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Brauchtum Weihnachtsmann will Sonnenschein in den Winter bringen

Eine Zunft hat Heiligabend richtig Stress: Männer mit weißen Bärten und roten Mänteln. In Leipzig ist seit langem ein Weihnachtsmann in einem bunten Gefährt unterwegs und löst damit viel Freude aus.

Von dpa 24.12.2025, 14:35
André Adelinia ist als Leipziger Weihnachtsmann mit einem reich dekorierten Auto unterwegs.
André Adelinia ist als Leipziger Weihnachtsmann mit einem reich dekorierten Auto unterwegs. Sebastian Willnow/dpa

Leipzig - Vorbei die Zeiten, als der Weihnachtsmann noch mit dem Schlitten kam und erst einmal den Schnee von seinem Mantel abschütteln musste. Der Weihnachtsmann von heute kann sich weder auf das Wetter noch auf öffentliche Verkehrsmittel verlassen. Er muss seine Route genau vorbereiten, um möglichst viele Kinderherzen zu erwärmen. Der vielleicht bekannteste Weihnachtsmann von Leipzig plant seine Tour mit Google Maps.

Weihnachtsmann plant seine Route mit Google Maps

Diesmal hat André Adelinia mehr als 40 Kinder an 24 Orten aufzusuchen. Die Dauer der Bescherung gilt es genauso zu berechnen wie die Zeit dazwischen. „Bis jetzt hat es immer gepasst“, sagt der Mann, dessen langer Bart inzwischen „in Ehren ergraut“ ist, wie er es ausdrückt. Früher hat der 61-Jährige seinen Bart anmalen müssen, damit das Markenzeichen des Weihnachtsmannes wirklich weiß wurde. Heute reichen dazu ein paar Minuten Retusche.

Adelinia arbeitet als Ergotherapeut im Maßregelvollzug. Seine Berufung als Weihnachtsmann fand er 2008 eher zufällig. Die achtjährige Tochter seiner Schwester war damals vom Weihnachtsmannglauben abgefallen und drohte anderen Kindern die Freude zu nehmen. Also musste ein „richtiger“ Vertreter des Fachs her. Adelinia übernahm den Auftrag und überzeugte – auch die Achtjährige. Sie hatte den Bart als echt erkannt und wurde so wieder gläubig.

VW Polo Harlekin statt Schlitten und Pferde

Seither schlüpft André Adelinia alle Jahre wieder in die Rolle des Weihnachtsmannes. Mit seinem illuminierten VW Polo Harlekin, auf dessen Dach ein großer und ein kleiner Teddy mitfahren, ist er inzwischen bekannt wie ein bunter Hund. Viele zücken die Handys für ein Foto oder Video. Manchmal legt er spontan einen Zwischenstopp ein, wenn er Leute mit Kindern am Straßenrand sieht. „Ich habe natürlich immer ein paar kleine Sachen dabei.“

Seit Corona Bescherung vor der Haustür 

Seit der Corona-Pandemie beschenkt er die Kinder nur noch vor der Haustür. Es sind Mädchen und Jungen aus Familien des Freundes- oder Bekanntenkreises. Die Geschenke sind in der Regel am Haus oder in der Nähe deponiert.

Adelinia hat einen alten Autoatlas als Weihnachtsmannbuch umfunktioniert. Daraus bezieht er sein Wissen über die Kinder, was bei ihnen in diesem Jahr gut geklappt hat und was besser sein könnte.

Job weckt Erinnerungen an die eigene Kindheit

Sein Amt als Weihnachtsmann weckt bei dem 61-Jährigen auch Erinnerungen an die eigene Kindheit. Vor der Bescherung sei die Tür zur Stube für ihn zu gewesen, schildert er die für Kinder so aufregende Situation. „Ich musste in meinem Zimmer bleiben. Irgendwann hat es gepoltert und ich durfte dann herein. Da lagen dann alle Geschenke am Weihnachtsbaum.“ Sein schönstes Geschenk sei einmal eine Modelleisenbahn gewesen.

Glänzende Kinderaugen als Lohn 

Adelinia ist als Weihnachtsmann ein lupenreiner Ehrenamtler. Geld nimmt er nicht. „Mein Lohn ist, die Freude in den Augen der Kinder zu sehen. Auch die Eltern sind happy“, sagt der Leipziger.

Letztes Jahr habe er nachher eine Karte bekommen, auf der sich eine Familie noch einmal bedankte und mitteilte, wie viel Freude er bereitet habe. „Das hat mich berührt. Das bekommt man ja in diesen Zeiten auch nicht jeden Tag zu hören.“

Weihnachtsmann will Sonnenschein in den Winter bringen

Ein „bisschen Sonnenschein in den Winter zu bringen“, hält Adelinia gerade in Zeiten wichtig, in denen Menschen angesichts von Krisen verunsichert sind. Mit dem Auto an diesem besonderen Tag durch die Stadt zu fahren und in viele lachende Gesichter zu sehen, sei einfach schön, meint er.

Motivation genug für einen Vollzeitjob: Denn auch Heiligabend 2025 ist André Adelinia fast acht Stunden unterwegs – von 13.00 bis 20.30 Uhr. Erst dann wird Weihnachten so richtig zu Hause gefeiert.