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Evangelische Kirche Verbesserungen bei Suizidprävention gefordert

Von dpa 29.06.2023, 12:39

Berlin - Vor der gesetzlichen Neuregelung der Sterbehilfe durch den Bundestag hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mehr Hilfen für Menschen in Grenzsituationen des Lebens verlangt. Nötig seien „substanzielle Verbesserungen bei der Suizidprävention und der palliativen Begleitung von schwer kranken Menschen oder Sterbenden“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme des Rates der EKD.

„Als evangelische Kirche treten wir entschieden für den Schutz des Lebens und für rechtliche Regelungen ein, die diesem Ziel dienen“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Dabei muss klar sein: Sich das Leben zu nehmen oder anderen dabei zu helfen, darf nicht zur gesellschaftlichen „Normalität“ werden.“ Zum Schutz des Lebens und zur Achtung vor dem einzelnen Menschen gehöre aber auch, niemanden im Stich zu lassen, der oder die sich in höchster persönlicher Not gegen ein Weiterleben entscheidet. „Für eine seelsorgerliche Begleitung in solchen Grenzfällen steht die evangelische Kirche bereit.“

Der Bundestag will die Sterbehilfe in der kommenden Woche neu regeln. Dem Parlament liegen dazu zwei verschiedene Anträge vor. Die Neuregelung wurde notwendig, weil das Bundesverfassungsgericht 2020 ein seit 2015 bestehendes Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe gekippt hatte. Es sah das Recht des Einzelnen auf selbstbestimmtes Sterben verletzt. Dabei hat „geschäftsmäßig“ nichts mit Geld zu tun, sondern bedeutet „auf Wiederholung angelegt“. Das wegweisende Urteil stößt eine Tür für organisierte Angebote auf - ausdrücklich auch mit Regulierungsmöglichkeiten wie Beratungspflichten oder Wartefristen.

In der Stellungnahme des Rates der EKD werden gesetzliche und außergesetzliche Regelungen zur Stärkung von Suizidprävention und Palliativmedizin- und pflege verlangt. Dies schließe die dafür erforderlichen finanziellen Mittel und die Stärkung der Ausbildung in den medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Berufen ein. „Die in aller Regel große Not, die zu einem Suizidwunsch führt, ist ein menschliches Leid, das, wenn irgend möglich, abzuwenden ist“, heißt es in der Stellungnahme weiter.