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Weltweit jetzt mehr als 1000 Schweinegrippe-Fälle

04.05.2009, 12:18

Stockholm/Berlin/dpa. - Weltweit sind mehr als 1000 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt. In 19 Ländern der Erde seien bestätigte Fälle aufgetreten, teilte das EU-Zentrum für Seuchenbekämpfung (ECDC) in Stockholm am Montag mit.

Demnach sind 929 Fälle außerhalb und 79 innerhalb Europas nachgewiesen. In Deutschland haben sich seit Sonntag keine neuen Fälle der Schweinegrippe bestätigt. Bei allen acht Infizierten habe die Erkrankung einen leichten Verlauf genommen, sagte Prof. Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts in Berlin. Nach Angaben des mexikanischen Gesundheitsministers José Ángel Córdova ist der Höhepunkt der Seuche in Mexiko überschritten.

Während nach ECDC-Angaben in Mexiko 22 Menschen und in den USA ein Kind gestorben sind, werden aus den betroffenen zehn europäischen Ländern weiter durchweg milde Verläufe gemeldet. Trotz der stabilen Lage in Deutschland ist es für eine Entwarnung laut RKI-Chef Hacker zu früh. «International nehmen die Zahlen weiter zu.» Auch die große Wandelbarkeit des Viren-Erbguts mache den Experten grundsätzlich Sorgen.

Derzeit sind RKI-Expertenteams sowohl in Bayern als auch in Brandenburg unterwegs, um den Kreis möglicher Kontakte der dort Erkrankten zu überprüfen. Bislang gibt es jedoch keinerlei Hinweise für weitere Infektionen im Umfeld. Seit Sonntag müssen Ärzte bundesweit bereits Verdachtsfälle von Schweinegrippe dem Gesundheitsamt melden. Hacker betonte, dass sich dieses Verfahren, das im Rahmen des mehrstufigen Pandemieplans vorgesehen ist, auch bei anderen Grippewellen bewährt habe.

Die Zahl der Menschen, die sich in Mexiko nachweislich mit dem neuen Influenza-Virus A/H1N1 infiziert haben, ist auf 590 gestiegen. Gesundheitsminister Córdova betonte am Sonntagabend: «Der Höhepunkt auf nationalem Niveau war zwischen dem 23. und 28. April.» Er machte aber auch darauf aufmerksam, dass sich das Virus jetzt regional ausgebreitet habe. Die Reisewarnungen von Regierungen weltweit haben die Besucherzahlen in Mexiko einbrechen lassen. Einige Unternehmen aus Frankreich und England fliegen keine Gäste mehr an die mexikanische Karibikküste.

In einem Kairoer Slumviertel protestierten nach Angaben aus Sicherheitskreisen erneut Dutzende christliche Schweinezüchter gegen die staatlich verordnete Schlachtung ihrer Tiere. Es kam jedoch zunächst nicht wie am Vortag zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die ägyptische Regierung hatte vergangene Woche mit der Schlachtung der rund 350 000 Schweine des Landes begonnen. Damit solle eine Verbreitung der Schweinegrippe verhindert werden, hieß es.

Den Erkenntnissen von Forschern nach wird das Virus allerdings gar nicht von den Tieren, sondern von Mensch zu Mensch übertragen. Die Müllsammler und Schweinezüchter gehören der Minderheit der koptischen Christen an. Sie geben ihren Tieren die organischen Abfälle zu fressen, die sie sammeln. Für gläubige Muslime ist das Schwein ein unreines Tier, dessen Fleisch nicht verzehrt werden soll.

Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit warnte unterdessen vor der Übertragung der aktuellen Schweingrippe von Menschen auf Schweine. Es müsse besondere Hygienemaßnahmen geben, um solche Infektionen zu verhindern, sagte der Präsident des Bundesforschungsinstituts, Thomas Mettenleiter, auf der Ostseeinsel Riems. Die Tiere könnten sonst zu einem Reservoir für das Virus werden. Außerdem drohe die Vermischung mit anderen Influenzaviren vom Schwein, Vogel oder Menschen. Tierhalter sollten dringend darauf achten, dass Betriebsfremde und möglicherweise erkrankte Menschen keinen Zugang zu den Schweinen erhielten. Von Schweinefleisch geht dem FLI zufolge jedoch weiter kein erhöhtes Grippe-Risiko aus.

Kanadische Behörden hatten am Wochenende das Schweinegrippenvirus erstmals in Schweinen nachgewiesen. Höchstwahrscheinlich hatte ein infizierter Mann, der aus Mexiko kam, seine Schweine angesteckt.

Internet: www.ecdc.europa.eu