Lieferengpässe Welche Medikamente in Thüringen fehlen – und welche nicht
Der Mangel an Fiebersaft für Kinder vor drei Jahren dürfte vielen Eltern in negativer Erinnerung geblieben sein. So ist die Situation in den Thüringer Apotheken heute.

Erfurt - In den Thüringer Apotheken können etliche Medikamente nicht geliefert werden. Der Mangel habe sich aber im Vergleich zu den Vorjahren etwas entschärft, sagte Apotheker Lutz Gebert aus Schmölln. „Wir haben nicht mehr diese großen Schwerpunkte.“ Typische Saisonprodukte wie Antibiotika oder Fiebersäfte seien – anders als in manchen Vorjahren – in diesem Winter nicht betroffen.
Welche Medikamente konkret fehlen
„Bei mir umfasst die Liste noch rund 100 Präparate, dich ich für meine Patienten bräuchte, aber nicht bekomme“, sagte der frühere Vizepräsident der Landesapothekerkammer weiter. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sind derzeit für über 550 Mittel Lieferengpässe gemeldet. Laut Gebert sind darunter aber auch Präparate, die von mehreren Firmen angeboten werden.
Betroffen seien Medikamente aus etlichen Bereichen, von Insulin über Gichtmitteln, Blutdrucksenker, Augentropfen bis hin zu Verhütungsmitteln, sagte Gebert. Einen klaren Trend gebe es nicht. Ein kleiner Schwerpunkt zeichne sich aber im Bereich der Psychopharmaka ab.
Was Patienten empfohlen wird
Könne ein Mittel nicht geliefert werden, müssten Patienten zurück an den Arzt verwiesen werden, erklärte Gebert. Er rate Patienten, die langfristig Medikamente einnehmen müssen, immer einen Puffer für mindestens 14 Tage zu Hause zu haben. Das ermögliche eine Klärungszeit mit dem Arzt, um eventuell den Anbieter zu wechseln. Generell rate er aber: „Bitte keine Hamsterkäufe!“ Das erzeuge einen doppelten Engpass.
Inzwischen teilten viele Pharmafirmen auch gar nicht mehr mit, wann ein Medikament wieder lieferbar ist. Früher hätten diese wenigstens versucht, den Schein zu wahren und eine ungefähre Lieferzeit in Aussicht gestellt. „Der Patient spielt dabei kaum noch eine Rolle“, kritisiert Gebert.
Was sich verbessert hat
Eigentlich hatte die Bundesregierung 2023 ein Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen verabschiedet. Dadurch seien einige Dinge verbessert worden, meint Gebert. Gut sei etwa, dass inzwischen nicht unbedingt die verordnete Stärke eines Präparats ausgegeben werden müsse. „Das ist ein echter Fortschritt.“
Sprich: Verschreibe der Arzt 100 Milligramm am Tag, könnten die Apotheken auch Packungen mit 50-Milligramm-Tabletten ausgeben. Auch höhere Dosierungen seien möglich, die Tabletten könnten dann geteilt werden. Wichtig sei nur, dass die verordnete Gesamtmenge nicht überschritten wird.