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Landgericht Weiterer Prozess nach tödlichen Schüssen auf Wettbüro

Von dpa Aktualisiert: 09.08.2022, 12:47
Eine Darstellung der Göttin Justitia.
Eine Darstellung der Göttin Justitia. Carsten Koall/dpa/Symbolbild

Berlin - Mehr als acht Jahre nach den tödlichen Schüssen in einem Berliner Wettbüro beschäftigt der Fall erneut das Landgericht. Es geht um die Verurteilung eines heute 33-Jährigen, der an dem Überfall am 10. Januar 2014 im Berliner Stadtteil Reinickendorf beteiligt war und wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist. Aus Sicht des Bundesgerichtshofs (BGH) haben die Berliner Richter bei ihrem Urteil gegen Hells-Angels-Rocker im Oktober 2019 nicht ausreichend berücksichtigt, dass der Mann ausgesagt hatte. Darum überprüft nun seit Dienstag eine andere Strafkammer des Landgerichts das Strafmaß.

Der Rocker hatte im Januar 2014 in der Untersuchungshaft im Gespräch mit ermittelnden Polizisten Aussagen zum Schützen und zum Auftraggeber des Mordes gemacht. Aus Sicht des Gerichts waren die Angaben jedoch nicht so bedeutend, dass dies zu einer Strafmilderung geführt hätte. Ein Grund dafür war, dass der Angeklagte später keine weiteren Angaben machen wollte und im Prozess selbst seine Aussagen relativierte.

Er sei damals im Gefängnis eingeschüchtert worden, erklärte der 33-Jährige nun vor Gericht. Unmittelbar nach einem Gespräch mit der Polizei seien in der Haftanstalt Bauarbeiter am Fenster gewesen, die ihn auf seine Aussage angesprochen hätten. „Da habe ich einen Rückzieher gemacht“, sagte der Angeklagte. Er habe Angst um seine Familie gehabt.

Bei der Tat waren 13 teils vermummte Männer in das Wettspielcafé marschiert. Der Mann an der Spitze schoss auf einen 26-Jährigen, der noch im Café starb. Zahlreiche deutsche und türkische Rocker der Hells Angels wurden gefasst, einige setzten sich ins Ausland ab. Rund fünf Jahre dauerte der Prozess gegen zehn Rocker.