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USA USA: Dritte Todestrafe für Serienmörder

Von Barbara Munker 31.03.2010, 06:43

Los Angeles/dpa. - Wortgewandt warb der gut aussehendeJunggeselle Rodney Alcala 1978 in einer amerikanischen TV-Dating-Showum die Gunst der Kandidatinnen. Niemand ahnte, dass der Hobbyfotografim Jahr zuvor zwei junge Kalifornierinnen brutal vergewaltigt undermordet hatte. Am Dienstag wurde der heute 66 Jahre alte Täter wegenfünffachen Mordes zum Tode verurteilt. Die Ermittler glauben, dass erDutzende weitere Frauen sexuell missbraucht, gequält oder ermordethaben könnte.

Alcala habe «sadistische sexuelle Motive» gehabt und ein«abnormales Interesse» für junge Mädchen gezeigt, sagte RichterFrancisco Briseno im südkalifornischen Bezirk Orange County nachAngaben der «Los Angeles Times», als er am Dienstag das Todesurteilverkündete. In einem der skurrilsten und langwierigsten Mordprozessein den USA wurde der Täter damit zum dritten Mal in die Todeszellegeschickt. Alcala war im Sommer 1979 nach der Ermordung der 12-jährigen Robin Samsoe festgenommen worden. Seitdem sitzt er hinterGittern. Im Berufungsverfahren waren dann aber zwei Todesurteilewegen Verfahrensfehlern wieder aufgehoben worden.

Vor Beginn eines neuen Prozesses im Januar wurde Alcala anhand vonDNA-Proben und anderer Beweismittel mit der Vergewaltigung undErmordung von vier Frauen in Zusammenhang gebracht. Eine 18-Jährigestrangulierte er mit einer Jeanshose, eine 27 Jahre alteKrankenschwester wurde erschlagen in ihrem Haus in Malibu gefunden.Die Verbrechen passierten zwischen 1977 und 1979 in Südkalifornien.Mit seinen Opfern trieb er ein grausames Spiel, zeigte dieStaatsanwaltschaft auf. Er missbrauchte sie, würgte sie, ließ siedann wieder zu sich kommen, um sie nach langer Quälerei zu töten.

Sein jüngstes Opfer, die 12-jährige Robin, hatte er am Strandangesprochen. Er wollte Fotos von ihnen machen, erzählte ihreFreundin der Polizei. 12 Tage nach dem Verschwinden des MädchensMitte Juni 1979 wurde die Leiche in einem Waldstück gefunden. DerHobbyfotograf, der laut «LA Weekly» an der Universität Los AngelesKunst studierte und Filmklassen von Regisseur Roman Polanski besuchthatte, wurde festgenommen.

In dem jüngsten Verfahren trat Alcala als sein eigener Anwalt auf.Der 66-Jährige mit grauer Lockenmähne wies die Vorwürfe gegen ihn als«märchenhaftes Denken» zurück. Er nahm Polizisten und Angehörigeseiner Opfer ins Kreuzverhör. Die Geschworenen warnte er, sie würdenzu Killern werden, wenn sie die Todesstrafe gegen ihn verhängenwürden. Er spielte einen Ausschnitt des Protest-Songs «Alice'sRestaurant» mit dem Refrain «Kill, Kill, Kill» vor. Den Angehörigender Opfer wurden die bizarren Tiraden oft zu viel, berichtete die«Los Angeles Times». Ein Bruder des 12-jährigen Mordopfers habe denGerichtssaal demonstrativ verlassen.

Nach einem sechswöchigen Prozess kamen die Geschworenen EndeFebruar rasch zu einem Urteil. Sie sprachen Alcala in allen fünfMordfällen schuldig. Anfang März stimmten sie für die Todesstrafe,dieser Empfehlung kam der Richter jetzt nach. Die Ermittlungen derPolizei dauern unterdessen an, sie befürchten weitaus mehr Opfer.

Hunderte Fotos von Frauen und Kindern, die vor über 30 Jahren inAcalas Besitz gefunden wurden, könnten Aufschluss geben. Wer diePersonen kennt, soll sich melden, fordern die Ermittler auf einerSuchseite im Internet auf. Eine Flut von Anrufen sei bereitseingegangen, teilten die Behörden mit. Einige Frauen gaben an, siehätten einst für Acala Modell gestanden, andere Anrufer glaubten,vermisste Familienangehörige zu erkennen.

Alcalas Name könnte einmal in der Liste der schlimmsten Mörder ander US-Westküste geführt werden, wie der berüchtigte «Freeway Killer»William Bonin, der wegen 14 Morden verurteilt und 1996 hingerichtetwurde, und der 13fache «Night Stalker»-Mörder Richard Ramirez, derseit 1989 in der Todeszelle sitzt. Im vorigen Jahr wurde der über 70-jährige John F. Thomas gefasst, der im Verdacht steht, in den 70erund 80er Jahren bis zu 30 Frauen vergewaltigt und erdrosselt zuhaben.

2007 war der Kalifornier Chester Turner wegen elffachen Mordesschuldig befunden worden. In einem Armenviertel von Los Angeles hatteer zwischen 1987 und 1998 zehn Frauen und das ungeborene Kind einesseiner Opfer umgebracht. Mit Turner sitzen derzeit fast 700 Mörder inkalifornischen Todeszellen.