Weihnachten im Vatikan Weihnachten im Vatikan: Papst ruft beim zu Frieden in Syrien auf

Rom/dapd. - Vor Tausenden Gläubigen hat Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz in Rom seinen Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) gespendet. In seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft betete er am zweiten Feiertag für ein Ende des Blutvergießens in Syrien und Frieden im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. In seiner Christmette an Heilig Abend rief er die Katholiken zuvor zu mehr Einsatz für ihre Mitmenschen und zur Rückbesinnung auf Gott auf.
Als der Papst auf dem Balkon des Petersdoms erschien, brach die versammelte Menschenmenge in lauten Jubel aus. Er bat Gott in seiner Ansprache, in der er traditionell weltpolitische Ereignisse aufgreift, um Frieden für die Menschen in Syrien. Der Konflikt habe ihr Land tief gespalten und mache keinen Halt vor den Wehrlosen und raffe selbst Unschuldige dahin, sagte er.
Israelis und Palästinensern möge Gott die Kraft geben, den jahrelangen Konflikt zu überwinden und neue Friedensverhandlungen aufzunehmen, sagte der Papst. Bereits in der Christmette am Vorabend hatte er um Frieden im Heiligen Land gebeten. „Lasst uns beten, dass Israelis und Palästinenser in der Lage sein werden, in Frieden und Freiheit zusammenzuleben“, sagte Benedikt.
In Bethlehem hatte der Lateinische Patriarch Fuad Twal die Politiker der Region aufgerufen, sich für einen dauerhaften Frieden zu engagieren. Twal, der höchste katholische Würdenträger im Heiligen Land, sagte bei der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche in Bethlehem: „Von diesem heiligen Ort aus lade ich Politiker und Menschen guten Willens ein, entschlossen für Versöhnung und einen Frieden einzutreten, der inmitten all des Leids im Nahen Osten Palästina und Israel umfasst. Bitte setzt euren Kampf für die gerechte Sache fort, um Frieden und Sicherheit für die Menschen im Heiligen Land zu erreichen.“
In seiner Weihnachtsbotschaft wandte sich Benedikt XVI. auch an die Menschen in den Ländern des Arabischen Frühlings, insbesondere in Ägypten. Ohne die jüngsten Ausschreitungen in dem Land zu erwähnen, rief er die Menschen in Nordafrika dazu auf, Gesellschaften zu schaffen, die auf Gerechtigkeit und Respekt für die Würde jedes Einzelnen aufbauen. Ägypten sei durch die Kindheit Jesu gesegnet, sagte er.
Zwtl.: Papst fordert Rückbesinnung auf Gott
In seiner Predigt am Vorabend sagte Benedikt XVI., er befürchte, dass die Menschen so von sich eingenommen seien, dass kein Platz für Gott bleibe. „Das bedeutet, dass auch für andere kein Platz mehr ist - für die Kinder, die Armen, die Fremden.“ Der Papst kritisierte den „Missbrauch der Religion“ durch Fundamentalisten als Vorwand für Gewalt und Intoleranz. Er sagte allerdings auch, wo Gott „vergessen oder sogar verleugnet wird, da kann es auch keinen Frieden geben“ und erinnerte daran, dass Maria und Josef in der Weihnachtsgeschichte nirgendwo Obdach fanden und Jesus schließlich in einem Stall zur Welt kam.
„Die moralische Frage nach unserer Einstellung gegenüber Obdachlosen, Flüchtlingen und Migranten hat eine größere Dimension: Haben wir wirklich Platz für Gott, wenn er unter unserem Dach einkehren will? Haben wir Zeit und Raum für ihn?“, fragte der Papst. „Je schneller wir uns bewegen können, je effizienter unsere zeitsparenden Geräte werden, desto weniger Zeit haben wir. Und Gott? Die Frage nach Gott scheint nie drängend zu sein.“
Als die zweistündige Messe zu Ende ging, wirkte der 85-Jährige erschöpft. Die traditionelle Mitternachtsmesse beginnt seit mehreren Jahren bereits zwei Stunden vor Mitternacht um 22.00 Uhr, um dem Papst vor der Erteilung des Segens „Urbi et Orbi“ am Weihnachtstag mehr Zeit zur Erholung zu geben.