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Vor 75 Jahren Vor 75 Jahren: Alfred Wegener startet Grönland-Expedition

Von Hans-Christian Wöste 31.03.2005, 06:08
Mit Tabakpfeife zwischen den Lippen und in einen Pelzanorak mit Kapuze gegen die bittere Kälte geschützt, stellt sich der deutsche Polarforscher Alfred Wegener (1880-1930) auf einer Grönland-Expedition vor (undatiertes Archivfoto). Vor 75 Jahren brach der schweigsame und international anerkannte Geowissenschaftler, Meterologe, Klimatologe und Astronom zu seiner größten Grönland-Expedition auf. Schlechtes Wetter machte den Teilnehmern damals sehr zu schaffen und Wegener kam im November 1930 bei eisiger Kälte um. Seine Leiche wurde erst im Mai 1931 von einem Suchtrupp entdeckt. (Foto: dpa)
Mit Tabakpfeife zwischen den Lippen und in einen Pelzanorak mit Kapuze gegen die bittere Kälte geschützt, stellt sich der deutsche Polarforscher Alfred Wegener (1880-1930) auf einer Grönland-Expedition vor (undatiertes Archivfoto). Vor 75 Jahren brach der schweigsame und international anerkannte Geowissenschaftler, Meterologe, Klimatologe und Astronom zu seiner größten Grönland-Expedition auf. Schlechtes Wetter machte den Teilnehmern damals sehr zu schaffen und Wegener kam im November 1930 bei eisiger Kälte um. Seine Leiche wurde erst im Mai 1931 von einem Suchtrupp entdeckt. (Foto: dpa) dpa

Bremerhaven/dpa. - Dabei war Wegener schon jahrelang durch die nordische Kältegereist. Über seine erste Grönlandexpedition 1906-1908 etwa schrieber: «Ich habe eine Reihe kleiner, aber wertvoller Erfahrungengemacht. Wie man einen zerbrochenen Schlitten repariert, wie man amschnellsten die Zugriemen der Hunde klart, wie man verhindert, dassdie Hunde nach dem Halten durcheinander laufen.»

Der Ruhm des gebürtigen Berliners gründet sich jedoch vor allemauf der Theorie der Kontinentalverschiebung, die er mitbegründet undbekannt macht. Nach dieser Theorie hingen alle Erdteile ursprünglichin einem Urkontinent zusammen und drifteten später auseinander. Mitseiner Hypothese der Kontinentalverschiebung tritt er 1912 an dieÖffentlichkeit. Sie bleibt lange umstritten und setzt sich erst nachdem Zweiten Weltkrieg durch. Der vielseitige Forscher schafft sichaber auch auf Gebieten wie der Thermodynamik und der Wolkenphysikeinen Namen. Außerdem konzipiert er geophysikalische Instrumente.

Ebenfalls 1912 bricht Wegener mit drei Begleitern zu seinerzweiten Grönlandexpedition auf. Die Gruppe will an der OstküsteGrönlands überwintern und anschließend die Insel mit Pferdeschlittendurchqueren. Keines der 16 Islandponys überlebt. Auch die Männerentkommen dem Tod nur um Haaresbreite, als sie einen plötzlichkalbenden Gletscher erklettern.

Am 1. April 1930 beginnt mit 21 Wissenschaftlern und Technikerndie «Deutsche Grönland Expedition» Alfred Wegeners. Zur Untersuchungpolarer Luftströmungen sollen drei dauerhafte Stationen eingerichtetwerden. Doch ungünstige Eisverhältnisse verzögern den Beginn, und diezur Stationsversorgung gedachten Propellerschlitten versagen.

Mit 15 Hundeschlitten und 14 Begleitern startet Wegener am 21.September 1930 zu den Kollegen in der nur halb fertigen Station«Eismitte». Schlechtes Wetter zwingt die meisten Teilnehmer derVersorgungsfahrt bald zur Umkehr. Doch Wegener, der Meteorologe FritzLoewe und der Grönländer Rasmus Villumsen erreichen am 30. Oktoberihr Ziel. Am übernächsten Tag, nach einer kleinen Feier seines 50.Geburtstags, macht sich Wegener mit Villumsen auf den gefahrvollenRückmarsch zur Weststation. Keiner von beiden kommt dort an.

Wegeners Leiche wird später gefunden, auf eine Rentierhautgebettet und mit Schlafsäcken bedeckt. Die Augen sind offen, derGesichtsausdruck wirkt ruhig und friedlich. In einem Nachruf heißt esspäter über den «schweigsamen Mann mit dem liebenswürdigen Lächeln»:«Er war ein Charakter von makelloser Reinheit, schlichter Einfachheitund seltener Bescheidenheit. Dabei war er ein Mann der Tat, der miteisernem Willen und zäher Energie unter Einsatz seines Lebens inVerfolgung eines idealen Zieles Ungewöhnliches geleistet hat.»

In der Tradition der wissenschaftlichen Arbeiten Wegenersuntersucht seit 25 Jahren das in Bremerhaven beheimatete Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) das Eis imZentrum Grönlands. Unter anderem soll das «Greenland Icecore Project»(GRIP) wichtige Klimadaten erschließen. Die Analyse des Eises soll esermöglichen, ein Klimabild der vergangenen 200 000 Jahre zu zeichnen.