Unicef-Studie Unicef-Studie: Junge Mütter haben ein hohes Armutsrisiko

Köln/dpa. - In den Industrieländern werden jährlich rund 1,25Millionen Teenager schwanger. Nach einem Bericht von UNICEF, der am Mittwoch in Köln vorgestellt wurde, brechen rund 500 000 der jungen Frauen unter 20 Jahren die Schwangerschaft ab, rund 750 000 bringen ihr Baby zur Welt. Deutschland liegt nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen bei der Rate der so genanntenTeenager-Mütter im Mittelfeld. Die Ausbildungsmöglichkeiten für diese jungen Frauen müssten weltweit dringend verbessert werden, fordert Unicef. In den Ländern der Europäischen Union sei das Armutsrisiko für junge Mütter etwa doppelt so hoch wie für ältere Frauen mitKindern.
Erstmals legte UNICEF eine internationale Vergleichsstudie überMütter zwischen 15 und 19 Jahren in 28 Staaten der Organisation fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor. Demnachhat sich die Zahl der Geburten bei Jugendlichen in den reichstenLändern in den vergangenen drei Jahrzehnten halbiert - die sozialenProbleme sind jedoch gewachsen. In Deutschland lebt rund die Hälfteder jährlich etwa 22 000 früh Gebärenden in relativer Armut. 54Prozent der heute 30-Jährigen, die hier zu Lande vor ihrem 20.Geburtstag ein Kind bekamen, zählen gesellschaftlich zu den «unteren20 Prozent», sagte UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden.
Die meisten Teenager-Mütter in den untersuchten Staaten leben nachUNICEF-Angaben in den USA. Dort liegt die Geburtenrate in derAltersgruppe der 15- bis 19- Jährigen bei 52 Kindern je 1000 jungeFrauen und damit doppelt so hoch wie in den meisten anderen OECD-Staaten. In Europa ist Großbritannien Spitzenreiter: Durchschnittlich31 von 1000 Teenagern bringen dort ein Kind zur Welt. Deutschlandliegt mit 13 Geburten bei 1000 jungen Frauen im Mittelfeld. Dieniedrigste Rate von etwa sieben Geburten je 1000 Frauen unter 20 istnach UNICEF-Angaben in Korea, Japan, der Schweiz, den Niederlandenund Schweden zu verzeichnen.
Viele Teenager-Mütter seien selbst unter schwierigen sozialenBedingungen groß geworden und hätten materielle Not, sexuellenMissbrauch oder Alkoholismus der Eltern erlebt. Häufig brächen jungeMütter wegen Überlastung oder sozialer Not ihre Ausbildung ab undverspielten damit die Chance, einen Beruf zu erlernen. «Die jungenMütter müssen plötzlich erwachsen sein, obwohl sie selbst ihreKindheit noch nicht hinter sich gelassen haben», hieß es.
Heranwachsende machten in fast allen Industrieländern immer frühersexuelle Erfahrungen und seien oft nur unzureichend daraufvorbereitet. Mehr als zwei Drittel der jungen Leute in den OECD-Staaten erlebten ihren ersten Geschlechtsverkehr vor dem 20.Geburtstag. Besonders frühzeitig genössen Teenager in den USA,Großbritannien und Australien ihre «sexuelle Freiheit»: Hier habebereits ein Viertel der 15-Jährigen Geschlechtsverkehr.