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Weihnachtspost Weihnachtspost: Ein Schrubber zum Fest

Von ANTONIE STÄDTER 21.12.2010, 21:02

HIMMELSBERG/MZ. - Wo der Weihnachtsmann in dem kleinen Thüringer Dorf Himmelsberg (Kyffhäuserkreis) seinen Arbeitsplatz hat, ist unschwer zu erkennen - nicht nur jetzt, so kurz vor Weihnachten: Mannshoch steht sein Ebenbild vor einem alten Fachwerkhaus, dessen Fenster das ganze Jahr über mit weihnachtlichen Gardinen und Verzierungen geschmückt sind. Ein Holzschild über dem Eingang macht ebenfalls klar: Hier befindet sich das Büro des Weihnachtsmannes. Es gehört seit diesem Jahr zu den insgesamt acht offiziellen deutschen Weihnachtspostfilialen und wird von der Deutschen Post etwa mit Briefmarken unterstützt. Wer hineingeht, stößt auf rote Säcke und Wände voller Briefe. Denn hier werden sie schließlich beantwortet, die Wunschzettel der Kinder. Zwischen 100 und 150 Briefe landen derzeit pro Tag in dem Haus.

Ramona Schattney liest sie alle durch. Denn die 49-Jährige ist die emsigste Gehilfin des Weihnachtsmannes in 99713 Himmelsberg. Seit Jahren kümmert sie sich darum, dass alle Kinder - und auch erwachsene Schreiber - eine Antwort bekommen. Dabei helfen ihr zwei Ein-Euro-Jobberinnen und die anderen Frauen vom Heimatverein des Ortes, von dem das Weihnachtsmannbüro 1996 gegründet wurde. "Ich teile gern die Vorfreude der Kinder. Das stimmt mich auf die Weihnachtszeit ein", sagt Ramona Schattney, die sich jeden Tag ein bis zwei Stunden Zeit für die Briefe nimmt. Die ersten trafen bereits im August ein. Mittlerweile sind es für diese Saison fast 4 000.

Kamen die Wunschzettel anfangs noch vorwiegend aus der Region, so schreiben mittlerweile Weihnachtsmann-Fans aus ganz Deutschland und aller Welt - dieses Jahr etwa aus Indien, Frankreich oder Finnland. Auch dorthin geht die vorbereitete Antwort des Weihnachtsmannes in Deutsch - "bevor wir in einer anderen Sprache aus Versehen irgendwelchen Unfug schreiben", so Schattney.

Der Renner unter den Wünschen: Nintendo-Spielkonsolen, gefolgt von Handys, Barbies, Ritterburgen und DVDs. Auch Frieden steht oft auf den Wunschlisten. Meist sind die Briefe aufwendig gebastelt oder gemalt. Und manchmal überrascht ihr Inhalt: Ein Junge wünschte sich etwa nichts als einen Schrubber mit Putzeimer, um seiner Mutter im Haushalt helfen zu können. Ein anderer schrieb, dass er dem Weihnachtsmann seine Wünsche ja nicht extra schicken müsse - da dieser ja ohnehin alles wisse. In anderen Briefen schütten die Kinder ihr Herz aus, schreiben von Krankheit, Trennung oder Arbeitslosigkeit ihrer Eltern. "Bei manchen Briefen bekommt man eine Gänsehaut", so Schattney.

Und dann sind da noch die Briefe, die ganz offensichtlich nicht von Kindern stammen. "Lieber Weihnachtsmann, ich bin eigentlich schon zu alt, um an Sie zu glauben, doch die Hoffnung, dass mein Wunsch in Erfüllung geht, ist größer", schreibt eine scheinbar ziemlich verzweifelte Frau. Der Grund: Sie sei bereits drei Mal durch die praktische Fahrprüfung gefallen. "Langsam geht mir das Geld für einen weiteren Versuch aus." Ein anderer schreibt, er sei ein Sammler von Autogrammen und würde deshalb gern zwei bis drei Autogramme von ihm, dem Weihnachtsmann, bekommen. Er belässt es aber nicht dabei, sondern schreibt gleich noch einen Brief - und zwar als Sammler von Kugelschreibern, der sich genau diese wünscht.

Manche möchten auch gar keine Wünsche loswerden, sondern Grüße versenden: "Da schreiben zum Beispiel die Großeltern, die darum bitten, dass der Weihnachtsmann ihren Enkeln einen Brief schickt", erzählt Ramona Schattney. Mitunter bitten sie dann auch um eine kleine persönliche Ermahnung - etwa, dass das betreffende Kind öfter sein Zimmer aufräumen oder allein ins Bett gehen soll.