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Immobilien Weniger Immobilien verkauft: Preise gehen deutlich zurück

Wohnungen, Häuser, Grundstücke: In vielen Regionen in Niedersachsen sind die Preise für Immobilien gesunken. Insbesondere in einem Bereich sah die Entwicklung aber anders aus.

Von Marc Niedzolka, dpa Aktualisiert: 01.02.2024, 16:03
Mehrfamilienhäuser mit tausenden Wohnungen werden im Neubaugebiet Kronsrode gebaut.
Mehrfamilienhäuser mit tausenden Wohnungen werden im Neubaugebiet Kronsrode gebaut. Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Hannover - Im vergangenen Jahr sind in Niedersachsen so wenig Immobilien verkauft worden wie seit Jahrzehnten nicht mehr. 1987 wurden letztmals weniger Kaufverträge registriert, wie aus dem am Donnerstag vom Innenministerium vorgelegten Landesgrundstücksmarktbericht hervorgeht.

2023 wurden rund 78.000 Immobilien verkauft. Das waren knapp 20.000 weniger als noch ein Jahr zuvor, wo die Zahl erstmals seit 2010 wieder unter die Marke von 100.000 gesunken war. Die Preise gingen in vielen Bereichen zurück, doch es gab jüngst auch andere Beispiele.

Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte, die Zahl der Kaufverträge verharre auf einem niedrigen Niveau. Gestiegene Zinsen, höhere Preise für Baustoffe sowie der Fachkräftemangel sorgen seit längerer Zeit für Probleme in der Baubranche. Der Umsatz mit Immobilien sank im vergangenen Jahr laut Bericht um fast ein Drittel auf rund 19,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Jahr zuvor. Damit wurde der niedrigste Wert seit 2016 erreicht.

Das Ministerium wies darauf hin, dass die Zahlen von 2021 und 2023 besser vergleichbar seien, da 2022 etwa durch den Kriegsbeginn in der Ukraine ein besonders schwankendes Jahr gewesen sei. Innerhalb der beiden Jahre sank der Umsatz mit neuen Eigentumswohnungen beispielsweise um mehr als 60 Prozent, bei Reihenhäusern und Doppelhaushälften um rund 25 Prozent.

Preise bei frei stehenden Ein- und Zweifamilienhäusern gesunken

Im Durchschnitt sanken die Preise für frei stehende Ein- und Zweifamilienhäuser von 2022 zu 2023 um 40.000 Euro auf 260.000 Euro. Regional gab es aber große Preisunterschiede. Vielerorts sanken die Preise in diesem Segment spürbar, vereinzelt stiegen sie aber auch leicht.

In Hannover sanken die Preise im Schnitt um knapp 50.000 Euro auf 525.000 Euro. In Osnabrück gingen die Preise in einer ähnlichen Größenordnung auf nun 425.000 Euro zurück.

In Braunschweig war der Rückgang mit 90.000 Euro auf 400.000 Euro im vergangenen Jahr noch größer. Einen leichten Anstieg der Preise gab es beispielsweise im Landkreis Lüchow-Dannenberg, dort wurden im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 im Schnitt mehrere Tausend Euro mehr gezahlt.

Damit habe sich der bereits in den vergangenen Jahren erkennbare Trend bestätigt, dass das Preisgefälle zwischen Großstädten und ländlich geprägten Regionen leicht abnehme, hieß es. Die Zahl der Käufe von Ein- und Zweifamilienhäusern sank im vergangenen Jahr insgesamt auf rund 24.200 - das war der geringste Wert seit 2009.

Doppelhaushälften und Reihenhäuser im Schnitt um 40.000 Euro günstiger

Auch für Doppelhaushälften und Reihenhäuser mussten Eigentümer im Schnitt deutlich weniger Geld bezahlen. 2023 waren es 250.000 Euro, das waren 40.000 Euro weniger als noch ein Jahr zuvor. In Osnabrück und Hannover gingen die Preise um jeweils 85.000 Euro und damit noch stärker zurück. In den Landkreisen Helmstedt, Schaumburg und Lüchow-Dannenberg wurde es hingegen im Durchschnitt um mehrere Tausend Euro teurer.

Bauen von Eigentumswohnungen preislich fast unverändert

Kaum Entwicklung gab es bei den Preisen von neuen Eigentumswohnungen. Ein Quadratmeter kostete im vergangenen Jahr im landesweiten Durchschnitt 3800 Euro - 80 Euro weniger als ein Jahr zuvor. In Hannover stiegen die Preise leicht, wie auch in Peine, Lüneburg oder Delmenhorst. Günstiger wurde es etwa in Osnabrück und Braunschweig. Auf den ostfriesischen Inseln sind Wohnungen weiterhin sehr teuer. Auf Langeoog kostete ein Quadratmeter 13.400 Euro - 1300 Euro weniger als noch 2022.

Bestandswohnungen günstiger

Wohnungen, die zwischen 1991 und 2010 gebaut wurden, wurden im Schnitt um knapp 200 Euro günstiger und kosteten 2023 noch etwa 2340 Euro pro Quadratmeter. In Lüneburg und Hannover wurden sie hingegen etwas teurer.

Ackerland deutlich teurer

Ackerland war im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 6,06 Euro pro Quadratmeter auf einem Höchstwert, bei den Preisen gab es innerhalb von zehn Jahren mehr als eine Verdopplung. Diese Entwicklung wurde vor allem darauf zurückgeführt, dass die Flächen knapp würden. Der Vorsitzenden des oberen Gutachterausschusses in Niedersachsen, Andreas Teuber, sagte, im Raum Cloppenburg und Vechta würden mitunter 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter fällig.

Kritik von CDU

CDU-Politiker Christian Frölich sagte: „Die dramatisch einbrechenden Grundstückskaufverträge zeigen unmissverständlich auf, dass die gegenwärtigen Rahmenbedingungen für den Neubau von Immobilien in keiner Weise stimmig sind.“

Land will Bauen vereinfachen

Die Landesregierung will eine Änderung der Bauordnung auf den Weg bringen. Laut Bauministerium die Novelle bis zum Sommer den Landtag passiert haben.

Ein Kernstück ist eine Vereinfachung von Umbaumaßnahmen. Wer beispielsweise das Dachgeschoss eines Hauses ausbauen will oder ein Wohngebäude aufstocken möchte, soll dies künftig leichter umsetzen können. So geht es etwa darum, dass Eigentümer keinen Fahrstuhl mehr einbauen müssen, wenn sie ein Haus um bis zu zwei Geschosse erweitern.

Laut Ministerium sollen bei Umbaumaßnahmen neue Decken, Wände, Treppen oder der Schallschutz nur noch dem Standard des Baujahres der Immobilie entsprechen müssen. Derzeit müssten diese dem aktuellen Standard entsprechen.