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Wissenschaft Wissenschaft: Mathematiker lehnt renommierte Fields-Medaille ab

22.08.2006, 20:25
Die Kombo zeigt (l-r) Terence Tao von der Universität von Kalifornien in Los Angeles, den in Deutschland geborenen Franzosen Wendelin Werner und den Mathematik-Professor Andrej Okounkow von der Princeton-Universität in den USA (undatierte Handouts). Die drei Wissenschaftler sind am Dienstag (22.08.2006) beim 25. Internationalen Mathematikerkongress (ICM) in Madrid mit den renommierten Fields-Medaillen ausgezeichnet worden. (Foto: dpa)
Die Kombo zeigt (l-r) Terence Tao von der Universität von Kalifornien in Los Angeles, den in Deutschland geborenen Franzosen Wendelin Werner und den Mathematik-Professor Andrej Okounkow von der Princeton-Universität in den USA (undatierte Handouts). Die drei Wissenschaftler sind am Dienstag (22.08.2006) beim 25. Internationalen Mathematikerkongress (ICM) in Madrid mit den renommierten Fields-Medaillen ausgezeichnet worden. (Foto: dpa) ICM

Madrid/dpa. - Der Russe akzeptiere die Fields-Medaille nicht und seidaher auch nicht zur Entgegennahme in die spanische Hauptstadtgereist, teilte der Präsident der Internationalen MathematischenUnion (IMU), John Ball, am Dienstag mit. Der 40-Jährige ist der ersteWissenschaftler in der Geschichte, der die renommierte Medailleablehnt.

Perelman, in der Presse zuweilen als Genie oder «intelligentesterMensch der Welt» bezeichnet, brüskierte damit seine Kollegen ausaller Welt, die in Madrid zum 25. InternationalenMathematikerkongress zusammengekommen waren. Die Auszeichnung, diehäufig mit dem Nobelpreis verglichen wird, vergibt die IMU alle vierJahre auf ihrem im selben Turnus tagenden Weltkongress.

Der spanische König Juan Carlos überreichte drei weitere Fields-Medaillen an den Mathematik-Professor Andrej Okounkow von derPrinceton-Universität in den USA, Terence Tao von der Universität vonKalifornien in Los Angeles sowie den in Deutschland geborenenFranzosen Wendelin Werner. «Die Mathematik hilft uns, die Welt zuverstehen, in der wir leben», sagte Juan Carlos. «Sie trägt außerdemdazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Ländern, Gesellschaften undKulturen zu stärken.»

Der aus St. Petersburg stammende Perelman soll eines derschwierigsten Probleme der Mathematik gelöst haben, an dem sich dieExperten seit rund 100 Jahren vergeblich die Köpfe zerbrochen hatten.«Wenn sich zeigt, dass meine Beweisführung stimmt, brauche ich keineweitere Anerkennung», sagte der Russe kürzlich Reportern der US-Zeitschrift «The New Yorker». «Ich habe von Anfang an gesagt, dassich die Auszeichnung ablehnen werde. Die Medaille ist für mich völlig unbedeutend.»

«Perelman hat die Fields-Medaille abgelehnt, weil er sich von derGemeinschaft der Mathematiker isoliert fühlt», berichtete Ball. «Erhat eine etwas eigene Psychologie, aber das macht ihn auchinteressant. Ich fürchte aber nicht um seine geistige Gesundheit.»Perelman wolle nicht das «Aushängeschild der Mathematik» sein. Ballwar im Juni nach Petersburg gereist, um Perelman zur Annahme derAuszeichnung zu bewegen. Er berichtete, der Russe habe einenLehrstuhl als Professor abgelehnt und sei derzeit ohne Arbeit.» NachMedienberichten lebt Perelman am Stadtrand von St. Petersburg beiseiner Mutter.

Die IMU vergibt die nach dem kanadischen Mathematiker John CharlesFields benannten Medaillen seit 1936 alle vier Jahre an zwei bis vierherausragende Mathematiker unter 40 Jahren. Sie sind insgesamt mitumgerechnet rund 10 000 Euro dotiert. Der Franzose Werner, der 1968in Deutschland geboren wurde, erhielt die begehrte Auszeichnung fürArbeiten zum mathematischen Verständnis physikalischer Systeme. DieArbeit des Forschers von der Universität Paris-Sud repräsentiereeines der fruchtbarsten Zusammenspiele zwischen Mathematik undPhysik, urteilte das Preiskomitee.

Okounkow wurde unter anderem für neuartige wissenschaftliche Ideenausgezeichnet, die sich nach Angaben der Jury als mächtigeInstrumente für die Lösung zahlreicher mathematischer Problemeerwiesen haben. Auch Tao gelte als vielseitiger und originellerProblemlöser, betonte das Preiskomitee. Der Professor der Universitätvon Kalifornien, dessen Interessen über eine große Breitemathematischer Fachgebiete reichten, besitze einen geradezuüberirdischen Scharfsinn.

An dem neuntägigen Weltkongress (22.-30. August) in Madrid nehmennach Angaben der Veranstalter 3500 Mathematiker aus 123 Ländern teil.