Wissenschaft Wissenschaft: «Ardi» war mehr als ein Affe
WASHINGTON/DPA. - In elf Artikeln des US-Fachjournals "Science" beschreiben Wissenschaftler von Universitäten rund um die Welt ihren Fund. Das fast komplette Skelett von "Ardipithecus ramidus" wurde aus Teilen vieler Individuen, vor allem aber eines Weibchens zusammengesetzt, die seit 1994 gefunden worden waren.
Ardi war etwa 1,20 Meter groß, 50 Kilogramm schwer und besaß einzigartige Eigenschaften: Ihre Hände, Füße und ihr Becken deuten darauf hin, dass sie auf Bäume kletterte, sich aber auch auf zwei Beinen auf dem Boden bewegte. Dabei benutzte sie allerdings nicht die Knöchel wie heutige Affen. Ihr Gehirn war noch klein wie das eines Schimpansen, die Schädelbasis ähnelte jedoch bereits der späterer Vormenschen.
Das Skelett stammt aus der Afar-Region im Nordwesten Äthiopiens, ebenso wie "Lucy" (Australopithecus afarensis) und andere Vormenschen-Funde. Die Forscher zählen Ardi zu den Menschenartigen.
Die vorgewölbte Schnauze war bereits flacher, die Reißzähne nicht lang und angespitzt wie bei den Affen. Dies deute auf eine friedliche Lebensweise hin. Ardi lebte vermutlich sowohl von Nüssen und Früchten wie auch von Insekten und kleinen Tieren. All dies zeige, dass unsere entfernten Vorfahren weniger "affenartig" waren und die heutigen Affen sich viel weiter von ihrem letzten gemeinsamen Vorfahren mit den späteren Menschen weg entwickelt haben als bisher vermutet, hieß es. Dieser hypothetische Vorfahr wird derzeit in einem Zeitraum vor etwa sechs Millionen Jahren vermutet.
Die Untersuchung von Pflanzen und Tierfossilien der Fundschicht zeigt, dass sich der Übergang zum Menschen auch nicht wie bisher geglaubt, auf der offenen Savanne abspielte. Ardi lebte im dichtbewachsenen Waldland.