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USA USA: Verräter überführte New Yorker Mafia-Clan

21.01.2004, 16:23

New York/dpa. - Ein Verräter aus den eigenen Reihen hat Dutzende hochrangiger Mitglieder des berüchtigten Bonanno-Mafia-Clans in New York überführt. Er verhalf der Polizei zu ihrem bisher größten Schlag gegen die gefürchtete New Yorker Mafia-Familie. 27 Mitglieder des Clans wurden am Dienstagabend wegen zahlreicher Morde, Erpressung und Betrugs angeklagt. Die Staatsanwältin Roslynn Mauskopf vom US-Bundesgericht in Brooklyn sprach von der «weit reichendsten Verfolgung» von organisiertem Verbrechen in New York.

Die entscheidende Rolle bei der Überführung des Bonanno-Clans spielte eine «Ratte» aus den eigenen Reihe, wie die «New York Daily News» am Mittwoch berichtete. Der 55-Jährige nahm «verdrahtet» an etlichen geheimen Treffen mit dem agierenden Bonanno-Boss Anthony Urso und seinem Stellvertreter Joseph Cammarano teil. «Wir saßen (bei diesen Treffen) quasi in der vordersten Reihe und konnten dadurch die Führung und die Aktionen des Clans genauestens mitverfolgen», freute sich Mauskopf.

Bonanno-Pate Joseph Massino, der bereits im Januar 2003 im Zusammenhang mit acht Morden, Anstiftung zum Mord, Führung eines Verbrecherrings und Schutzgeldererpressung angeklagt worden war, muss sich nun wegen weiterer Straftaten verantworten. Die Anklage wirft dem inhaftierten Mafioso vor, vom Gefängnis aus seine kriminellen Aktivitäten fortgesetzt zu haben. Als «Boten» habe er seine eigene Frau und einen seiner vier Anwälte benutzt.

Der Prozess gegen Massino soll im April beginnen. Er war im vergangenen Jahr von einem seiner Söhne verraten worden. Nach damaligen Berichten war er der letzte der insgesamt fünf großen Mafia-Bosse von New York, der den Fahndern nach jahrelanger Verfolgung ins Netz gegangen war. Zu den jetzt angeklagten Mitgliedern des Clans gehört auch ein Bonanno-Angehöriger in Kanada, der als «Pate der italienischen Mafia in Montreal» bekannte Vito Rizzuto.

Urso, der nach Massinos Inhaftierung die «Geschäfte» des Bonanno- Clans übernommen hatte, wurde unter anderem durch eine Aufzeichnung überführt, auf der er den Mord an dem Kind eines Augenzeugen anordnet. «Warum sollte das Kind dieser Ratte leben, wenn meine oder eure Kinder leben, weil wir lebenslänglich hinter Gittern sitzen?», fragte Urso laut Anklageschrift bei einem geheimen Treffen.