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Unfall Unfall: Güterzug rauscht in Vorgarten bei Münster

16.01.2006, 16:13
Der elfjährige Christopher Brink steht am Montag (16.01.2006) vor seinem Haus in Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) und blickt auf eine Lokomotive (Baujahr 1963) der Zechenbahn Ibbenbüren. Die Lok war aus bislang noch ungeklärter Ursache ungebremst über einen Prellbock in den Vorgarten des Grundstücks gefahren. (Foto: dpa)
Der elfjährige Christopher Brink steht am Montag (16.01.2006) vor seinem Haus in Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) und blickt auf eine Lokomotive (Baujahr 1963) der Zechenbahn Ibbenbüren. Die Lok war aus bislang noch ungeklärter Ursache ungebremst über einen Prellbock in den Vorgarten des Grundstücks gefahren. (Foto: dpa) dpa

Ibbenbüren/dpa. - Das tonnenschwere Werksfahrzeug der DSK Anthrazit GmbH walzteden Hühnerstall nieder und blieb schließlich an einerBegrenzungsmauer hängen - keine drei Meter vom Wohnhaus mit demKinderzimmer des elfjährigen Christopher entfernt. «Ich habe nur dasSchreien meiner Mutter gehört, dann sind wir nach draußen gerannt»,beschreibt die 39 Jahre alte Jutta Brink den Moment des Schreckens.Der Schock sitzt ihr immer noch in den Gliedern.

Das Unglück passierte beim Rangieren. Der 31-jährige Lokführerwollte mit seiner Elektro-Lok und den 16 mit Kohle beladenen Waggonsaus dem Werksgelände der Ibbenbürener Anthrazit-Zeche fahren, umrückwärts wieder dorthin zurückzukehren. Doch der Zug machte sichselbstständig, wurde auf der abschüssigen Strecke immer schneller.Kurz vor einem Prellbock auf dem Sicherungsgleis sah der 31-Jährigekeine andere Chance mehr, als sich mit einem beherzten Sprung vomFührerstand zu retten. Er blieb weitgehend unverletzt und erlitt nureinen kleinen Schock. Anwohner und Spaziergänger kamen nicht zuSchaden.

Dass alles so glimpflich abging, hatte Jutta Brink nicht gedacht.«Wo ist der Lokführer?» sei ihre erste Frage gewesen, als sie den Zugim durchpflügten Garten sah. Sie habe sofort die Polizei verständigt.Erst später konzentrierte sie sich auf die Schäden am eigenen Hab undGut. «Der Hühnerstall ist komplett weg», sagte sie. Doch auch dieTiere kamen mit dem Schrecken davon und wurden alle wiedereingefangen.

Der Zug nahm den Prellbock bei einer Geschwindigkeit von knapp 25Kilometer pro Stunde einfach mit und schob ihn bis in den Garten derBeermanns vor sich her. «Da waren 1600 Tonnen in Bewegung - daraufist so ein Prellbock nicht ausgelegt», sagte UnternehmenssprecherJosef Schulte-Röper. Rund 30 Meter legten die Lok und zwei angehängteWaggons ohne Gleise zurück, der Rest des Zuges blieb auf dem Gleisstehen. Zum Glück kippten weder Lok noch Waggons um. Sonst wäre derSachschaden - die Polizei schätzt ihn vorsichtig auf etwa 1,5Millionen Euro - noch größer gewesen.

Völlige Unklarheit herrscht noch über die Unglücksursache. DasBergamt Kamen hat die Untersuchungen dazu übernommen. Bis dieseabgeschlossen sind, wird der Zug weiterhin auf seinem ungewöhnlichenParkplatz stehen bleiben.