Wettbewerb Wettbewerb: Sachsens Meister im Handmelken

Liptitz/ddp. - «Herrliche Euter», sagt er. Schönprall und so schön sauber. «Dreckige Euter kosten Zeit», erklärtSchubert. Sie müssten gesäubert werden vor dem Melken, das hält auf.Im Alltag - Fritz Schubert hat mehr als 200 Kühe zu versorgen -ebenso wie im Wettkampf, wo es den Sieg kosten würde. Und den Sieghat Schubert gerade errungen: Er ist amtierender Sachsen-Meister imHandmelken.
Einen schöneren Beruf als Landwirt könne er sich nicht vorstellen,sagt Schubert. Auch die Arbeitszeiten von morgens 4.00 Uhr bis 9.00Uhr und nachmittags wieder von 16.00 Uhr bis 19.00 Uhr stören ihnnicht. «Ist besser als Schichtarbeit», sagt er. Allerdings müssen dieKühe 365 Tage im Jahr gemolken werden, auch an den Wochenenden.«Sonntags habe ich auch mal frei», sagt er dazu. Die Betonung liegtauf «mal».
Schubert sitzt in seinem kleinen Büro in der Milchviehanlage derDöllnitztal e.G. in Liptitz bei Wermsdorf. An der Wand hängt einEuter- und ein Brunstkalender, über dem Schreibtisch an einer großenWandtafel sind alle seine Kühe mit einer Nummer eingeteilt nach Alterund Leistungsklasse. Und wer viel Milch gibt, der bekommt auch einenguten Platz im Stall, erklärt Schubert. Die modernen Plätze mit dembesseren Einstreu seien für die Hochleistungstiere reserviert, dieanderen müssten sich mit den etwas schmutzigeren Boxenzufriedengeben. Schubert zeigt auf Hochleistungskuh Nummer 208: 58,8Kilo Milch gibt sie täglich im Durchschnitt. Damit gehört sie zurSpitzenklasse im Stall und liegt mehr als das Doppelte über demSachsen-Durchschnitt. Im Freistaat schafft es eine Kuh auf eineTagesleistung von rund 23 Kilo.
Aber mit der Hand melken ließen sich solche Tiere nicht, sagtSchubert. «Die sind das gar nicht gewöhnt, wenn sie plötzlich mit derHand gemolken werden», sagt er. Kühe seien kleine Sensibelchen, diejeden Tag exakt zur gleichen Zeit gemolken werden müssen und die aufjede Veränderung im Futter oder im Tagesablauf sofort mit wenigerLeistung reagieren.
Viermal ist Schubert schon Sachsenmeister im Handmelken geworden,und mehr gibt es für ihn in dieser Disziplin auch nicht zu holen. Ernimmt seinen Titel ernst, auch wenn das Handmelken in der Praxis kaumnoch eine Rolle spielt. Für Lehrlinge ist es nicht mehr Teil derPrüfung. Und auch die Konkurrenz ist überschaubar: Bei denLandesmeisterschaften Ende Februar trat er gegen fünf Konkurrentenan. «Aber das sind immerhin fünf, die nicht gewonnen haben», sagtSchubert.
Einen Bundesausscheid gibt es in seiner Disziplin nicht. «Schade»,sagt Schubert. Deutschlandmeister, das wäre was. Doch dieser Titelist den Maschinenmelkern vorbehalten, die Ende April ihren Wettkampfim bayerischen Weiden austragen. Dann treten 36 Jungbauerngegeneinander an und ermitteln den besten Melker Deutschlands.
Für den Wettbewerb der Handmelker werden speziell trainierte Kühegebraucht. «Vor allem müssen sie stillstehen können», sagt Schubert.Gutes Zureden helfe, die Kuh zu beruhigen. Mit dem Blick des Kennerskönne er sehen, ob das Tier nervös ist. Beim Melken komme es dann aufdie richtige Technik und den Rhythmus an. «Ich bevorzuge dasFäusteln», sagt Schubert. Das ist zwar ein Fachbegriff, heißt abernicht anderes, als dass der Melker die Zitzen fest mit der Faustumschließt. Daneben gibt es noch das «Druckknebeln», dabei liegt derDaumen innen senkrecht nach unten und wird mit Handballen und Fingerngegen die Zitze gedrückt. «Ist Geschmackssache», sagt Schubert.Beiden Techniken gemein ist, dass sie anstrengend sind. «Das geht indie Arme.»
ddp/lmh/mbr
091113 Mrz 10