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Versteigerung Versteigerung: Welfen-Auktion mit Kunstschätzen beginnt

04.10.2005, 14:41
So genannte Dreiviertel-Rüstungen (um 1570) werden im Schloss Marienburg bei Hannover von einem Mitarbeiter des Auktionshauses Sotherby's begutachtet. (Foto: dpa)
So genannte Dreiviertel-Rüstungen (um 1570) werden im Schloss Marienburg bei Hannover von einem Mitarbeiter des Auktionshauses Sotherby's begutachtet. (Foto: dpa) dpa

Hannover/dpa. - Die an diesem Mittwoch beginnende Auktion vontausenden Kunstschätzen des Welfenhauses auf Schloss Marienburg beiHannover hat bei Fachleuten Kritik ausgelöst. «Das ist eineZerschlagung eines Gesamtkunstwerkes», sagte die BerlinerKunsthistorikerin Isabel Arends am Dienstag und bestätigte einenBericht der hannoverschen «Neuen Presse». Der Kunstberater derWelfen, Christoph Graf Douglas, wies die Vorwürfe zurück. «AlleMöbel, die zur Marienburg gehören, bleiben», betonte er. Das Schlossaus der Mitte des 19. Jahrhunderts solle wieder originalgetreuausgestattet werden. Die zehntägige Versteigerung stößt internationalauf großes Interesse und soll mehr als 12 Millionen Euro einbringen.

Bei der Vorbesichtigung in den vergangenen Tagen hatten mehr als8000 Besucher - darunter auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis -die Antiquitäten in Augenschein genommen. Rund 20 000 Stücke wieGemälde, Porzellan, Waffen und Möbel sollen unter den Hammer kommen.Die Schätzpreise liegen zwischen 50 Euro und mehreren 100 000 Euro.Mit dem erwarteten Millionen-Erlös wollen die Welfen - das ältesteFürstenhaus Europas - eine Familienstiftung zum Erhalt ihrerKulturgüter gründen.

Ob bei der Auktion auch Prominenz und Mitglieder von Adelshäusernauf dem Schloss selbst mitbieten werden, blieb unklar. «Sie geben ihrGebot meist per Telefon oder schriftlich ab», sagte eine Sprecherindes Auktionshauses Sotheby's, das die Versteigerung mit Hilfe voninsgesamt neun Auktionatoren vornimmt.

Die Söhne des Welfenchefs, der junge Prinz Ernst August vonHannover und sein Bruder Christian, werden beim Auftakt an diesemMittwoch nicht dabei sein. Beide studieren in New York. Der ältesteSohn gilt als Initiator der Versteigerung. Ihm hatte sein Vater,Ernst August Prinz von Hannover, Welfen-Oberhaupt und Ehemann vonPrinzessin Caroline von Monaco, das deutsche Eigentum der Familieübertragen. Kritik an der Auktion äußerte immer wieder Heinrich Prinzvon Hannover, der in Göttingen wohnende Bruder des Welfenchefs.

Der hannoversche Bauhistoriker Günther Kokkelink, ein inzwischenemeritierter Professor, beklagte, die Kunstschätze vonlandesgeschichtlicher Bedeutung dürften nicht in alle Welt verkauftwerden. «Niedersächsische Geschichte wird einfach verscherbelt»,sagte Kokkelink, der als Kenner der Architekten der Marienburg,Conrad Wilhelm Hase und Edwin Oppler gilt.

Die Berliner Wissenschaftlerin Arends, die ihre Doktorarbeit überdie Marienburg geschrieben hatte, sagte zudem, es stünden durchauseinige Ausstattungsgegenstände, die zur Marienburg gehörten, zumVerkauf wie etwa Sofas und Kerzenleuchter. «Das ist nicht besondersspektakulär, aber die gehören dahin», erklärte Arends. Siekritisierte zudem fachliche Fehler im Auktionskatalog.

Der Kunstberater Graf Douglas zeigte sich enttäuscht von derKritik. «Wir haben uns so eine Mühe gegeben». Er habe in regemAustausch mit dem niedersächsischen Kulturministerium gestanden undauch Museumsdirektoren hinzugezogen. Die Einrichtung einer Stiftungzum Erhalt der Besitztümer des Hauses Hannover sei auch «mehr alssinnvoll». Die Kunstschätze, die versteigert werden, lagerten nachAngaben von Graf Douglas bislang meist im Keller und im Dachgeschossder Marienburg. Ihm schwebt vor, aus dem Schloss ein «Neuschwansteindes Nordens» zu machen.