Wetter Wetter: Gewitter und Hagel verwüsten ganze Landstriche

Stuttgart/Hamburg/dpa. - In anderen europäischen Ländernwurden ganze Landstriche verwüstet. Allein in Belgien entluden sich40 000 Blitzschläge. Für Donnerstagabend gaben die Meteorologen wegenerneut drohender schwerer Gewitter im Südwesten Deutschlands wiedereine Unwetterwarnung aus.
«Das Damoklesschwert schwebt über Baden-Württemberg», sagte derStuttgarter Meteorologe Rolf Siegle. Die Sturmböen von Mittwochabendhatten hier unzählige Bäume umgeknickt. In vielen Regionen liefenKeller voll. Bundesstraßen wurden vor allem im Raum Stuttgartüberflutet oder von Erdrutschen blockiert, Hagelschlag behinderte denVerkehr auf den Autobahnen am Leonberger Dreieck. Mancherorts fielenrund 30 Liter Regen je Quadratmeter. Blitzschläge lösten Brände undStromausfälle aus. Ein Feuer in zwei Reithallen auf einem Bauernhofin Eberdingen (Kreis Ludwigsburg) richtete einen Sachschaden von rund80 000 Euro an.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) befürchtete für den Nachmittag undAbend für ganz Baden-Württemberg erneut lokale Unwetter mitorkanartigen Böen bis zu 110 Stundenkilometern, Hagelschlag,Sturzregen mit über 40 Litern je Quadratmeter und Blitzschlägen.Besonders gefährdet seien die südöstlichen und östlichen Landesteilemit dem Bodensee, Oberschwaben, dem Raum Ulm, der Ostalb undHohenlohe. Die Tagestemperaturen lagen am Donnerstag bei bis zu 30Grad.
Nach Blitzeinschlägen in die Oberleitungen, in Stellwerke undBahnübergangs-Anlagen fielen in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag 20Züge völlig aus, wie ein Bahnsprecher sagte. Die Verspätungensummierten sich auf 5000 Minuten. Betroffen waren besonders derNahverkehr am Niederrhein, die Region Düsseldorf, das Ruhrgebiet unddas Gebiet um Bonn. «Da sind bestimmt 10 000 Pendler zu spät zurArbeit gekommen», sagte der Bahnsprecher. Zwei Ortschaften im KreisHeinsberg wurden teilweise überschwemmt. Am Donnerstagnachmittagschüttete es erneut wie aus Eimern.
Auch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt kam es zu Störungen imBahnverkehr nach Blitzeinschlägen. In der Region Magdeburg wurdenZüge teils stark beeinträchtigt und Straßen und Keller überflutet. AmVormittag rollte der Fernverkehr aber wieder planmäßig.
Bereits in der Hitze vom Mittwoch war im bayerischen Memmingen einzweijähriges Mädchen ums Leben gekommen. Die 32-jährige Mutter ausBaden-Württemberg hatte den Wagen mit dem schlafenden Kind nachPolizeiangaben am Morgen im Schatten abgestellt. Bei ihrer Rückkehrnach fast drei Stunden habe das Auto in der prallen Sonne gestanden.Wiederbelebungsversuche eines Notarztes kamen zu spät. Das Mädchenerlag vermutlich einem Herz- und Kreislaufversagen. Die Polizeiermittelt wegen fahrlässiger Tötung.
In Österreich richteten die Unwetter vor allem im BundeslandVorarlberg schwere Verwüstungen in der Landwirtschaft an. Aufzahlreichen Straßen sorgten die Hagelkörner in Taubeneigröße fürVerkehrsbehinderungen. Viele Verbindungen mussten wegen Erdrutschenund umgestürzter Bäume vorübergehend gesperrt werden. Die Feuerwehrenwaren wegen überfluteter Keller im Großeinsatz.
Im Südwesten Belgiens entluden sich in der Nacht bis zu 50 Blitzepro Quadratkilometer, wie der Königliche Wetterdienst mitteilte. Aufdem Höhepunkt der Gewitter gegen 2.30 Uhr morgens entluden sich 280Blitze pro Minute. Einige schlugen in Häuser und Stromleitungen ein.Zudem richteten heftige Regenfälle erhebliche Schäden an. In derwallonischen Industriestadt Charleroi legte ein Stromausfall dengesamten Betrieb des Hauptbahnhofs lahm.