USA USA: Cherokee-Indianer verstoßen Stammesangehörige
Washington/dpa. - Die Cherokee-Indianer in den USA stoßenStammesangehörige mit «schwarzem Blut» aus ihren Reihen aus. Beieiner Volksabstimmung am Samstag entschied eine Mehrheit von etwa 75Prozent, dass Abkömmlinge einstiger schwarzer Sklaven der Cherokees -die so genannten «Freedmen» (befreite Männer) - kein Recht aufStammesmitgliedschaft mehr haben. Es war ihnen vor rund 140 Jahreneingeräumt worden. Betroffen sind nach Medienberichten vom Sonntagetwa 2800 Menschen, die bisher offiziell als Stammesangehörigeregistriert waren. Schätzungsweise 42 000 andere, die sich bishernicht eintragen ließen, können dies nach dem Votum vom Samstag nichtmehr tun.
Das in Oklahoma angesiedelte Volk der Cherokees ist mit etwa270 000 Mitgliedern nach den Navajos der zweitgrößte Indianerstamm inden USA. Nach Angaben der «New York Times» haben mehr als dreiViertel der Angehörigen weniger als ein Viertel Cherokee-Blut, dasheißt, sie stammen von Cherokees und von Weißen ab.
Der Abstimmung vom Samstag waren erbitterte Auseinandersetzungenvorausgegangen. So wurden Stammesmitglieder nach eigenen Angaben mitE-Mails bombardiert, in denen «Nicht-Indianer» als Diebe undAusbeuter bezeichnet wurden, die eine Belastung für das Gesundheits-und Sozialsystem der Cherokees darstellten. «Lasst euch nicht vondiesen Leuten ausbeuten», zitierte die «Washington Post» einen der«Freedman»-Gegner wörtlich. «Sie werden euch total aussaugen. Schütztdie Cherokee-Kultur für unsere Kinder...Stoppt die Infiltration.»
Dabei machten die Befürworter einer Verbannung der «Schwarzen»keinen Hehl daraus, dass es ihnen auch oder gar hauptsächlich umsGeld geht. So wiesen Initiatoren des Volksentscheids in ihrerWerbekampagne darauf hin, dass die Gruppe der «Freedmen» ständiganzuwachsen drohe. Das wiederum würde bedeuten, dass Stammeseinkünftedurch Bundesgelder und florierenden Betrieb von Spielkasinos aufzunehmend mehr Köpfe verteilt werden müsse. Die «Freedmen» und ihreUnterstützer ihrerseits sprechen von Habsucht und purem Rassismus.«Hier unterdrücken Unterdrückte», beklagte eine Frau mit «schwarzemBlut» in der «Washington Post».
Bevor die Abstimmung für Medien-Schlagzeilen sorgte, hatteaußerhalb der Indianer-Bevölkerungsgruppen in den USA kaum jemandgewusst, dass es die «freien Männer» und natürlich auch Frauen gibt,ja dass auch Indianerstämme Sklaven hatten. Neben den Cherokees warendas die Choctaws, Chickasaws, Creeks und Seminoles. Die Cherokeessiedelten einst in North Carolina und Georgia, und als sie von ihremLand 1838/1839 vertrieben wurden, zogen viele ihrer Sklaven mit ihnennach Oklahoma. Im Zuge des Bürgerkriegs wurden sie von ihren «Herren»frei gelassen und erhielten 1866 offiziell die Stammesmitgliedschaft.Gemischt-rassige Kinder wurden geboren.
Dann hielt die Bundesregierung in Washington 1906 im Indianer-Territorium eine Volkszählung ab. Dabei befragte eine Kommission dieStammesangehörigen und begutachtete ihre Hautfarbe. Es entstandenzwei Kategorien: Wer hell aussah, galt als voll- oder teilblütigerCherokee, die Dunklen erhielten den Namen «Freedmen», blieben aberStammesmitglieder. Auf der Basis der damaligen Klassifizierung wurdenun entschieden, wer im Stamm bleiben darf und wer nicht. «Einhistorischer Tag», sagte ein «Freedmen»-Gegner dem «Oklahoman». Erkönne «ruhig schlafen».