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Vor 20 Jahren gestorben Vor 20 Jahren gestorben: Wie Diana zur unglücklichen Prinzessin wurde

Von Claudia Lehnen 30.08.2017, 08:19
Nach der kirchlichen Trauung in der Londoner St. Paul's Kathedrale am 29. Juli 1981 fahren Prinzessin Diana und Prinz Charles in einer offenen Kutsche durch die menschengesäumten Straßen zum Buckingham Palast in London.
Nach der kirchlichen Trauung in der Londoner St. Paul's Kathedrale am 29. Juli 1981 fahren Prinzessin Diana und Prinz Charles in einer offenen Kutsche durch die menschengesäumten Straßen zum Buckingham Palast in London. B0200_PA

Es ist eine dieser Geschichten, die sich rückwärts in etwa so überraschend liest wie die der Knallgasreaktion. Dass am Ende alles explodiert, hatte sich von Anfang an einer Kettenreaktion gleich angekündigt. Aber so schlau daherreden kann man selbstverständlich immer erst hinterher.

Als Prinz Charles im November 1977 Diana Spencer bei einer Jagdgesellschaft auf dem Landsitz ihrer Familie kennenlernt, ist er bereits das Sorgenkind der Queen. Ständig wechselnde Freundinnen und eine Abneigung gegenüber ernsten Absichten zeichnen ihren Ältesten aus und dabei ist Charles schon fast 30 Jahre alt. Wirklich verliebt war Charles höchstens in Camilla Shand, die der damals noch 22-Jährige Charles 1971 kennenlernte, um ihr 1972 die Liebe zu gestehen. Allerdings ohne ihr die Ehe zu versprechen, was dazu führte, dass Camilla 1973 Andrew Parker Bowles heiratete – und damit für das königliche Protokoll damals für alle Zeiten als Zukünftige ausschied.

Gesucht wurde nämlich nach einer jungfräulichen Partnerin für den Thronfolger – die im englischen Hochadel auch damals nicht ganz leicht zu finden war. Und die Zukünftige sollte ja auch ein gewisses Einverständnis mitbringen. Damit schied Sarah Spencer, der Charles an seinem 30. Geburtstag im November 1978 den Hof machte, schon einmal aus. Sie trennte sich nach einem gemeinsamen Skiurlaub und beschwerte sich hernach darüber, sie habe Charles „Sir“ nennen müssen.

Doch Sarah ging nicht, ohne der königlichen Familie eine Nachfolgerin ans Herz zu legen: Ihre Schwester Diana, gerade 18 Jahre alt und durch die Trennung der Eltern derart verschüchtert, dazu romantisch, dass sie sich der Idee verschrieben hatte, sich für den Richtigen aufzusparen. Und schließlich ist man sich schon einmal nahe gekommen: Als Diana vier Jahre alt war, soll der sechzehnjährige Thronfolger ihr das Schwimmen beigebracht haben.

Heirat als Ehrenrettung

Charles lädt Diana im Juli 1980 zum Polospiel nach Sussex ein. Gleich darauf nach Balmoral. Es scheint sich einiges anzubahnen, die Presse bekommt Wind, es heißt, der Sohn der Königin und die Kindergärtnerin hätten bereits einige Nächte miteinander verbracht. Später wird Charles gestehen, dies sei der Zeitpunkt gewesen, an dem sein Vater Philip sich eingeschaltet habe. „Entweder du heiratest sie, um ihre Ehre wieder herzustellen, oder du beendest die Beziehung sofort“, soll er seinen Sohn unter Druck gesetzt haben. Dieser wendet sich in seiner Not an Janet Jenkins, einer früheren Liebe, der er von seiner Sorge berichtet, mit einer Heirat und Familiengründung einen Fehler zu begehen. „Ich glaube immer noch, dass meine Idee, ein Mädchen aus jedem Land des Commonwealth zu heiraten, die beste ist“, scherzt Charles in seinem Brief. Im Februar 1981 entschließt er sich – nach angeblich 13 Treffen – dann doch zur Verlobung mit Diana. Bekanntgegeben wird diese nach einem Spiegel-Artikel anlässlich der Hochzeit erst, nachdem eine gynäkologische Untersuchung der Braut deren Fruchtbarkeit nahelegte.

Kurz vor der Hochzeit reiht sich ein Drama ans andere. Charles wird in einem Interview gefragt, ob er verliebt sei, worauf er den denkwürdigen Satz sagt: „Was auch immer Liebe bedeutet“. Ein Schlag für die Zukünftige und das in aller Öffentlichkeit. Diana ist so in Aufruhr ob ihrer baldigen Rolle als Frau des Thronfolgers, sie entwickelt eine Essstörung, die sie innerhalb von fünf Monaten sechs Kilogramm abnehmen lässt. Einige Tage vor der Trauung soll Camilla weinend beim Polo gesichtet worden sein, Charles selbst weint am Abend vor der Hochzeit laut der amerikanischen Historikerin Sally Bedell ins Kissen, weil er an Camilla denkt und ihm dämmert, dass er im Begriff ist, eine Vernunftehe einzugehen, noch dazu mit einer allem Anschein nach mental labilen Person. Und Diana? Entdeckt auf dem Schreibtisch ihres Zukünftigen zufällig ein Armband mit Gravur: Charles' dramatisches Abschiedsgeschenk für Camilla. Dianas Schwester soll der aufgelösten Braut damals die Durchhalteparole mitgegeben haben: „Du kannst nicht mehr zurück. Dein Gesicht ist schon auf allen Geschirrtüchern.“

Eine Märchenhochzeit als schlimmster Tag im Leben

Und so fand sie am 29. Juli 1981 statt: Die romantischste Märchenhochzeit gleich nach der von Dornröschen. Zumindest für die Zuschauer. Die großzügig darüber hinwegsahen, dass die junge Braut bei der Trauung die Reihenfolge seiner Vornamen durcheinander gebracht hatte. Und dass der Kuss, den Charles seiner Frau hernach auf die Lippen drückte, an Leidenschaft kaum zu unterbieten war. Diana selbst bekannte elf Jahre später, der 29. Juli sei der schlimmste Tag ihres Lebens gewesen. Die darauffolgenden Tage der kommenden Jahre werden wenig besser gewesen sein. Schon während der Hochzeitsreise auf der königlichen Yacht Britannia, soll er stundenlang in seiner Kabine unter Deck gesessen und per Satellit mit Camilla telefoniert oder gelesen haben.

Liebevolle Mutter

Trotzdem bekommt Diana zwei Söhne. Ein Jahr nach der Hochzeit Prinz William, zwei Jahre später folgt Henry, den alle Harry nennen. Wenn auch die Ehe von Beginn an auf tönernen Füßen stand: Die Rolle der Mutterschaft gelingt Diana mit Witz und Liebe. Zumindest sind sich ihre Söhne darin einig. In einer TV-Dokumentation schwärmte William kürzlich: „Als ihr Sohn konnte ich ihre Liebe spüren, selbst wenn sie auf der anderen Seite des Raumes stand.“ Harry bezeichnet sie als die „ungezogenste Mutter der Welt“. Sie habe immer gesagt: „Du kannst so ungezogen sein, wie du willst, lass dich bloß nicht erwischen.“

Aber die Beziehung können die Kinder nicht kitten. Als 1992 das Buch „Diana – Her true Story“ des Reporters Andrew Morton erscheint, geben Charles und Diana in Fernsehinterviews zu, sich gegenseitig nicht treu gewesen zu sein. Eine Trennung ist unausweichlich. Diana sagte damals den denkwürdigen Satz, sie seien in dieser Ehe immer „zu dritt gewesen. Es war also ein bisschen überfüllt.“ Die Scheidung erfolgt erst 1996 nach jahrelangen Kämpfen und schmutzigen Enthüllungen. Nicht einmal ein Jahr später, am 31. August 1997, stirbt Diana mit ihrem Freund Dodi al Fayed bei einem Autounfall in Paris.

Acht Jahre nach Dianas Tod folgt Prinz Charles dann doch seinem Herzen und heiratet die mittlerweile geschiedene Camilla. Seine Söhne haben die neue Frau an seiner Seite – seine älteste Liebe – als Stiefmutter anerkannt. Und sogar die Königin soll nach der Trauung eine launige Rede auf die beiden gehalten haben. Nur den Titel Princess of Wales wollte Camilla nicht mit ihrer Vorgängerin teilen. An der Seite des Prince of Wales steht sie als Herzogin von Cornwall.