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USA USA: Neuer Prozess soll Freilassung von Serienmörder verhindern

Von Jörg-Michael Dettmer 12.11.2004, 07:16

Fort Worth/Pontiac/dpa. - US-Medien bezeichnen ihn als «grausamesMonster» und «blutrünstiges Tier». Als er in dieser Woche zuProzessbeginn unter Blitzlichtgewittern in den Gerichtssaal trat,glich Coral Watts jedoch eher einem kleinbürgerlichen Beamten. Inhellblauem Hemd, dunkler Strickweste und dicker Brille sah der 51-jährige Schwarze gewiss nicht wie ein Mann aus, der 13 Frauen brutalermordet hat. Watts, der seit 22 Jahren in Texas hinter Gitternsitzt, könnte im Frühjahr 2006 freigelassen werden. Mit einemneuen Mordprozess, diesmal im US-Bundesstaat Michigan, will dieJustiz sicherstellen, dass er nie mehr auf freien Fuß gelangt.

Coral Eugene Watts war in den USA nie so bekannt und berüchtigtwie etwa ein Jeffrey Dahmer oder Ted Bundy. Obwohl er 13 Mordegestanden hat und vermutlich etliche weitere Frauen auf dem Gewissenhat, geriet sein Fall in Vergessenheit. Dass er nun vor derFreilassung steht, hat seinen Grund: Den Ermittlern unterliefen nachMedienberichten damals unzählige Fehler. Es existierten wederZeugenaussagen, Fingerabdrücke noch DNA-Beweise. DieStaatsanwaltschaft in Texas ließ sich 1982 auf ein Geschäft ein:Watts gesteht, im Gegenzug erhält er nur eine Gefängnisstrafe.

Die Angehörigen der Opfer stimmten dem Deal zu, denn sie wolltenGewissheit haben und zur Ruhe kommen. Watts gestand im Detail undführte die Polizei zu drei Leichen. Er wurde wegen schweren Einbruchsmit Absicht des Mordes zu 60 Jahren Haft verurteilt. Bei seinemletzten Einbruch in Houston hatte das Opfer nämlich überlebt und erkonnte endlich gefasst werden. Offenbar wahllos hatte der Täterwehrlose Frauen überfallen. Die Opfer wurden erstochen, erhängt undertränkt. Watts unscheinbares Auftreten und Aussehen erlaubten ihm,unsichtbar und unerkannt zu bleiben.

Wegen guter Führung könnte er in 18 Monaten freikommen. Und dieBehörden befürchten, dass er wieder morden wird. «99 Prozent derBevölkerung würden Watts nicht erkennen, wenn man ihnen ein Bildzeigen würde», sagte der stellvertretende Bürgermeister von Houston,Andy Kahan, der Presse. «Doch er ist einer der aktivsten Serienkillerin der Geschichte unseres Landes. Serienkiller werden nicht geheilt.Es ist seine Mission, wahllos Frauen zu töten».

Im neuen Prozess im Bezirksgericht von Pontiac in Michiganversucht die Staatsanwaltschaft Watts jetzt nachzuweisen, dass er am1. Dezember 1979 bei Detroit eine 36-Jährige ermordet hat. DieAnklage stützt sich vor allem auf die Aussage eines Mannes, der denMord mit angesehen haben will. Doch die Verurteilung des Killers istalles andere als sicher. Einen Rückschlag allerdings erlitt dieVerteidigung von Watts: Der Richter erlaubte es, im Prozess Faktenüber Watts frühere Morde in Texas auszubreiten und aus seinenGeständnissen zu zitieren.

Ziel ist es, Watts für den Rest seines Lebens hinter Gittern zuhalten. Eine Exekution droht ihm nicht, denn Michigan ist einer derzwölf US-Bundesstaaten, in denen es keine Todesstrafe gibt.Organisationen von Todesstrafengegnern halten sich in Fällen vonSerienmördern mit ihren Aktivitäten meist zurück.

Watts hatte 1982 neben seinen Morden in Texas auch die Ermordungeiner Frau in Michigan gestanden und wollte auch weitere Morde indiesem Bundesstaat aufklären. Doch die Staatsanwälte in Michiganwaren anders als ihre texanischen Kollegen nicht bereit, ihn imGegenzug für seine Aussagen zu schonen. Coral Watts schwieg also. Nunwird der Ausgang des neuen Prozesses mit Spannung erwartet.