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Wissenschaft Wissenschaft: Bringt Ötzi Tod und Verderben?

Von Carola Frentzen 19.04.2005, 11:56
Nahaufnahme des Kopfes der 5.300 Jahre alten Gletscherleiche «Ötzi» im Archäologischen Museum in Bozen (undatiertes Archivfoto). Mumien haben etwas Furcht erregendes, Erschreckendes, Unerklärliches an sich. Jetzt macht auch Ötzi von sich Reden: Sechs Menschen, die im Zusammenhang mit der Gletscherleiche standen, sind tot. Verbirgt sich hinter dem netten Namen ein grausiges Geheimnis? Nachdem am Sonntag (17.04.2005) der Urgeschichtler und Ötzi-Forscher Konrad Spindler im Alter von nur 66 Jahren in Innsbruck gestorben ist, sind die Italiener - die sowieso zum Aberglauben tendieren - hellhörig geworden. (Foto: dpa)
Nahaufnahme des Kopfes der 5.300 Jahre alten Gletscherleiche «Ötzi» im Archäologischen Museum in Bozen (undatiertes Archivfoto). Mumien haben etwas Furcht erregendes, Erschreckendes, Unerklärliches an sich. Jetzt macht auch Ötzi von sich Reden: Sechs Menschen, die im Zusammenhang mit der Gletscherleiche standen, sind tot. Verbirgt sich hinter dem netten Namen ein grausiges Geheimnis? Nachdem am Sonntag (17.04.2005) der Urgeschichtler und Ötzi-Forscher Konrad Spindler im Alter von nur 66 Jahren in Innsbruck gestorben ist, sind die Italiener - die sowieso zum Aberglauben tendieren - hellhörig geworden. (Foto: dpa) Archäologisches Museum Südtirol

Rom/dpa. - Nachdem am Sonntag der Urgeschichtler und Ötzi-Forscher KonradSpindler im Alter von nur 66 Jahren in Innsbruck gestorben ist, sinddie Italiener - die sowieso zum Aberglauben tendieren - hellhöriggeworden. Selbst die Nachrichten-Sprecherin des staatlichen RAI-Fernsehens sprach vom «Fluch des Ötzi». Dass der Archäologe schonlange schwer krank war, wurde dabei nur in einem Nebensatz erwähnt.

Dennoch: Etwas Makabres hat die Geschichte schon, hatte Spindlerdoch erst vor einem halben Jahr erklärt, der angebliche Fluch derEismumie habe allenfalls «Unterhaltungswert». Scherzhaft hatte erhinzugefügt: «Werde ich dann der Nächste sein?»

Die Forschungen an der 5300 Jahre alten Leiche, die 1991 vomNürnberger Ehepaar Simon entdeckt worden war, hatten ergeben, dassÖtzi eine Pfeilspitze in der Schulter hatte. Er starb also keinesnatürlichen Todes. Rächt er sich dafür noch heute an allen, die ihmnahe kommen? Bei dem Gedanken wird vielen Italienern unbehaglich, istdie Mumie doch in ihren eigenen Landesgrenzen im Bozener Museumausgestellt.

Die Lebensumstände des Gletscher-Mannes geben den Forschern bisheute Rätsel auf: Mit seinen etwa 47 Jahren hatte Ötzi fürsteinzeitliche Verhältnisse ein geradezu methusalemhaftes Altererreicht. Er hatte Blutspuren an den Händen, die nicht von ihm selbststammen und wurde scheinbar von hinten mit mehreren Pfeilendurchbohrt. Ein Ötzi-Forscher sprach erst kürzlich von einem«historischen Kriminalfall».

Zu den Männern, die im Dunstkreis von Ötzi starben, zählt auch derFinder der Gletschermumie, Helmut Simon. Er war im vergangenen Herbstbei einer Bergtour von einer Lawine getötet worden. WeitereGestorbene waren: Der Mumien-Gerichtsmediziner Rainer Henn, der beieinem Verkehrsunfall ums Leben kam; der Bergführer Kurt Fritz, derReinhold Messner zur Fundstelle begleitete und später bei einemUnglück in den Bergen starb; der Journalist Rainer Hölzl, der Ötzifilmte und einem Krebsleiden erlag; und schließlich ein Bergführer,der an der Suche nach dem verschollenen Helmut Simon beteiligt war -und nur wenige Stunden nach dessen Beerdigung an einem Herzinfarktstarb.

Ob es sich bei den Todesfällen um Unglücke, Zufälle oder einenFluch handelt, wird wohl niemals geklärt werden können. Aber diegruselige Legende über den Fluch der Mumie, die aus grauer Vorzeitzurückkommt, um sich an den Menschen zu rächen - die hat nicht nurdurch den gleichnamigen Kinofilm etwas Elektrisierendes an sich.