Auszeichnung in der Autostadt VW-Chefkontrolleur Pötsch zum Ehrenbürger Wolfsburgs ernannt
Ein abgewehrter Übernahmeversuch und stabile Finanzen in Krisenzeiten: Mit VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch werden prägende Phasen des Autobauers verbunden. Von der Stadt wird er dafür geehrt.

Wolfsburg - Der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen, Hans Dieter Pötsch, ist zum Ehrenbürger Wolfsburgs ernannt worden. Pötsch sei einer der zentralen Gestalter des Wandels und der Neuausrichtung von Volkswagen, sagte Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU). Er bezeichnete den 74-Jährigen als einen der Väter der wirtschaftlichen und sozialen Stärke der Stadt.
Pötsch arbeitet seit 2003 für die VW-Gruppe, zwölf Jahre als Finanzvorstand und seit Herbst 2015 an der Spitze des Aufsichtsrats. Er sei eine der tragenden Säulen für den Erfolg des Konzerns, sagte Vorstandschef Oliver Blume. „Mit Haltung, Weitblick und seiner großen Expertise hat er die Entwicklung von Volkswagen entscheidend mitgeprägt - auch und ganz besonders in unruhigen Zeiten“, sagte der VW-Chef.
Pötsch schützte Volkswagen vor Übernahme durch Porsche
Mit dem Namen Pötsch verbinden viele die Verteidigung der Volkswagen AG gegen die Übernahme durch die Porsche AG. „Dieser abgewehrte Übernahmeversuch war für die Stadt Wolfsburg in mehrfacher Hinsicht ein prägendes Ereignis“, sagte Weilmann. Es sei die Grundlage für das wirtschaftliche Wachstum der 2010er Jahre gewesen, das den Wohlstand der gesamten Region genährt habe.
Für die Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule Wolfsburg, Helena Wisbert, hat Pötsch den Konzern nicht nur durch die lange Dauer seiner Amtszeit, sondern vor allem durch Kontinuität in der Finanzstrategie geprägt. Dies sei bemerkenswert in der Automobilindustrie, in der die Halbwertszeit von Unternehmensstrategien immer mehr abnehme, sagte Wisbert der Deutschen Presse-Agentur.
Professorin: Expertise im Konzern unbestritten
Als Finanzvorstand habe Pötsch eine Politik verfolgt, die substanzielle Reserven aufbauen sollte. „Dadurch konnte VW finanziell nicht nur den Abgasskandal überstehen, sondern auch die bisherige Transformation stemmen“, sagte die Wissenschaftlerin.
Pötsch habe dem Konzern die notwendige Stabilität in den unsicheren Zeiten um 2015 gegeben. Seine Expertise im Finanzwesen, insbesondere auch im Controlling sind Wisbert zufolge im Konzern unbestritten.
Auch Weilmann hob die Verantwortung hervor, die Pötsch ab 2015 nach dem Auffliegen des Dieselskandals hatte. Pötsch übernahm das Mandat des Aufsichtsratsvorsitzenden und gleichzeitig den Vorstandsvorsitz bei der Porsche SE, um Konzern und Holding zu stabilisieren und neu auszurichten - beide Funktionen hat er bis heute.
Unabhängig von Pötschs Leistung und dem Einsatz für den Konzern bezeichnete Wisbert die branchenübliche Praxis des schnellen Wechsels von Vorstandsmitgliedern in das wichtigste Kontrollgremium als „nicht kritikfrei“. Es fehle einfach das gewisse Maß an Neutralität, gerade in Krisenzeiten, sagte sie. Die Umsetzung eines grundlegenden organisatorischen Wandels werde dadurch potenziell reduziert.