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Ungarn Ungarn: «Kontakt mit rotem Giftschlamm ist lebensgefährlich»

06.10.2010, 15:37
Roter, giftiger Schlamm überflutet nach einem Unfall in einem Aluminiumwerk in Ungarn eine Straße in Kolontar. (FOTO: DPA)
Roter, giftiger Schlamm überflutet nach einem Unfall in einem Aluminiumwerk in Ungarn eine Straße in Kolontar. (FOTO: DPA) MTI

Berlin/dpa. - Am Montag war ein Speicher einerAluminiumhütte geborsten und Bauxitschlamm ausgeflossen. VierMenschen kamen ums Leben, mindestens 123 wurden verletzt.

Wie gefährlich ist dieser Bauxitschlamm?

Geiger: «Der Schlamm ist hochgradig ätzend, direkter Hautkontakt kannlebensgefährlich sein. Durch den Unfall sind ja auch schon vierMenschen gestorben.»

Was bedeutet das Unglück für die Umwelt?

Geiger: «Es kommt darauf an, welche gefährlichen Stoffe in den Bodenund die Gewässer gelangt sind. Dort, wo der Schlamm direkt ins Wassergeflossen ist, sind die Fische verendet. Je mehr der Schlamm verdünntwird, desto geringer sind die direkten Schäden für Flora und Fauna.Da es viel geregnet hat, kann es sein, dass giftige Stoffe auch insGrundwasser gelangt sind. Welche Langzeitfolgen es gibt, ist nochnicht absehbar.»

Was genau ist Bauxit- oder Rotschlamm?

Geiger: «Bei der Bearbeitung von einer Tonne Bauxit, um darausAluminium herzustellen, entstehen zwei Tonnen giftiger Abfall. DieserBauxitschlamm enthält im Grunde die Stoffe, die auch im Bauxitenthalten sind. Und das kann je nach Herkunftsregion unterschiedlichsein. Grundsätzlich sind Laugen, Eisen und Titan im Rotschlamm.»

Was muss jetzt getan werden?

Geiger: «Der Rotschlamm muss beseitigt werden. Auf der Fläche muss eretwa mit Baggern und Schaufeln abgetragen und entsorgt werden. Fürdie Gewässer wäre ein Staudamm die sicherste Lösung gewesen, aber wirhaben keine Informationen darüber, dass einer gebaut wurde, um denSchlamm aufzuhalten. Dann gibt es noch die Möglichkeit, den Schlamm,der ins Wasser geflossen ist, zu neutralisieren. Allerdings bestehtdabei das Risiko, dass Schwermetalle freigesetzt werden. Man musssehr vorsichtig vorgehen.»

Wer ist schuld an der Katastrophe?

Geiger: «Schuld hat zunächst einmal der Betreiber, der den Damm desRückhaltebeckens nicht sicher gebaut hat oder dort zu vielIndustrieschlamm gelagert hat. Aber auch die EU trägt eine Mitschuld,denn die Sicherheitsstandards für die Abfallentsorgung in derBergbau-Industrie - speziell für solche Becken - sind viel zuniedrig.»

Eine Eisenbahnbrücke ist unter den Schlammmassen zusammengebrochen. (FOTO: DPA)
Eine Eisenbahnbrücke ist unter den Schlammmassen zusammengebrochen. (FOTO: DPA)
MTI