzt in dem Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" vor.

Das Team der Uni von Arizona entwickelt seinen Impfstoff auf der Basis zweier Eiweißstoffe, die der Pesterreger zur Infektion von Menschen benutzt. Es gelang ihnen, diese Proteine, F1 und V genannt, aus den Blättern gentechnisch veränderter Tabakpflanzen zu gewinnen. Sie injizierten die Proteine den Meerschweinchen, gaben den Nagern anschließend Zeit, Antikörper zu entwickeln und setzten sie den gefährlichen Erregern aus. Dabei stellten sie fest, dass die nur mit dem V-Protein geimpften Tiere die besten Überlebenschancen hatten.

Sollte der Impfstoff auch Menschen schützen, könnte er in Tabakpflanzen preiswert und schnell in großen Mengen produziert werden. Die Pest als Volkskrankheit ist bis heute nicht besiegt und flackert immer wieder in Afrika, Asien und Lateinamerika auf. Außerdem besteht die Sorge, Pest-Erreger könnten für Terroranschläge genutzt werden. Gisela Ostwald