Winnenden-Prozess Winnenden-Prozess: Vater des Amokläufers machte sich Vorwürfe

Stuttgart/dapd. - «Die Waffe hätte da nicht rumliegen dürfen»,soll der 51-Jährige Vater von Tim K. drei Tage nach der Tat geäußerthaben. Dies sagte der 18-jährige damalige Freund der Schwester vonTim K. am Donnerstag vor dem Landgericht Stuttgart im Prozess gegenden Vater des Amokläufers.
Der Vater muss sich seit Mitte September vor Gerichtverantworten, weil er laut Anklage seinem Sohn Zugriff auf eineerlaubnispflichtige Schusswaffe sowie Munition ermöglicht hat. Der17 Jahre alte Schüler hatte am 11. März 2009 bei einem Amoklauf inWinnenden und seiner anschließenden Flucht in Wendlingen 15 Menschenund dann sich selbst getötet. Viele der Opfer starben durchKopfschüsse. Die Tatwaffe hatte er aus dem Schlafzimmer der Elternentwendet.
Der 18-jährige Gymnasiast, der mit der Schwester des Amoktätersmehr als ein Jahr lang zusammen war, sagte zudem aus, dass dieFamilie sich im Nachhinein Gedanken über ihren Umgang mit dem17-Jährigen gemacht habe. So hätte man auf dessen psychischen undschulischen Probleme näher eingehen müssen, sollen sich dieFamilienangehörigen kurz nach der Tat vorgeworfen haben.
Auf Nachfrage eines Nebenklagevertreters bestätigte der18-Jährige den Inhalt von Chatprotokollen aus dem Jahr 2008 zwischenihm und der Schwester von Tim K. Demnach soll sie ihm im Mai 2008geschrieben haben, ihr Bruder sei «manisch depressiv» und man merke,«dass er zerbricht». Im November 2008 soll sie zudem geschriebenhaben, ihr Bruder sei anders. Er habe kaum Freunde und sitze alleinezu Hause.
Zwtl.: Zeuge erleidet kurzen Zusammenbruch
Der 18-Jährige erlitt vor Gericht kurz einen Zusammenbruch. Erhatte zunächst verneint, Kenntnis über die psychischen Probleme desTäters gehabt zu haben und wurde daraufhin von einem Nebenkläger aufdie Chatprotokolle aufmerksam gemacht. Auch der Vorsitzende RichterReiner Skujat schaltete sich ein und wies den Zeugen an, falls ernicht die Wahrheit sage, werde es «nicht schön für» ihn. Der jungeMann brach kurz in Tränen aus und zeigte sich anschließendkooperativer. Er räumte auch ein, dass er sich im Vorfeld desProzesses in einem mehrstündigen Telefongespräch mit der Tochter desAngeklagten über seine anstehende Vernehmung unterhalten habe.
Zu Beginn der Vernehmung hatte der 18-Jährige, der noch heute ineinem «freundschaftlichem» Verhältnis mit der Tochter desAngeklagten steht, das Bild einer normalen Familie gezeichnet. DerTim K. sei zwar ruhig gewesen und habe sich zurückgezogen, aberansonsten habe er einen «ganz normalen» Eindruck gemacht.
Zwtl.: Freunde: «Der macht irgendwann noch einen Amoklauf»
Zuvor hatten zwei ehemaligen Mitschüler des Amoktäters an derAlbertville-Realschule ausgesagt. Er habe mit Geld angeben und sogetan, als spiele es für ihn keine Rolle. Manchmal sei der Eindruckentstanden, als habe er sich «Freundschaften erkaufen wollen», sagteeiner der beiden Mitschüler. Wegen seiner bekannten Vorliebe zuSoftair-Waffen und seiner zurückhaltenden Art soll in seiner Schulekurz nach der Amoktat in Erfurt aus Spaß gesagt worden sein: «Dermacht irgendwann noch einen Amoklauf», sagte der andere Mitschüler.Allerdings sei dies damals nur «so dahin» gesagt worden.
