Pflege Verbände über steigende Pflegekosten: „Sozialer Sprengstoff“
Pflegeplätze werden unbezahlbar, meint die Liga der freien Wohlfahrtspflege. Die aktuellen Maßnahmen werden den Kollaps des Systems nicht aufhalten können. Es brauche finanzielle Entlastungen.

Erfurt - Die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Thüringen fordert angesichts steigender Eigenanteile in der Pflege finanzielle Entlastungen für Pflegende und ihre Angehörigen. „Wir haben hier zwischen 3.000 bis 4.000 Euro Eigenanteile. Wenn ich sehe, wie viel Rente unsere Menschen kriegen hier in Thüringen, das kann sich keiner finanziell leisten“, sagte der Vorsitzende Lars Oschmann der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
Kosten für Pflegende und Angehörige begrenzen
Ziel müsse sein, Lösungen für eine Begrenzung des Eigenanteils der Kosten für einen Pflegeplatz zu finden. „Das ist sozialer Sprengstoff, wenn Menschen ihr Leben lang arbeiten, in ein Pflegeheim kommen und für sich feststellen: Mit dem, was ich an Altersvorsorge habe, kann ich diesen Pflegeheimplatz nicht finanzieren.“
Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll Lösungsvorschläge für eine Reform des Pflegegesetzes erarbeiten. Das im Koalitionsvertrag von Union und SPD vorgesehene Gremium kommt heute zu seiner konstituierenden Sitzung bei Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zusammen. Ergebnisse soll es noch in diesem Jahr geben. Der frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte eine Deckelung des Eigenanteils in der Pflege bei 1.000 Euro gefordert.
Fachkräftemangel verschärft Problem
Der Fachkräftemangel verschärfe die Lage der Pflegeeinrichtungen zusätzlich, sagte der Liga-Vorsitzende Oschmann. Es gebe bereits jetzt flächendeckend in allen Einrichtungen der Mitgliedsträger in Thüringen unbesetzte Stellen. Die Konsequenz seien hohe Belastung und damit auch eine hohe Fluktuation beim Personal in den Einrichtungen.
Mehr Teilzeit, mehr Zugehen auf Arbeitnehmer bei Schichtmodellen und auch das Gewinnen von Fachkräften aus dem Ausland führten auf lange Sicht dennoch nicht dazu, dass der Bedarf komplett gedeckt werden könne. „Wir müssen weiterhin dafür sorgen, dass wir so viel wie möglich Azubis gewinnen, die sich in der Pflege engagieren.“