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Unwetter über Deutschland Unwetter über Deutschland: Orkan tötet Menschen und verwüstet Städte

11.07.2002, 05:54
Karte zum Unwetter in Berlin und Brandenburg
Karte zum Unwetter in Berlin und Brandenburg dpa

Berlin/dpa. - Nordöstlich der Hauptstadt musste ein Flugzeug derSchweizer Fluggesellschaft Swiss notlanden. Auf der Ostsee wurden vier Schiffe aus Seenot gerettet. Die Orkanböen erreichten ein Tempo bis zu 152 Kilometern pro Stunde und richteten auch in anderen Bundesländern Millionenschäden an.

Umgeknickte Bäume und Überflutungen führten vielerorts zu einem Verkehrschaos. Blitze setzten Dachstühle in Brand. In Berlin herrschte der Ausnahmezustand. Schäden gab es ferner in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen, Bayern, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Auf einem Jugendzeltplatz auf der Insel Schwanenwerder wurden zwei Jungen im Alter von 14 und 16 Jahren von umgestürzten Bäumen erschlagen. Weitere 12 Kinder und Jugendliche sowie zwei Betreuer wurden verletzt. 17 New Yorker Halbwaisen entgingen nur knapp der Tragödie auf der Insel. Die Kinder und Jugendlichen, die bei demTerroranschlag am 11. September in New York einen Elternteil verloren hatten, hatten kurz vor Beginn des Unwetters die Insel verlassen. In den Stadtteilen Reinickendorf und Hellersdorf wurden zwei 60 und 40Jahre alte Männer von umstürzenden Bäumen getötet. «Das Unwetter war ein schreckliches Ereignis, wie es seit Jahrzehnten in Berlin nicht passiert ist», sagte Innensenator Erhart Körting (SPD). Er ordnete für Freitag Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden an.

In Mühlenbeck nördlich von Berlin starb ein 18-Jähriger unter einem eingestürzten Laubendach. Im brandenburgischen Seelow und in Storkow wurden eine 25 Jahre alte Autofahrerin und ein 45 Jahre alter Mann von Bäumen erschlagen. Ein 35-jähriger Hamburger erlitt schwereVerletzungen, als er in Berlin-Wilmersdorf mitsamt einer Holzbaracke vier Meter in die Höhe geschleudert wurde. Alleine in Berlin und Brandenburg wurden 39 Menschen verletzt.

Das Swiss-Flugzeug war wegen des Sturms umgeleitet worden und musste auf dem Flugplatz Werneuchen nordöstlich der Hauptstadt notlanden. Bei der Landung wurde das Fahrwerk durch Gegenstände auf der Rollbahn schwer beschädigt, verletzt wurde niemand. Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung wurde während des Unwetters der Flugbetrieb auf den Flughäfen Berlin-Tempelhof und Berlin-Tegeleingestellt. Die Verspätungen bei Starts, Landungen und Überflügen addierten sich auf 16 000 Minuten.

Auch am Donnerstag waren Polizei, Feuerwehr und TechnischesHilfswerk im Großeinsatz, um die Schäden zu beseitigen. Nach einer ersten Bilanz knickte der Sturm in Berlin fast 1500 Bäume um. Die Feuerwehr registrierte mehr als 2000 Einsätze. Vier Personen waren von Bäumen eingeklemmt worden.

Auf der Insel Fehmarn wurde ein Mensch von einem Blitz getroffen und verletzt. In Bayern wurden fünf Menschen verletzt. In Sachsen erlitten mindestens drei Menschen Blessuren. Alleine in Mecklenburg-Vorpommern waren zeitweise über 90 000 Menschen ohne Strom. In Niedersachsen vernichtete das Unwetter in den Regionen Hannover und Hameln große Mengen der Getreideernte. In Bergen wurde mit 41 Litern Regen pro Quadratmetern der bundesweite Spitzenwert gemessen. In Schleswig-Holstein schoss in einigen Gemeinden Regenwasser aus den Gullydeckeln, weil die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr fassen konnte.

In der Ukraine wurden bei einem Fußballspiel sieben Spieler vom Blitz getroffen, zwei Menschen wurden getötet. In Tschechien wurden zwei Menschen durch umgeknickte Bäume verletzt. Der Zugverkehr an der deutsch-polnischen Grenze wurde durch das Unwetter beeinträchtigt.

Entwurzelte Bäume in Berlin
Entwurzelte Bäume in Berlin
dpa